Ternopil und Erftstadt
Ein Zeichen der Hoffnung in kritischer Lage

Carolin Weitzel (5.v.l.) und Igor Hirchak (6.v.r.) unterzeichneten den Vertrag zur Städtepartnerschaft - im Beisein vieler weiterer Städtepartnerschaftsfreunde und Politiker.  | Foto: Düster
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  • Carolin Weitzel (5.v.l.) und Igor Hirchak (6.v.r.) unterzeichneten den Vertrag zur Städtepartnerschaft - im Beisein vieler weiterer Städtepartnerschaftsfreunde und Politiker.
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„Während wir hier gerade schöner Musik lauschen durften, ist in Ternopil soeben ein Luft-Alarm zu Ende gegangen. Es wurde wichtige Infrastruktur angegriffen, gerade jetzt, wo es frostig kalt geworden ist.“ Eindringlicher hätte der Gegensatz der Lebenswelten in Erftstadt und Ternopil an diesem Freitagmorgen kaum sein können – ein Grund mehr für die jetzt offiziell geschlossene Städtepartnerschaft.

Erftstadt-Liblar. Der Rahmen war im Anneliese Geske Musik- und Kulturhaus dem Anlass entsprechend festlich, und doch irgendwie auch unpassend - denn: Als der Sekretär des Stadtrates der Stadt Ternopil, Igor Hirchak, in seiner Ansprache die aktuellen Wirklichkeiten in beiden Städten spiegelte, war allen Gästen aus der (Lokal)Politik und von Institutionen klar: Die offizielle Vertragsunterzeichnung der Städtepartnerschaft darf nicht nur ein symbolträchtiger Akt bleiben. Hilfe, Unterstützung und ein enger Austausch sollen den Anfang einer tiefen Freundschaft zwischen den Städten begründen. Igor Hirchak erklärte, dass Russland mit seinen Aktionen einen Krieg gegen die Bevölkerung führe, nicht gegen das Militär. Der Aggressor müsse am Ende zur Rechenschaft gezogen werden – für Massenmorde und Zerstörung. Er beendete seine Schilderungen mit dem Fazit: „Es ist ein Krieg zwischen Gut und Böse! Wir bezahlen mit dem Blut unserer Töchter und Söhne - nur, weil wir Ukrainer sind und Russland das nicht gefällt. Wir danken Deutschland für die Hilfe und Ternopil freut sich über einen neuen Freund: Erftstadt, mit seinen Bürgerinnen und Bürgern! Wir wünschen uns allen viel Erfolg, bei der Verwirklichung unserer Ziele und der Erlangung von Frieden“

Schweigeminute für Erdbeben-Opfer

Eröffnet wurde der Festakt, zu dem auch Landrat Frank Rock sowie Abordnungen aus den Erftstädter Partnerstädten Viry-Chatillon und Panketal angereist waren, durch Bürgermeisterin Carolin Weitzel. Nach einer Schweigeminute für die Opfer des Erdbebens in der Türkei und in Syrien betonte sie in ihrer Rede, dass Altkanzler Brandt die Deutschen aufgefordert hatte, „ein Volk der guten Nachbarn zu werden!“ Diese Worten seien Mahnung und Verpflichtung zugleich: „Für uns, die in Frieden und Freiheit leben, den Menschen in der Ukraine zu helfen und ihnen Mut zu geben!“ Mit der Städtepartnerschaft sollen Freundschaften aufgebaut, der Austausch gepflegt und das Verständnis füreinander gestärkt werden. Ihr Wunsch zum Abschluss: „Eine tiefe, stetig wachsende Freundschaft mit vielen Begegnungen in Frieden und Freiheit!“

Davon ist die Stadt im Westen der Ukraine aktuell jedoch noch weit entfernt. Ternopil ist ein Wallfahrtsort, hat mehr als 220.000 Einwohnern und war bis zum 2. Weltkrieg auch Heimat vieler jüdischer, polnischer und deutscher Bürger.

Zum Hintergrund der Partnerschaft

Den Stein für die Städtepartnerschaft hatten die Erftstädter Grünen im Mai 2022 ins Rollen gebracht. Ternopil war durch den Freundeskreis Jelenia Gora e.V. und die Partnerschaft zur gleichnamigen polnischen Partnerstadt entstanden. Die unterzeichnete im Herbst vergangenen Jahres eine Städtepartnerschaft mit Ternopil. Beim Festakt seinerzeit war auch Carolin Weitzel vor Ort und brachte erste mündliche Absprachen auf den Weg. Der Erftstädter Stadtrat beschloss dann Mitte Dezember seinerzeit die Gründung der Städtepartnerschaft: „Und so freuen wir uns heute, das Triangel der Städtepartnerschaft Jelenia Gora, Ternopil und Erftstadt zu schließen“, erklärte Carolin Weitzel, die aber zugleich betonte: „Erftstadt hilft der Ukraine und seinen Bürgern schon seit langem. Hunderte Flüchtlinge wurden in Erftstadt aufgenommen, viele privat. Für die Hilfe der Erftstädter möchte ich mich hier noch einmal ganz herzlich bedanken!“ Stützen bei den Hilfsmaßnahmen seien auch der Jelenia Gora Freundeskreis, die AWO oder das Blau Gelbe Kreuz.

Internationaler Akt als Zeichen der Verbundenheit

Zur Vertragsunterzeichnung war auch der Generalkonsul der Republik Polen erschienen. Er sah in dem Akt „mehr als ein Symbol. Es ist ein Zeichen der Hoffnung, nicht nur für hier und jetzt! Freundschaft wächst!“

Auch Viry-Chatillons Bürgermeister Jean-Marie Vilain beschwor in seiner Rede die europäische Gemeinschaft und „Werte wie Brüderlichkeit, Freundschaft und den Austausch.“ Die Städtepartnerschaft sei ein „Symbol der Harmonie“. Er schloss mit dem Fazit: „Es lebe die deutsch-ukrainisch-polnische-französische Freundschaft!“

Damit öffnete er zugleich die Türe für eine weitere Partnerschaft im „Erftstädter“ Städte-Bündnis. Denn zuvor hatte Igor Hirchak erklärt, er hoffe, weitere neue Freunde für Städtepartnerschaften zu finden.

So war die Vertragsunterzeichnung samt Austausch kleiner Geschenke trotz trauriger Lage ein freudiger Anlass, der auch musikalisch passend und hochklassisch begleitet wurde – dank Julia Berg, der neuen Leiterin der Bernd Alois Zimmermann-Musikschule, an der Klarinette und Johanna Thiele am Klavier. Sie spielten unter anderem Beethovens Ode an die Freude, passend zum europäischen Gedanken – und der Hoffnung auf Frieden.

Redakteur/in:

Düster Volker aus Erftstadt

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