Zukunft des Marien-Hospitals
„Das wird das modernste Krankenhaus von NRW!“

Keine Kranken-,  „nur“ Handwerkerwagen - Dr. Franz-Georg Rips vor der „Baustelle“ Marien-Hospital. | Foto: Düster
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  • Keine Kranken-, „nur“ Handwerkerwagen - Dr. Franz-Georg Rips vor der „Baustelle“ Marien-Hospital.
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Auf die „pure Verzweiflung“ folgte schnell großer Tatendrang. Doch die „Baustelle“ Marien-Hospital ist auch ein Jahr nach der Flut noch eine große – und komplizierte! Aber: Ab September soll die Ambulanz als erster Bereich wieder öffnen.

Erftstadt-Frauenthal. Das Marien-Hospital ist eines von wenigen, wenn nicht gar das einzige Parterre-Krankenhaus in Deutschland. „Darauf waren wir stolz! An diesem Tag war es allerdings Fluch und kein Segen“, blickt Dr. Franz-Georg Rips, ­Sekretarius im Vorstand der Stiftung Marien-Hospital Erftstadt-Frauenthal, Träger des Marien-Hospitals, zurück. Denn so überschwemmten die Wassermassen am 15. Juli das gesamte Krankenhaus: „Hier stand 1,50 Meter hoch alles voll Wasser. Die Flut zerstörte das ganze medizinische Gerät, das Mobiliar, die Haustechnik, die Heizung, einfach alles. Im Altenheim nebenan, das sich, wie auch das Hospiz, ebenfalls in unserer Trägerschaft befindet, wurden entsprechend der Keller und das Erdgeschoss geflutet. Da blieben uns wenigstens die oberen Etagen erhalten“, fasst Dr. Franz-Georg Rips zusammen. Aber auch am Marien-Hospital wurde nach der Flut tatkräftig mit angepackt:

"Unbeschreibliche Hilfe - Pfleger und Ärzte wurden Bauarbeiter"

„Die Hilfe und Solidarität war unbeschreiblich!“ Und auch das medizinische Personal leistete Unglaubliches: „Das Land hat ja zum Glück direkt die Bedarfsbestätigung ausgesprochen. So konnten wir sofort loslegen. Aus Pflegern und Ärzten wurden dann Bauarbeiter. Denn nach dem großen Auf- und Ausräumen half unser Team dabei, den Putz von den Wänden zu schlagen, damit der Baukörper, der letztlich als einziges geblieben war, trocknen konnte.“

Nach den ersten zwölf Wochen hatte man über 300 Container voll Abfall und Schutt aus den Gebäuden geholt. „Im Oktober haben dann die ersten tatsächlichen Wiederaufbau-Arbeiten begonnen“, erinnert sich Dr. Rips. Dabei trat ein neues Problem zu Tage: „Die Substanz der Gebäude! Der Teil um die Kapelle ist aus den 1870er Jahren. Die Hochwasserschäden waren das eine, Schäden an der teils sehr alten Bausubstanz das andere.“ Und so mussten die Planungen und zunächst genannte Termine revidiert werden. Jetzt steht allerdings ein Zeitplan, „der auf keinen Fall noch einmal verschoben werden soll“, betont Dr. Rips.

Ambulanz soll am 1. September öffnen

Eine Garantie kann es zwar nicht geben, doch die Zuversicht ist sehr groß, dass „am 1. September unsere Ambulanz an alter Stelle wieder öffnen wird.“ Denn in diesem Bereich sind die Arbeiten bereits weit fortgeschritten. Sogar erste medizinische Geräte sind installiert, das Mobiliar steht bereit. „Wir starten mit einer Art Praxis-Betrieb, also noch eingeschränkt, weil wir keine Betten zur Aufnahme haben. Aber der erste große Schritt wäre damit erreicht“, so Dr. Rips. Nach und nach soll das Marien-Hospital dann wieder in den „Normal-Betrieb“ gehen. Die ersten Krankenzimmer sollen auf der alten Intensivstation eröffnen. Als erster großer Trakt soll „Bruno“ folgen, „denn auch da sind wir schon recht weit. Zimmer werden wieder erkennbar.“ Danach soll Johannes folgen und zu guter Letzt, Ende des Jahres, der Küchenbetrieb. „So lange wird ein Caterer benötigt. Insgesamt kann man aber sagen: Wir haben extra ein auf medizinische Einrichtungen spezialisiertes Architekturbüro ausgewählt, das macht sich bemerkbar und bezahlt!“

