Eine Zukunft für Haus Giersberg
Dorfgemeinschaft will Haus Giersberg retten
Erftstadt-Bliesheim (gr). Die Dorfgemeinschaft Bliesheim will nach dem
Vorbild anderer Erftstädter Ortsteile Haus Giersberg als Mittelpunkt
des kulturellen und gesellschaftlichen Lebens erhalten und appelliert
an die Stadt Erftstadt und die Entscheidungsträger in Politik und
Verwaltung, das seit Sommer 2016 geschlossenene und zur Versteigerung
anstehende Haus Giersberg zu übernehmen und dem Ort als
Dorfgemeinschaftshaus zur Verfügung zu stellen.
Seit 1840 war Haus Giersberg mit Gastronomie und Sälen der
gesellschaftliche Mittelpunkt im Ort. Zahlreiche gesellschaftliche
Aktivitäten engagierter Bürger und die Arbeit von 18 lokalen
Vereinen stehen für Tradition und Brauchtumspflege und sind seit
Jahrzehnten eine der Grundlagen für die kulturelle Identität und das
gesellschaftliche Leben des Ortes.
„Leider breitet sich in unserem Ort seit Schließung des Hauses
Giersberg die Sorge aus, dass all das nach und nach verlorengeht.
Deshalb fordern wir, Haus Giersberg muss wieder eröffnet werden, denn
ohne einen solchen gesellschaftlichen Mittelpunkt droht der Ort zu
veröden“, argumentiert die DG und verweist auf die von der Stadt
bereits finanzierten Gemeinschaftshäuser in Köttingen, Kierdorf,
Dirmerzheim, Friesheim und Erp, die Aulen in Liblar und Lechenich
sowie die Alte Feuerwache in Lechenich. Auch der Verein „Kulturhaus
Erftstadt“ unterstützt die Bliesheimer Bemühungen.
Die Vereinsvertreter sehen sich durch eine Leitlinie der
Landesregierung zur Entwicklung von Dorfkernen in ihrem Vorhaben
bestätigt. Auch die Landesverwaltung betone die Notwendigkeit von
Begegnungsorten für das bürgerliche Engagement. In dem Papier werde
explizit die Umwandlung von leerstehenden Gebäuden im Ortskern
vorgeschlagen.
Als weiteres Argument führt die DG den Ausbau des Dorfes am Ortsrand
an, der nach Meinung der DG nur funktioniert, wenn man unter anderem
durch die Einrichtung des Dorfgemeinschaftshauses ein attraktives
lokales Zentrum als Anziehungspunkt und Magnet für die Neubürger
schafft. „Auch hier sehen wir uns durch die Haltung der
Landesregierung bestätigt, die bei einer Ausdehnung des Ortes durch
ein Neubaugebiet dringendst eine Stärkung des Ortskerns empfiehlt“,
so die DG.
Die in der öffentlichen Diskussion wiederholt erhobenen Einwände,
wonach Erwerbs- und Unterhaltskosten für die Stadt Erftstadt
womöglich nicht tragbar seien, sind aus Sicht der DG nicht
zutreffend. Die Erwerbskosten für die Immobilie Giersberg seien
zinsgünstig zu finanzieren und belasteten den städtischen Haushalt
allenfalls mit niedrigen jährlichen Tilgungs- und Zinsraten, die
durch zu erwartende Einnahmen aus Vermietung und Verpachtung mehr als
kompensiert würden. Zudem würde eine werthaltige Immobilie in guter
Lage weit unter dem Verkehrswert in den Besitz der Stadt übergehen.
„Die Mitglieder aller 18 an die DG angeschlossenen Vereine stehen
hinter dem Projekt und sind bereit zu tun, was in ihrer Macht steht,
um Haus Giersberg wieder auf Vordermann zu bringen und bei der
Renovierung selbst mit anzupacken“, betont der 2. Vorsitzende der
Rohmedräjer Josef Misgeld. „In 18 Vereinen stehen uns ausreichend
Fachleute zur Verfügung.“
Er schätzt den finanziellen Aufwand auf rund 80.000 Euro zum Beispiel
für Heizung, Brandschutz, Fenstersanierung, um die Gaststätte wieder
betriebsfähig zu machen: „Wir wollen die Saalkapazität auf 200
Personen verringern und die Kosten durch die Verringerung der
Quadratermeterzahl minimieren.“
Am konkreten Konzept wird noch gefeilt. Angedacht ist auch eine
mögliche Verpachtung der Gastronomie, allerdings würde sich die DG
ein Mitspracherecht für den laufenden Betrieb vorbehalten.
„Ein Bliesheim in Form eines verschlafenen und zersiedelten Dorfes
im Umfeld Kölns wäre eine traurige Vision, die es zu verhindern
gilt. Die Schaffung eines Dorfgemeinschaftshauses im historischen
Ortskern mit ortsbildprägendem Charakter wäre ein wesentlicher
Beitrag dazu“, betont die DG.
Redakteur/in:REDAKTEURIN Gabriele Rupprecht aus Erftstadt |
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