Austausch von Straßenbäumen
Zu wenig Platz, zu große Kronen, zu nah am Haus
Eitorf - Unerwarteter Gegenwind schlug der Verwaltung im Bauausschuss entgegen,
für den vorgelegten Entwurf eines Pflege-, Unterhaltungs- und
Entwicklungskonzepts für gemeindliche Straßenbäume.
Das Konzept sei im Kontext des 2014 beschlossenen
Unterhaltungskonzepts für Verkehrsflächen zu verstehen und diene
rechtzeitiger Vorsorge, bevor Funktionseinschränkungen oder gar
Vermögensminderungen einträten, so die Vorlage.
Wichtige Ziele seien nachhaltige Substanzerhaltung, Gewährleistung
der Sicherheit der Straßenbenutzer und nicht zuletzt verbindliche
Planungssicherheit, doch auch der Werterhalt von anliegenden
Immobilien und die Minderung von Aufwendungen für die laufende
Unterhaltung habe man dabei im Blick. Konkret geht es jedoch zunächst
in einer vorgelegten Planungsliste nicht um Pflegemaßnahmen sondern
den Komplett-Austausch von Bäumen in verschiedenen Straßenzügen,
darunter Goethestraße, Markt, Asbacher- und Siegstraße.
Das rief den Ärger insbesondere von Sascha Liene (FDP) hervor
Nach einer „nett klingenden“ und die Wichtigkeit von
Straßenbäumen betonenden Einleitung werde im Fazit ein Freibrief
für einen Kahlschlag gefordert, empörte sich Liene. Das Konzept
konterkariere alle Bemühungen um Attraktivitätssteigerung im
Ortskern, außerdem sehe er die Fachabteilung nicht in die Planung
eingebunden.
Dem widersprach vehement der Erste Beigeordnete Karl Heinz Sterzenbach
Sowohl der Umweltbeauftragte Josef Matthias Freiburg als auch die
Fachleute des Bauhofs hätten die bislang in Rede stehenden Bäume
ausgiebig untersucht. Es gehe auch keineswegs um einen Kahlschlag
sondern um den Austausch von Bäumen die für ihren Standort
ungeeignet seien und daher Schadpotential bergen würden.
Es gebe eben Bäume mit zu kleinen Baumscheiben, zu großen Kronen, zu
geringem Wurzelraum oder zu wenig Abstand zu Häusern oder Leitungen.
Diesen Sachstand bestätigte Markus Reisbitzen (CDU) insbesondere für
die Goethestraße, die im Konzept als erste Austauschmaßnahme
aufgeführt ist und für die die CDU-Fraktion bereits im vergangenen
Herbst einen Austausch der Bäume beantragt hatte.
Die Argumente reichen von Verschmutzung der Fassaden bis zu
Wurzeleinwüchsen in Kellermauerwerk und Kanalhausanschlüsse
Auch Michael Fuchs (SPD), im Hauptberuf Gartenbaufachmann, sprang der
Verwaltung bei und erläuterte am Beispiel historischer Robinien,
warum diese heute Problembäume seien. Heutige Robinien wüchsen im
unteren Bereich deutlich schwächer, alte Sorten hingegen sprengten im
Laufe der Zeit den Wurzelraum. Auch das Kronenwachstum nehme bei den
alten Sorten Überhand, Beschneiden löse das Problem nicht sondern
führe zu Fäulnis und neuen Problemen. Solche Bäume gehörten
einfach nicht in den Straßenraum und gerade zum Erhalt von
Straßenbegleitgrün sei der sukzessive Austausch gegen langfristig
geeignete Bäume sinnvoll.
Fuchs Schilderungen entsprächen exakt der Beurteilung der eigenen
Fachleute, hielt Sterzenbach fest und machte noch einmal deutlich, man
wolle keinen „Freibrief“ sondern ein geordnetes Verfahren für
nachhaltige Entwicklung. Auch vermeide man so aufwändige
Mehrfachuntersuchungen durch die Fachkräfte ebenso wie Ärger in der
Bevölkerung bei jeder neuen unerwarteten Baumfällung.
Dann dürfe das Konzept aber nicht einzelne Straßen begünstigen
sondern müsse für alle gelten, reklamierte Bernd Thienel (SPD).
Das sei der Plan, bestätigte Bauamtsleiter Hartmut Derscheid, das
Konzept solle kontinuierlich fortgeschrieben werden. Die aktuelle
Liste berücksichtige den Planungszeitraum bis 2025. Jeder Austausch
schlage mit rund 1.100 Euro zu Buche, so dass die Maßnahmen nur peu
á peu möglich seien.
Einigung nach zähem Ringen jetzt zur Abstimmung in den Rat
Letztlich einigte sich der Ausschuss dahingehend, dass das Konzept
verabschiedet werden, aber vor Beginn jeder Maßnahme dem
Fachausschuss eine Detailplanung samt Kosten zur Genehmigung vorgelegt
werden solle. Damit erklärten sich auch die Kritiker einverstanden.
Wenn der Rat dieser Lösung zustimmt, soll in einer der nächsten
Sitzungen des Fachausschusses als erste Maßnahme über den Austausch
der Bäume in der Goethestraße entschieden werden.
- Renate Deitenbach
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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