Carl-Schurz-Kreis präsentiert digitales Archiv
Der Mensch Carl Schurz
Erftstadt-Liblar (vd). Es mochte hoch gegriffen sein, doch nicht ungerechtfertigt oder gar verwegen, was Alex Burchard, der Vorsitzende des Carl-Schurz-Kreises, im Rahmen einer besonderen Veranstaltung einen Tag vor Weihnachten in der Pfarrkirche St. Alban verkündete: „Liblar hat seinen Platz auf der Landkarte der Weltgeschichte. In Washington hat man Carl Schurz als Politiker in den Fokus gerückt, in Liblar als Mensch!“ Und der Mensch wie auch der Politiker Carl Schurz (1829-1906) hat in Erftstadt, in Deutschland und später dann in Amerika reichlich Spuren hinterlassen, die bis heute nachwirken, wie im Rahmen einer kleinen Feierstunde betont wurde.
Denn der in Liblar geborene Carl Schurz war ein Freiheitskämpfer, der gar Gottfried Kinkel aus einem Berliner Gefängnis befreite. Nach der gescheiterten Revolution von 1848 emigrierte er in die USA, wo er ein einflussreicher Politiker, General im amerikanischen Bürgerkrieg und später sogar Innenminister der Vereinigten Staaten wurde – eine außergewöhnliche Biografie. Diese wurde im Rahmen der Feierstunde in Carl Schurz` Taufkirche in Kürze nachgezeichnet.
Das Land stellte Fördermittel bereit: 145.000 Euro
Die Feierstunde bildete den offiziellen Abschluss eines aufwändigen Projektes, das vom Ministerium für Heimat, Kommunales, Bau und Digitalisierung des Landes Nordrhein-Westfalen im Zuge des Förderprogramms „Heimat. Zukunft. Nordrhein-Westfalen. Wir fördern, was Menschen verbindet“ mit 145.000 Euro unterstützt wurde. 15.000 Euro musste der Carl-Schurz-Kreis mit Eigenmitteln und Spenden finanzieren. „Ohne diese großzügige Förderung wäre das alles, was wir heute präsentieren können, nicht für alle Welt sichtbar“, dankte Alex Burchard NRW-Heimat-Ministerin Ina Scharrenbach. Die überzeugte sich höchstpersönlich vom Ergebnis des Archiv- und Digitalisierungsprojekts - und war begeistert. Es sei hochspannend, „das Leben von Carl Schurz zu entdecken, das hier hochprofessionell aufgearbeitet wurde.“ Das Wirken des wohl bedeutendsten Sohnes der Stadt Erftstadt, aber auch einem der bedeutendsten von NRW, sei „jedes Heimat-Zeugnis wert. Sein unbedingter Wille zur Freiheit war prägend“, betonte sie.
"Nur tote Fische schwimmen mit dem Strom!"
Auch Bürgermeisterin Carolin Weitzel lobte das Bestreben von Carl Schurz für Demokratie und Gleichberechtigung: „Er war mutig, gebildet, kämpferisch. Nur tote Fische würden mit dem Strom schwimmen, sagte er einmal. Es kommt nicht von ungefähr, dass die höchste Auszeichnung, die die Stadt Erftstadt zu vergeben hat, die Carl-Schurz-Medaille ist“, so Weitzel, die resümierte: „Erinnerungen sind Begegnungen mit Geschehenem. Das Vermächtnis von Carl Schurz ist, sich für die Demokratie einzusetzen. Dank des Carl-Schurz-Kreises und des Landes NRW ist dieses Vermächtnis nun nachhaltig gesichert!“
2.483 Archivalien geben Einblicke
Das, was der Carl-Schurz-Kreis nachhaltig sicherte, ist eine ganze Menge, wie Liline Meisen betonte. Die freiberufliche Archivarin sichtete seit März 2023 die insgesamt weit über 2.000 Archivalien, ließ sie mit professioneller Hilfe teils säubern und aufbereiten und katalogisierte sie: „Ich hatte beinahe jede der 2483 Archivalien in den Händen. Viele sind privater Natur und geben Einblicke in die Familie und Schurz` Leben als Mensch. Politisch sind die 15 handschriftlichen Lehmann-Briefe besonders, in denen er in jungen Jahren mit seinem Studienfreund das politische Geschehen thematisierte. Zudem gibt es ein weiteres Original aus seiner späteren Schaffensperiode. Dort wurde sein Lagebericht vom 4. Juli 1862 von keinem Geringerem als dem US-Präsidenten Abraham Lincoln als Zeichen der Kenntnisnahme signiert. Das Originaldokument konnte der Carl-Schurz-Kreis vor Jahren erwerben.“
Vermächtnis von Walter Keßler
Fülle und Qualität der Archivalien sind dabei untrennbar mit einem Namen verbunden: Walter Keßler. Er war der Gründer und über 40 Jahre lang der Vorsitzende des Carl-Schurz-Kreises. Er sammelte unzählige Fotos, Dokumente und Exponate. Nach seinem Tod machte seine Frau Monika die Sammlung zugänglich, wofür ihr sowohl der Carl-Schurz-Kreis als auch Carolin Weitzel besonders dankten.
Und so kann sich ab sofort das große Liblarer „Werk“ zu Carl Schurz weltweit sehen lassen – auf der neuen Internetseite Carl-Schurz.de – von der Biografie, über zentrale Themen bis hin zu den Stationen seines Lebens, inklusive „dunkler Punkte“, wie Alex Burchard betonte: „Carl Schurz` Haltung zur Sklaverei war zum Beispiel nicht immer eindeutig. Wir möchten nichts ‚reinwaschen‘, sondern objektiv öffentlich machen, den Diskurs anregen und für die Zukunft lernen.“ Angesichts der umfangreichen, digital aufbereiteten Sammlung und der professionell gestalteten Internetseite verspricht das Eintauchen in das Leben von Carl Schurz - vom rheinischen Revolutionär zum amerikanischen Innenminister – viel Interessantes und jede Menge Spannung unter carl-schurz.de
Redakteur/in:Düster Volker aus Erftstadt |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.