Fachvortrag der Seniorenvertretung
„Werde ich dement?“
EITORF - Ihre erfolgreiche Vortragsreihe rund um den Alltag älterer
Menschen setzte jetzt die Seniorenvertretung (SV) fort mit dem Thema
„Hilfe! Werde ich dement?". Wie stark dieses Thema Senioren
beschäftigt, zeigte die Besucherresonanz. Mehrfach mussten
zusätzliche Stühle aufgestellt werden bis letztlich knapp 100
interessierte Zuhörer den Saal im Bürgerzentrum füllten.
Als Referenten hatte die SV den Eitorfer Hausarzt Dr. Klaus Rösing
gewinnen können, Vorsitzender des Ärztenetz Eitorf (ÄNE) und
Mitinitiator des im Februar vom ÄNE gestarteten Projekts „Netzwerk
Demenz Eitorf-Windeck".
Ziel des Projekts sind Früherkennung und bessere Versorgung
demenzkranker Menschen, die Entlastung pflegender Angehöriger und vor
allem die Verzahnung der verschiedenen Versorgungsebenen. Umfassende
Informationen sollen die frühzeitige Inanspruchnahme von
Hilfeleistungen verbessern und für Betroffene sollen diagnostische
und therapeutische Maßnahmen möglichst einheitlich und
leitliniengetreu in allen Haus- und Facharztpraxen ablaufen. Möglich
wird dies durch die enge Vernetzung des ÄNE, dem ausnahmslos alle in
Eitorf niedergelassenen Ärzte angehören, dazu die leitenden Ärzte
des St. Franziskus Krankenhauses und der Psychiatrischen Dependance
der LVR-Klinik Bonn.
Über die eigenen Mitglieder hinaus pflegt das Netzwerk jedoch auch
eine enge Kommunikation mit Fachärzten, Therapeuten, Pflegediensten
und auch die Vernetzung mit Multiplikatoren wie der SV tragen zum
Erfolg bei. Ein vom Netzwerk Demenz entwickelter Netzwerkausweis
liefert Betroffenen, Angehörigen und Fachstellen wichtige Daten auf
einen Blick und ist in allen beteiligten Praxen in Eitorf und Windeck
erhältlich.
Wie relevant die intensive Beschäftigung mit dem Thema Demenz ist,
belegte Dr. Rösing eindrucksvoll mit Zahlen. Demnach gibt es in
Deutschland aktuell rund 1,2 Millionen Demenzkranke, jährlich kommen
rund 150.000 Neuerkrankungen dazu, für 2030 rechnet man mit 2,5
Millionen Erkrankten, von denen etwa 70 Prozent durch Angehörige zu
Hause versorgt werden.
Entgegen der vielfach verbreiteten Sorge, man sei der Krankheit
hilflos ausgeliefert, konnte Dr. Rösing neben medikamentöser
Behandlung auf vielfältige nicht-medikamentöse Therapien verweisen,
die einen Ausbruch verhindern oder den geistigen Abbau deutlich
verzögern können. Neben Begleitmaßnahmen wie Physio- oder
Ergotherapie gehören hierzu viele Dinge, die die Senioren selbst
beitragen können. Dazu zählen neben gesunder, vitaminreicher
Ernährung und viel Bewegung vor allem geistiges Training.
Angefangen von „Gehirnjogging" durch Rätsel-, Kombinations- oder
Gesellschaftsspiele über die Pflege von Sozialkontakten bis zur
Teilnahme an geselligen Veranstaltungen wie Theater- oder
Konzertbesuchen. Sich nicht abkapseln, am Leben teilnehmen und auch
immer wieder Neues wagen statt auf gewohnten Pfaden bleiben, ist Dr.
Rösings Credo.
Die befreiendste Nachricht für alle Teilnehmer war jedoch die
Versicherung, dass längst nicht jede Vergesslichkeit ein Zeichen für
sich anbahnende Demenz sein muss. Die berühmte Situation, im Keller
zu stehen und sich zu fragen, was man hier wollte oder die vergebliche
Suche nach dem passenden Wort treffe auch junge und gesunde Menschen,
zunehmende Vergesslichkeit sei eine normale Alterserscheinung und auch
Ablenkung oder Stress minderten die Konzentration.
- Renate Deitenbach
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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