Borrer Orgelbier
Bier trinken für die Orgel
Erftstadt - (gr) Die letzten 50 Liter des „Borrer Orgelbiers“ fließen derzeit
durch den Zapfhahn der Brauerei „Blue Cat“ in Lechenich. Für
Donatus Haus, Seelsorgebereichsmusiker Erftstadt-Börde, ein Grund zur
Freude und zum Feiern. Denn der Verkauf des „Borrer Orgelbieres“
hat in nicht unerheblichem Maß zur Finanzierung der Orgel in St.
Martinus in Borr beigetragen. 41.000 Euro sind insgesamt bereits
zusammengekommen. „Sensationell für ein Dorf mit 401 Einwohnern.
Die restlichen 4000 Euro schaffen wir auch noch“, ist sich Haus
sicher.
Doch der Reihe nach. Als Haus 2017 erfuhr, dass die Musikhochschule
eine Orgel bei einer Auktion versteigern wollte, sah er die Chance
gekommen, seine lang gehegte Utopie wahr werden zu lassen: Eine eigene
Orgel für die Gemeinde Borr, die die Leihorgel des Erzbistums
ersetzen würde. Beim zunächst skeptischen Kirchenvorstand leistete
er Überzeugungsarbeit – über 40.000 Euro veranschlagte Kosten für
eine so kleine Gemeinde - das war schon eine Ansage. Aber der Glaube
von Haus funktionierte, eine benachbarte Kirchengemeinde streckte kurz
vor der Auktion einen erklecklichen Geldbetrag vor. Die Auktion selbst
lief über das Internet ab, erwies sich als echter Krimi gegen zwei
Mitbewerber. Am Ende hatte aber Haus die Nase vorn und erhielt den
Zuschlag für 25.400 Euro. „Ein toller Preis für eine
generalüberholte Orgel von 1981 mit neuem Motor und zehn Registern,
vor allem wenn man bedenkt, dass ein Register bis zu 15.000 Euro
kostet“, freut sich Haus. Weitere Kosten für Transport, Aufbau,
Anpassung an den Raum ließen die Gesamtkosten auf 44.500 Euro
steigen. Am 16. September dieses Jahres wurde die Einweihung gefeiert.
Um Ideen, wie ein solcher Betrag finanziert werden könnte, war Haus
zuvor bei einer Sitzung des Kirchenvorstands nicht verlegen gewesen.
Unter dem Motto „Sei eine Note in Gottes Melodie“ legte er ein
Patenschaftsprogramm für die 505 Orgelpfeifen auf, das bislang 20.000
Euro eingebracht hat. „Ein paar Patenschaften für 20 oder 30 Euro
gibt es noch“, verrät Haus. Benefizkonzerte brachten weiteres Geld
ein. Allerdings war die Absage des beim Erzbistum beantragten
Zuschusses in Höhe von 17.000 Euro ein harter Schlag ins Kontor der
Kirchengemeinde.
Und an dieser Stelle kommt das Orgelbier ins Spiel. Bei einem Freund
in Worringen hatte Haus bereits Erfahrung gesammelt mit dem Brauen von
Orgelbier. Mit einer letzten Flasche dieses Orgelbieres und der
zugehörigen Rezeptur wurde er bei Biersommelier Klaus Keller im Blue
Cat vorstellig. Der ließ sich schnell anstecken vom Enthusiasmus des
Kirchenmusikers, und so wurde der 6. August 2018 als Brautag
terminiert: 700 Liter „Borrer Orgelbier“ stellten Keller als
„Braumeister“ und vier „Brauknechte“ an diesem Tag her, ein
obergäriges Bier mit 5,2 Prozent Alkoholgehalt, mild gehopft und dem
Kölsch nicht unähnlich. Davon wurden 1152 Flaschen à 0,33 Liter in
Bonn abgefüllt und in Borr von Hand etikettiert. Der Sechserpack ging
dann für je 30 Euro in den Verkauf. Vier Fässer waren für die
Einweihungsfeier der Orgel und weitere Veranstaltungen vorgesehen.
Einige Sechserpacks sind derzeit noch im Blue Cat erhältlich, außer
den bereits erwähnten restlichen Litern, die noch im Ausschank sind.
Bereits am Freitag, 22. Februar, 19 Uhr, sammelt Haus weiter Geld ein
bei einem Benefizkonzert in Borr. Denn dank der neuen Orgel ist die
Pfarrkirche St. Martinus nun auch im Reigen der Erftstädter
Orgelkonzerte vertreten.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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