Unterschriftensammlung für St. Josef
Wie geht es weiter mit der Filialkirche?

Im Advent fanden die letzten regelmäßigen Gottesdienste in St. Josef statt. | Foto: Deitenbach
  • Im Advent fanden die letzten regelmäßigen Gottesdienste in St. Josef statt.
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Harmonie -

Für heftigen Unmut bei den Freunden der Filialkirche St. Josef in
Harmonie sorgt die neue Gottesdienstordnung der katholischen
Pfarrgemeinde St. Patricius. Mit Beginn des neuen Jahres soll die
Vorabendmesse um 17 Uhr, statt wie bisher in St. Josef, künftig in
St. Franziskus Xaverius in Obereip stattfinden. Für St. Josef sind
gar keine regelmäßigen Eucharistiefeiern mehr geplant.

Ohne weitere Erklärung wurde die geänderte Gottesdienstordnung Ende
November in den Pfarrnachrichten veröffentlicht. Gemeindemitglieder
und nicht zuletzt Mitglieder des „Arbeitskreis St. Josef“ sind
über den „Entzug der Eucharistiefeier“ enttäuscht und auch
verärgert darüber, dass der für die Gottesdienstordnung maßgeblich
verantwortliche Pfarrgemeinderat (PGR) eine so weit reichende
Entscheidung nicht öffentlich begründet. Sie kritisieren, dass der
PGR „an den Menschen vorbei handele“, wollen die Entscheidung
nicht hinnehmen und haben eine Petition gestartet. Die
Unterschriftenlisten liegen bis Ende Januar in Eitorfer Geschäften
aus.

Konflikte zwischen dem AK und den Entscheidungsgremien der
Pfarrgemeinde schwelen seit Jahren (wir berichteten). Schon 2012 wurde
durch die Pfarrgemeinde eine Konzeptgruppe unter Leitung von Marlies
Schmitz eingerichtet, in der neben PGR- und KV-Mitgliedern vor allem
Mitglieder des AK Ideen erarbeiten sollten, um St. Josef mit neuem
geistigen Leben zu füllen. Das 2014 vorgelegte Konzept fand jedoch
nicht die Zustimmung des PGR und damit auch keinen Eingang in das
pastorale Gesamtkonzept der Pfarrgemeinde, das 2018 von Pastoralteam,
PGR und Kirchenvorstand (KV) verabschiedet wurde.

Die Unterstützer von St. Josef haben für das im Bistum einmalige
Beispiel zeitgenössischer Kirchenbaukunst inzwischen Denkmalschutz
beantragt und möchten die Filialkirche über ein vielfältiges
Gottesdienstangebot hinaus, zu einer Kulturkirche mit Ausstellungen,
Konzerten und Bildungsangeboten ausbauen. Der PGR hält hingegen St.
Josef für die pastorale Zukunft der Gemeinde für entbehrlich. Für
2020 plant der AK eine Reihe von Veranstaltungen zum 50. Jubiläum der
Kircheneinweihung, während der PGR nicht nur die Änderung der
Gottesdienstordnung befürwortet, sondern auch die komplette
Schließung der Kirche zum Ende des Jubiläumsjahres, wie der
PGR-Vorsitzende Markus Hastenrath auf Nachfrage bestätigte. Hierfür
liegen bereits Beschlüsse von PGR und KV vor.

Selbst die Gestaltung des Jubiläumsprogramms birgt Konfliktpotential,
so AK-Mitglied Paul Hüsson. Der AK möchte die von ihm beantragten
Veranstaltungen im Geiste des Geburtstages begehen und als Anregung
für die Entwicklung zu einer Kirche der Zukunft verstanden wissen, so
Hüsson. Die Gremien erwarteten jedoch eine Umsetzung als Serie von
Abschiedsveranstaltungen bei der die Geburtstagsmesse gleichzeitig als
Abschlussmesse gefeiert werden solle. Der AK hat inzwischen
schriftlich zu den differierenden Auffassungen Stellung bezogen und
fordert eine Pfarrversammlung, um über die Zukunft von St. Josef zu
informieren.Für die stellvertretenden Vorsitzenden des KV, Bernd
Reindorf und Georg Ahr, ist die Kritik an der geänderten
Gottesdienstordnung nicht nachvollziehbar. Die Änderung sei
keinesfalls unerwartet, sondern eine Konsequenz aus dem beschlossenen
pastoralen Zukunftskonzept, das intensiv mit Vertretern des Bistums
beraten worden sei. Bei der Entscheidung spielten nicht monetäre,
sondern ausschließlich pastorale Gründe eine Rolle. Aufgabe der
Pfarrei sei es, sich so aufzustellen, dass man handlungsfähig bleibe
und dabei möglichst nah am Menschen. Bei knapp 10.000
Kirchenmitgliedern besuchten die Sonntagsmessen nur rund 250 Menschen
verteilt auf alle sieben Kirchen der Gemeinde. Eine Kirche müsse
daher geschlossen werden und eine Reihe sachlicher Gründe habe zur
Entscheidung für St. Josef geführt. Die Kirche sei nie richtig
angenommen worden und auch das Konzept des AK lasse keine deutliche
Wiederbelebung erwarten. Eine echte Heimatgemeinde sei nicht
vorhanden, die durchschnittlich 30 bis 40 Messbesucher kämen aus ganz
Eitorf. Schon vor Jahren sei die frühe Vorabendmesse im Sommer
zeitweise nach Obereip verlegt worden und dort stets gut besucht. Für
Veranstaltungen aller Art mangele es in St. Josef zudem an
Infrastruktur. Nicht nur ein Pfarrheim, selbst Toiletten fehlten dort.

Auf Nachfrage räumten die KV-Vertreter ein, dass das pastorale
Zukunftskonzept zwar kein Geheimdokument, aber auch nicht öffentlich
kommuniziert worden sei. Dass der moderne Baukörper mitverantwortlich
für mangelnde Akzeptanz von St. Josef bei Teilen der Gemeinde sein
könne, schließen sie nicht aus. Einen von Unterstützern der Kirche
vermuteten Zusammenhang zwischen dem Liturgieverständnis des zweiten
Vatikanischen Konzils, das sich in der Architektur des Zentralbaus
ausdrückt, und der Entscheidung der Pfarrgremien gegen St. Josef,
weisen sie jedoch zurück.

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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