Das „Herzstück“ wird noch länger fehlen - der OP

Doch auch zum Jahresende wird das eigentliche „Herzstück“ des Marien-Hospitals immer noch fehlen: der OP. „Hier haben wir die größten Lieferschwierigkeiten. Es ist überall problematisch, aber bei den OP-Gerätschaften haben wir Lie­ferzeiten von 50 Wochen. Der OP-Betrieb ist deshalb erst wieder ab dem 1. Februar 2023 geplant.“

Gebäude und Gerätschaften sind aber nur die eine „Baustelle“, wie Dr. Rips betont: „Nach der Flut hatten wir Personal, aber kein Krankenhaus. Damit wir am Ende nicht ein Krankenhaus ohne Personal haben, mussten wir uns auch da etwas überlegen.“ Das Personal wurde weiter beschäftigt und voll entlohnt, später mit reduzierten Bezügen. Und so kann Dr. Rips aktuell erfreut verkünden: „Wir haben über 90 Prozent unseres Teams halten können!“ Während der vergangenen Monate waren einige Mitarbeiter bei den kooperierenden Krankenhäusern in Frechen und Bedburg aktiv sowie in einer mobilen Impfstation. Die meisten der rund 300 Mitarbeiter warten aber seit Monaten darauf, dass es endlich wieder losgeht. Wenn sie zurückkehren, werden sie „im modernsten Krankenhaus von Nordrhein-Westfalen arbeiten“, freut sich Dr. Rips.

Ausrichtung auf die Zukunft des Marien-Hospitals

Mit seinem Krisenstab, dem auch die Chefärzte um Dr. Hubert Titz, Ärztlicher Direktor des Marien-Hospitals, angehören, richtete Dr. Rips den Blick auch auf die Zukunftsfähigkeit des Krankenhauses: „Wir werden mit der Chirurgie, der Inneren Medizin und der Anäs­thesie die Grundversorgung abdecken. Ohne Kooperationen mit anderen Häusern, wie jetzt schon mit Bedburg und Frechen – weitere müssen folgen -, werden auf Dauer keine sieben Krankenhäuser im Rhein-Erft-Kreis überleben. Jedes Haus braucht ­eine hohe Fallzahl an bestimmten Behandlungen. Unsere Ausprägung wird die Kardiologie, für die wir bereits vom AOK-Atlas ausgezeichnet wurden.“

Damit das Marien-Hospital am Ende der Hochwasser-Katastrophe für die Zukunft aufgestellt ist, kalkuliert die Stiftung mit Kosten in Höhe von 50 Millionen Euro. „13,5 Millionen Euro waren seitens Versicherungen abgedeckt. Unser eigener Spenden-Aufruf hat rund 1,5 Millionen Euro eingebracht – mit Spenden von 10 bis 150.000 Euro. Die restlichen 35 Millionen müssen aus den staatlichen Wiederaufbaufonds fließen“, erläutert Dr. Rips.

Zu guter Letzt liegt Dr. Franz-Georg Rips ein Jahr nach dem Hochwasser noch einmal am Herzen, „Danke zu sagen. An unsere Nachbarn haben wir frühzeitig ein kleines Päckchen für ihre Hilfe verteilt. Auf diesem Wege möchten wir den Dank aber noch einmal allen aussprechen, die hier geholfen haben. Jeder hat einen Anteil, dass sich das Marien-Hospital ab dem 1. September hoffentlich wieder um die ersten Patienten kümmern kann!“

Redakteur/in:

Düster Volker aus Erftstadt

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