Blasen an den Füßen und Schlafentzug
Seit 575 Jahren Pilgerreisen
Elsdorf-Berrendorf - (mf) 150 Kilometer Fußweg, Blasen an den Füßen und Schlafentzug:
All das gehört seit jeher zu den Pilgerreisen der
Matthiasbruderschaft. Mit einer Festmesse in der Kirche Sankt Michael
haben die Pilgern nun ihr Jubiläum zum 575-jährigen Bestehen
gefeiert.
Die Festmesse hielt Abt Ignatius Maaß aus Trier. Der Abt steht der
Benediktinerabtei Sankt Matthias in Trier vor, zu der die Berrendorfer
jedes Jahr am Sonntag vor Pfingsten pilgern. Das einzige Apostelgrab
nördlich der Alpen erreichen sie vier Tage später.
Bis dahin haben sie bis zu 40 Kilometer pro Tag zurückgelegt und sind
meist noch vor Sonnenaufgang auf den Beinen. „Ich habe jedes Mal
Gänsehaut, wenn unsere Bruderschaft in den Vorhof der Basilika
einzieht. Das ist ein einmaliges Gefühl”, sagt Eva Maria Kaiser,
Präfektin der Bruderschaft.
Von den Widrigkeiten der Reise lassen sich die Pilger nicht
beeindrucken. Die Wallfahrt nach Trier verlangt ihnen trotzdem einiges
ab. „Der Schlaf wird von Tag zu Tag immer weniger. Einen Tag stehen
wir schon um 3.45 Uhr auf“, erklärt Brudermeister Eddy Schmidt.
Manche der rund 40 Pilger gehen bereits seit Jahren mit oder folgten
Eltern und Verwandten in die Bruderschaft.
Für die war die Reise in der Vergangenheit beschwerlicher. Statt
festen Wanderschuhen schützen Eisenbeschläge unter den Schuhen die
Füße, Verpflegung und Kleidung transportierten die Pilger in
schweren Holzkisten. Auf einem Kreuz, das die Mitglieder der
Bruderschaft aus alten Fotos zusammengestellt haben, ist noch zu
sehen, wie damals gepilgert wurde. Die Fotos entstanden zum Teil kurz
nach Kriegsende.
Seit sechs Jahren bietet die Matthiasbruderschaft an zwei Tagen im
Herbst auch eine Jugendwallfahrt an. Demnächst soll auch ein
Schnuppertag für Interessierte und eine Reise für Senioren
hinzukommen, bei der nur einzelne Abschnitte zu Fuß bewältigt werden
können.
Mindestens noch weitere 575 Jahre will die Bruderschaft nach Trier
pilgern. Aus welchen Gründen die Pilger ihre beschwerliche Reise dann
antreten, wissen nur sie selbst. 1442 pilgerten die Matthiasbrüder
das erste Mal nach Trier, um dafür zu beten, dass eine Pestepedemie
endet. Heute sind es andere Gründe. „Jeder hat sein eigenes
Anliegen. Manche wollen den Alltag vergessen, andere wollen die Natur
genießen“, erklärt Präfektin Kaiser.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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