Stolpersteine für Erp, Friesheim und Gymnich
Gegen das Vergessen

Bislang liegen in Erftstadt Stolpersteine in Liblar - wie hier an der Carl-Schurz-Straße - und in Lechenich. Anfang Dezember werden Erinnerungen an deportierte und ermordete Juden in Erp, Friesheim und Gymnich folgen. | Foto: Volker Düster
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  • Bislang liegen in Erftstadt Stolpersteine in Liblar - wie hier an der Carl-Schurz-Straße - und in Lechenich. Anfang Dezember werden Erinnerungen an deportierte und ermordete Juden in Erp, Friesheim und Gymnich folgen.
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Erftstadt (vd). „Derlei darf nie wieder geschehen. Das Erinnern an das Geschehene soll gleichzeitig mahnen.“ Mit diesen Worten sind Hintergrund und Intention eines Projektes beschrieben, das bald in gleich drei Ortsteilen dank engagierter Bürgerinnen und Bürger realisiert wird.

An mehreren Stellen sollen am 6. Dezember insgesamt 45 neue Stolpersteine verlegt werden, gemeinsam mit dem Initiator der Aktion, Künstler Gunter Demnig. Es gebe zwar bereits einige Stolpersteine in Erftstadt, genauer gesagt in Liblar und Lechenich, aber eben nicht an allen Stellen, wo jüdische Mitbürger lebten und Hass, Verfolgung und schließlich Deportation und den Tod erlitten. Für Erp, Friesheim und Gymnich recherchierten die Initiatorin der aktuellen Stolperstein-Aktion, Bettina Tanneberger, Robert Niederprüm sowie Thomas Fuß und Karl-Josef Welter in den vergangenen Monaten, welche jüdischen Familien im jeweiligen Ort wohnten und im Dritten Reich ermordet wurden. An diese jüdischen Mitbürger sollen die 45 neuen Stolpersteine erinnern – und daran, wie schnell sich eine Gesellschaft wandeln kann, denn: „Das unermessliche Leid, dass die Nazis auch über unseren Ort brachten, darf nicht vergessen werden. Diese Menschen waren einmal die Nachbarn und Freunde unserer Eltern oder Großeltern“, erklärt Thomas Fuß vom Heimatverein Gymnich. Sein Kollege Karl-Josef Welter suchte in unzähligen Datenbanken, Büchern und Archiven. Seine zusammengetragenen Informationen werden auf den Stolpersteinen zu lesen sein. Die nachgezeichneten Schicksale seien geradezu unerträglich, so das Duo: „Zum Beispiel der kleine, zweijährige Berl, der seiner Familie entrissen und ganz alleine nach Riga deportiert wurde, während seine Eltern und Geschwister nach Minsk gebracht wurden. Alle kamen zu Tode. Das zerreißt einem einfach das Herz. Die Grausamkeit der Nazis kannte keine Grenzen.“ In Gymnich sind es 21 Stolpersteine, die an fünf Adressen verlegt werden.

In Friesheim werden 18 Stolpersteine an fünf Adressen in die Bürgersteige eingearbeitet. Der Dorfgemeinschaft Friesheim, der Robert Niederprüm vorsitzt, ist es seit ihrem Bestehen ein stetiges Anliegen, die Friesheimer Geschichte aufzuarbeiten, besonders auch während des Nationalsozialismus. 2005 thematisierte die Karnevalsgesellschaft 1911 diese Zeit im Buch „Wider das Vergessen“ und setzte sich maßgeblich für eine Gedenktafel in Erinnerung an die jüdischen Opfer am Kriegerdenkmal ein. Das jüdische Leben in Friesheim untersuchte auch Philipp Gatzen, Mitautor des zweiteiligen Bildbandprojektes „Geschichte eines rheinischen Dorfes in historischen Bildern“. Seine Rechercheergebnisse zeigen, dass die jüdischen Bewohner Friesheims in das Dorfleben integriert waren, dass sie Nachbarn und Freunde waren, bis sich mit der Zeit Gesellschaft und Gesinnung wandelten und sie Opfer der Ideologie der Nazis wurden. Deshalb ist es auch Robert Niederprüm wichtig, dass die Namen und die Schrecken der Vergangenheit nicht in Vergessenheit geraten. Dabei werden die Stolpersteine helfen, ist sich Robert Niederprüm sicher.

Für Erp hat Initiatorin Bettina Tanneberger selbst recherchiert. Dort werden an einer Adresse sechs weitere Stolpersteine verlegt, um die Opfer zu würdigen. Die Projektkoordinatorin betont: „Soweit bekannt, haben wir mit den Hauseigentümern gesprochen und sie informiert, dass die Verlegung von Stolpersteinen auf dem städtischen Bürgersteig vor ihrem Haus geplant ist. Alle haben positiv reagiert.“ Damit am 6. Dezember, wenn Künstler Gunter Demnig in Erftstadt die 45 neuen Stolpersteine verlegt, auch die Finanzierung gesichert ist, bittet die Initiatorin gemeinsam mit ihren Mitstreitern um Hilfe: „Ein Stolperstein kostet 120 Euro. Wir hoffen, dass die Erftstädter das Projekt unterstützen“, so Bettina Tanneberger. Jede Spende zähle, egal in welcher Höhe. „Wer das Projekt unterstützen möchte, kann sich ab sofort melden unter stolpersteine-erftstadt@vodafonemail.de oder Geld auf das Spendenkonto DE21 3101 0833 9912 8931 39 einzahlen“, dankt das Projektteam allen Spender bereits im Voraus.

Redakteur/in:

Düster Volker aus Erftstadt

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