Sportplatz und Turnhalle
Der Sportpark Bliesheim sorgt für Ärger
Seit eineinhalb Jahren wartet der Bliesheimer BC, der Fußball-Verein mit der zuvor größten Jugendabteilung der Stadt, auf spürbare Fortschritte – sowohl beim Sportplatz als auch bei der Turnhalle. Denn augenscheinlich habe sich, außer einiger Ausbesserungsversuche und kleiner, vorbereitender Arbeiten, nicht viel getan, so die Vereinsverantwortlichen.
Erftstadt-Bliesheim. „Seit Juli 2021 spielen wir mit all unseren Mannschaften ausschließlich auswärts. Eltern und Spieler müssen seit anderthalb Jahren weite Wege in Kauf nehmen. Man hatte uns nach der Flut schnelle, unbürokratische Hilfe versprochen. Nach einem gescheiterten Sanierungsversuch wurde monatelang um zwei Ausschreibungen gestritten. Und auch die Turnhalle sieht im Endeffekt fast so aus, wie eine Woche nach der Flut“, fassen Heiko Hesse und Michael Möller vom Vorstand des BBC die Situation zusammen. Ihr Fazit: „Das ist ein Schlag ins Gesicht für jeden Ehrenamtler und ein klares Versagen der Politik und Stadtverwaltung!“ Der Ärger ist besonders groß, weil das Ganze den Verein mittlerweile zahlreiche Mitglieder gekostet habe.
Frank Jüssen: "Ausschreibungs-Wirr-Warr"
Auch Ortsbürgermeister Frank Jüssen kann seinen Unmut über die Lage kaum verbergen: „Ich habe frühzeitig darauf hingewiesen, dass ein adäquater Ersatz nur mit einem neuen Kunstrasen gelingt. Nach vergeblichen Ausbesserungsversuchen wurde dies auch in einem Gutachten im Mai bestätigt“, fasst Jüssen zusammen und ergänzt: „Dann kam das Ausschreibungs-Wirr-Warr. Gegen die erste Ausschreibung samt Definition eines Wunschbelags wurde seitens einer Firma Beschwerde eingereicht, woraufhin die Ausschreibung zurückgezogen wurde. Dagegen habe ich Einspruch eingelegt. Denn: Die Städte Neuss, Dormagen, Bonn und Köln haben diesen Belag genauso ausgeschrieben – der Einspruch blieb erfolglos. Die neue Ausschreibung war dann so unspezifisch, dass selbst minderwertigste Lösungen möglich waren!“
Stadt betont: "Wiederherstellung des Platzes ist beauftragt!"
Seitens der Stadt Erftstadt heißt es auf Anfrage: „Die Wiederherstellung des Kunstrasenplatzes ist zwischenzeitlich beauftragt und wird im neuen Jahr bei entsprechender Witterung zügig umgesetzt. Es wurde ein Belag vergleichbarer Qualität wie vor der Flut vergeben. Das Ausschreibungsverfahren musste wegen einer Bieterbeschwerde und zur Erlangung von Rechtssicherheit abgebrochen und wiederholt werden.“
Für den BBC und den Ortsbürgermeister bleibt „das Ganze höchst ärgerlich. Für die Ignoranz und Fehler des Fachamtes müssen seit eineinhalb Jahren die kleinen und großen Mitglieder des Vereins im wahrsten Sinne mit zig Auswärtskilometern bezahlen.“ Besonders ärgert Jüssen, dass es in unmittelbarer Nachbarschaft auch anders ging: „Ob Weilerswist, Vernich, Lommersum oder Stotzheim, alle spielen bereits wieder Zuhause auf einer neuen Anlage – nur in Erftstadt funktioniert das nicht!“
BBC richtet Dank an SC Germania Lechenich
Apropos bezahlen - der BBC-Vorstand erklärt: „Wir haben alles gemacht, was wir konnten: Unser Vereinsheim haben wir aufwändig saniert, damit man es irgendwo auch mal trocken und warm hat. In die Turnhalle, in der unsere Umkleiden sind, können wir ja nicht. Wir haben mehrfach mit Tank-Gutscheinen unsere Ehrenamtlichen unterstützt, wir können aber bald nicht mehr!“ Einen Dank richtet der BBC gen Lechenich: „Der SC Germania stellt uns seine Anlage für unsere ‚Heimspiele‘ bereit. Die Vereine helfen sich, die Stadt lässt uns im Regen stehen!“
Für die Platzanlage gibt die Stadt aber nun die Maßgabe aus, dass die zum Ende der laufenden Saison, die bis zum Sommer andauert, wieder uneingeschränkt zu nutzen sein soll – wenn die Witterung es zulasse auch schon merklich früher. Der Technische Beigeordnete der Stadt, Dirk Schulz, konkretisiert: „Bei stabil gutem Wetter wird der Platz in zwei Monaten wiederhergestellt sein.“
Schadstoffbelastete Bauteile sorgen für Verzögerungen
Im Hinblick auf die Turnhalle erklärt die Stadt, dass der Eindruck, es gäbe Stillstand, trüge. Vielmehr hätten unvorhergesehene Umstände für Verzögerungen gesorgt: „Bei der Entkernung hat sich gezeigt, dass einzelne Bauteile schadstoffbelastet sind und somit vor einem Neuaufbau eine Schadstoffsanierung vorgenommen werden muss“, erklärt Gerd Schiffer, Leiter des Wiederaufbaustabs der Stadt. Holzunterkonstruktionen und Fugen zwischen den Betonteilen seien PCB-haltig. Der Schadstoff habe sich im Laufe der Jahre sogar in den Betonstützen festgesetzt, so dass diese, wenn auch in einem geringen Umfang, abgetragen werden müssten. „Sobald die Schadstoffsanierung abschließend erfolgt ist, können die Maßnahmen zum Wiederaufbau der Halle beginnen“, so die Stadt.
Die Verwaltung sehe die Not der Vereine, bitte aber auch um Verständnis für nicht vorherzusehende Verzögerungen, erklärt die Stadt und betont mit Blick ins neue Jahr: Die Fertigstellung der Sanierung stehe auch in Abhängigkeit der Verfügbarkeit von Firmen und Material. Aber: „Ziel ist es, die Sportanlage in Bliesheim im Laufe des kommenden Jahres wieder komplett zur Nutzung freigeben zu können“, so Stadtsprecher Christian Kirchharz.
Nachkarten bringt nichts - Feuerwehrgerätehaus im Blick
Und so lautet das Fazit von Ortsbürgermeister Frank Jüssen: „Es hätte sicher vieles besser laufen können oder eher müssen, aber Nachkarten bringt auch nichts. Wenn seitens der Stadtverwaltung nun klar ist, dass auf beschwichtigende Worte endlich Taten folgen müssen, kommen wir mit einem blauen Auge davon.“ Zudem rückt der Ortsbürgermeister gleich die nächste offene „Flut-Baustelle“ in den Blick, „den Neubau des Feuerwehrgerätehauses - auch da müssen zeitnah Fakten geschaffen werden. Das sind wir unserer Löschgruppe schuldig.“
Redakteur/in:Düster Volker aus Erftstadt |
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