Turnhalle Bliesheim
Bald geht es endlich los - wie bei Christo

Georg Over (v.l.), Burkhard Gäntgen, Rainer Kupp, Frank Jüssen, Gerd Schiffer, Benno Arnold und seine Mitarbeiterin Petra Vogelsberg diskutierten vor Ort über die Problematiken bei der Sanierung der Turnhalle. | Foto: Düster
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  • Georg Over (v.l.), Burkhard Gäntgen, Rainer Kupp, Frank Jüssen, Gerd Schiffer, Benno Arnold und seine Mitarbeiterin Petra Vogelsberg diskutierten vor Ort über die Problematiken bei der Sanierung der Turnhalle.
  • Foto: Düster

Erftstadt-Bliesheim (vd). Die Mienen von Bliesheims Ortsbürgermeister Frank Jüssen sowie den Vereinsvertretern Burkhard Gäntgen, Vorsitzender der Dorfgemeinschaft, und Georg Over, Vorsitzender der Tanzgruppe „InTakt“, waren säuerlich, als man sich auf Initiative des Erftstadt-Anzeigers mit den Verantwortlichen der Stadt an der Turnhalle in Bliesheim traf: „Ich kann Ihren Ärger verstehen, wir hätten uns auch gewünscht, dass es schneller geht. Aber hier hat es leider immer wieder böse Überraschungen gegeben.“

So startete der Wiederaufbaumanager der Stadt Erftstadt, Gerd Schiffer, den Versuch, zu erklären, warum sich auf den ersten Blick seit drei Jahren nicht wirklich viel an der Turnhalle getan hat. Neben den eingeschränkten personellen Ressourcen – da die Stadt keine zusätzlichen, befristet einzustellenden Ingenieure hatte gewinnen können, muss der gesamte Wiederaufbau mit dem vorhandenen Personal neben dem „normalen“ Tagesgeschäft gestemmt werden, so Gerd Schiffer – stellten sich an der Turnhalle nach und nach gleich mehrere Schadstoffbelastungen heraus. „Manches war nicht verwunderlich, anderes aber auch absolut nicht vorhersehbar“, erklärten Rainer Kupp, Architekt und Mitarbeiter des Eigenbetriebes Immobilien der Stadt, sowie der extern beauftragte Architekt Benno Arnold. So sei die Fugenverfüllung in der damaligen Bauweise in der Regel mit PCB-belastetem Material erfolgt. Der Schadstoff sei mit den Jahren in den Beton gezogen. „Die Fugen wurden entsprechend ausgefräst und der belastete Beton abgetragen“, so die Architekten.

WEITERE GESCHICHTEN DREI JAHRE NACH DER FLUT

Darüber hinaus fanden sich in der Dämmung Schadstoff-Belastungen und – zur Überraschung aller Beteiligten – in den Wandfarben: „Hier wurden asbesthaltige Anstriche verwendet, das ist im Rahmen der ganzen Untersuchungen eher zufällig ans Licht gekommen, weil damit niemand gerechnet hat“, erklärte Rainer Kupp. Hinzu kommt eine weitere Belastung, die der Bauweise der 70er Jahre geschuldet ist: „Seinerzeit war das ‚Kaltdach‘ gang und gäbe. Durch die Temperaturunterschiede bildet sich dabei aber mit den Jahren häufig Schimmel – so auch in den ‚Anbauten‘ der Halle, also den Umkleiden und Funktionsräumen“, fassten Benno Arnold und Rainer Kupp zusammen. Aber warum sind diese ganzen Belastungen nicht schon bei der Sanierung vor gut 15 Jahren aufgefallen? „Damals handelte es sich im Rahmen eines Konjunkturpaketes um eine teil­energetische Sanierung, vor allem im Außenbereich. All das, was jetzt zu Tage getreten ist, war seinerzeit gar nicht Gegenstand der Maßnahmen und wurde daher auch nicht geprüft“, erklärte Benno Arnold.

Wie ein Kunstwerk Christos

Und was bedeutet das nun konkret? Wie geht es mit der Turnhalle nun weiter? „Nach den Ferien geht es los. Dann werden als erstes die Schadstoffsanierer anrücken“, versprach Benno Arnold. Die Turnhalle dürfte dann wie ein Werk des Künstlers Christo anmuten, denn: „Der gesamte Bau wird für die Arbeiten eingehüllt, nur die Experten dürfen dann noch rein“, so Rainer Kupp. Diese Arbeiten dürften rund zwei Monate andauern und alleine Kosten von rund 120.000 Euro verursachen, aber: „Auch die sind über den Wiederaufbaufonds abgedeckt“, betonte Gerd Schiffer. Danach sollen unmittelbar die weiteren Gewerke folgen. Dann werde im Bereich der Anbauten unter anderem auch eine neue Betondecke eingezogen.

Vorkehrungen gegen Wassereinbruch

Auf diesem neuen Dach würden dann auch Vorkehrungen zur Versorgung der Räume ihren Platz finden: „Wir achten bei der Sanierung darauf, dass wir das, was wir in der Hand haben, vor einem neuerlichen Wassereinbruch schützen. Deshalb wird zum Beispiel die Heizungsanlage in der Halle und in den Umkleiden an der Decke installiert“, so Rainer Kupp.

Und wann soll die Halle dann endlich wieder den Bliesheimer Grundschülern und den Vereinen zur Verfügung stehen? „Wenn alles glatt läuft, gehen wir von zwölf Monaten Bauzeit aus. Unser Wunsch ist es, zum neuen Schuljahr 2025/26 im August fertig zu sein“, erklärte das Trio Arnold, Kupp und Schiffer.

Frage nach einer Mehrzweckhalle

Burkhard Gäntgen und Georg Over warfen angesichts dieser ganzen Maßnahmen noch einmal die Frage auf, ob es nicht sinnvoll sei, die Sporthalle bei dieser Gelegenheit zu einer Mehrzweckhalle „umzurüsten“, damit auch größere Veranstaltungen in der Halle ausgerichtet werden könnten. „Dann reden wir aber über ganz andere baurechtliche Fragen: ­Sanitäranlagen, Bühne, Lärmschutz, um nur einige zu nennen. In puncto Anforderungen gilt da ein Vielfaches dessen, was für eine Sporthalle gilt. Und ein schwingender Sportboden, wie er zuvor verlegt war, ist für Veranstaltungen, auch mit Abdeckungen, gänzlich ungeeignet“, führte Rainer Kupp aus und riet: „Stellen Sie einen entsprechenden Antrag, damit diese Idee geprüft werden kann.“

Für Gerd Schiffer und Frank Jüssen hätte ein solcher Antrag aber kaum Chancen auf Realisierung, denn: „Eine solche Maßnahme wäre nicht über den Wiederaufbaufonds abgedeckt. Angesichts der klammen Stadtkasse wäre eine solche Millioneninvestition kaum darstellbar.“ So oder so, nach den Ferien geht es also endlich deutlich sichtbar los, mit der „Einkleidung“ der gesamten Halle zur Schadstoffsanierung.

Redakteur/in:

Düster Volker aus Erftstadt

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