Spannender Rückblick
Als der 1. Weltkrieg endete

Gebannt blickt Karl Heinz Heinen auf ein schwarz-weißes Foto. Zu sehen ist das Pfeifer Stift. Es zeigt einen Ausschnitt aus dem Stadtbild um 1918. | Foto: Tafelski
  • Gebannt blickt Karl Heinz Heinen auf ein schwarz-weißes Foto. Zu sehen ist das Pfeifer Stift. Es zeigt einen Ausschnitt aus dem Stadtbild um 1918.
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Elsdorf - (dit) Wie sich das alltägliche Leben in Elsdorf gestaltete als der 1.
Weltkrieg endete, das zeigt eine Ausstellung im Rathaus. Tage des
Bangens und des Jubels, aber auch der Depression und des politischen
Chaos spiegeln die Noll-Chroniken sowie historische Dokumente, Bilder
und Exponate aus dem Stadtarchiv wider. Vorträge und Musik zum
100-jährigen Ende des Ersten Weltkrieges rundeten die
Ausstellungseröffnung ab.

Während 100 Jahre nach dem Ende des 1. Weltkrieges Staats- und
Regierungschefs nahe der nordfranzösischen Stadt Compiègne der
Weltkriegsopfer gedachten, setzten auch Vertreter der Elsdorfer und
der französischen Partnerstadt Bully les Mines ein wichtiges Signal
für den Frieden in Europa. Sie erinnerten gemeinsam an das Ende des
Ersten Weltkrieges. Damals unterzeichneten der französische Marschall
Ferdinand Foch und der deutsche Politiker Matthias Erzberger bei
Compiègne in einem Eisenbahnwaggon den Waffenstillstand - und mit der
Unterzeichnung des Friedensvertrags 1919 endete der Erste Weltkrieg
völkerrechtlich. Heute existieren vielerorts Städtepartnerschaften,
um Brücken der Verständigung zu bauen, Feindbilder abzubauen. Zur
Ausstellungseröffnung ist im Gegenzug eine kleine Abordnung der
Partnerstadt nach Elsdorf angereist.

Gemeinsam mit den Organisatoren der Ausstellung und Stadtvertretern
begaben sich die Gäste auf eine aufschlussreiche Zeitreise ins Jahr
1918 und 1919. Im Rathaussaal wurden in einer Dia-Show Fotos die
Momentaufnahmen zur Gedenkfeier der Delegation mit Bürgermeister
Andreas Heller in der französischen in der Partnerstadt gezeigt.
„Um zwei Stunden haben wir den französischen Präsidenten
verpasst… Es war sehr beeindruckend - eine ganz andere
Erinnerungskultur als bei uns “, berichtet Pressesprecher Robert
Wassenberg. Dann begann Stadtarchivar Christoph Hoischen aus den
„Noll-Chroniken“ vorzulesen. Friedrich Wilhelm Noll, Direktor der
ehemaligen Volksschule, führte bis 1937 ausführlich Tagebuch. Das
„Unikum“, wie Hoischen ihn bezeichnete, ist mit seinen
Beobachtungen und Gedanken zum wichtigen Chronisten geworden, der
Ereignisse in Elsdorf millimetergenau historisch skizziert.

Ausschnitte der Aufzeichnungen vom 21. Oktober bis Weihnachten 1918
zeigen parallel zu den historischen Ereignissen beeindruckende
Einblicke in das Leben der Menschen in dem kleinen Ort. „Es ist so
traurig. Die Menschen trauen Wilsons ernster Friedensabsicht nicht“,
hören die Besucher im Saal gespannt zu. Gemeint ist der amerikanische
Präsident Woodrow Wilson. Die Dorfbewohner hamstern ihr Kleingeld,
sodass Kleingeldnot herrscht. „Die Zuckerfabrik, die Post und
Unternehmen können ihrer Arbeiter nicht auszahlen.“ Daraufhin –
weil es anderorts genauso ist - druckt die Nationalbank
Papierkleingeld. „Butter kostet 3 Millionen“ steht auf einer Tafel
im Foyer des Rathauses.

Auf Schautafeln und in der Vitrine im Foyer des Rathauses konnten die
Besucher weitere interessante und kuriose Details erfahren und sehen.
So hatte ein Mädchen ihrer Mutter nach dem Abzug der englischen
Offiziere, die kleine „Engländerchen“ zurückließen, ihre Sorge
mitgeteilt: das Schlimmste sei wohl, wenn das Neugeborene später kein
Wort deutsch verstehen würde.

Gebannt blickt Karl Heinz Heinen auf ein schwarz-weißes Foto. „Hier
bin ich geboren und hier hat meine Mutter als freiberufliche Hebamme
gearbeitet“, erklärte der Elsdorfer. Zu sehen ist das Pfeifer
Stift. Heinen kann sich auch sehr gut an den Abriss des Gebäudes vor
40 Jahren erinnern. Heute sieht man an dieser Stelle nur ein leeres
Grundstück. Genau wie Karl Heinz Heinen, erkannten viele Besucher
bekannte Gebäude oder Menschen auf den Bildern wieder.

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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