Artenschutzaktion
Harmonisches Miteinander

Dachdeckermeister Jochen Sahm in Niederberg. | Foto: Mittelstaedt
  • Dachdeckermeister Jochen Sahm in Niederberg.
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Erftstadt (gr). In Bliesheim, Ahrem und Niederberg wurden 16
Schwalben-Doppelhäuser und 14 Kotbretter an elf Wohnhäusern
angebracht. Dachdeckermeister Jochen Sahm aus Bliesheim war von
morgens bis zur Dämmerung für den Artenschutz im Einsatz. „Wir
haben selber Schwalben am Haus und freuen uns jedes Jahr, wenn sie im
Frühling wieder kommen“, sagt der Handwerker, der in Niederberg
aufgewachsen ist.

Die Kotbretter sorgen für eine friedliche Koexistenz von Mensch und
Vogel: „Das ist wirklich ein ganz tolles Projekt! Dadurch wird
unsere Lebensqualität enorm gesteigert“, schwärmte Martin Goossens
aus Ahrem, der rückwärtig am Haus bis zu neunNester nebeneinander
genau über der Terrasse hatte. Dachdeckermeister Sahm brachte
unterhalb der Nester ein knapp 7 Meter langes Brett an, damit das
Kaffeetrinken auf der Terrasse wieder möglich ist.

Daran, die Nester zu entfernen, hätte der Hausbesitzer jedoch nie
gedacht: „Wir lieben die Schwalben und freuen uns jetzt umso mehr,
dass wir die Bretter bekommen haben“.

Organisiert hatte die Aktion Astrid Mittelstaedt, Mitarbeiterin der
Biologischen Station Bonn / Rhein-Erft und Projektleiterin des
LEADER-Projektes „Na-Tür-Lich Dorf. Naturschutz vor der
Haustür“. Im Rahmen des Projektes soll die Artenvielfalt rund ums
Dorf erhalten, geschützt und gefördert werden. Mittelstaedt war
während der Sommermonate durch die Dörfer gegangen, um zu schauen,
an welchen Häusern Mehlschwalben brüten oder versucht haben, Nester
zu bauen. Mittels Briefeinwurf bot sie den Hauseigentümern an,
wahlweise Schwalbennisthilfen und/oder Kotbretter anbringen zu lassen.
„Viele Menschen haben nichts gegen die Schwalben, wollen aber den
Dreck nicht gerne haben“, sagt die 39-jährige Diplom-Geographin und
Naturpädagogin.

Durch die Maßnahmen im Wert von weit über 1.000 Euro werden die
vorhandenen Restpopulationen der Mehlschwalben in den Dörfern
gestärkt. Die Mehlschwalbe legt ihre Nester, die aus bis zu 1.500
Lehmkügelchen bestehen, immer außen an Häusern an. Die Nester
werden jedes Jahr wieder genutzt, daher ist es auch im Winter
verboten, diese zu entfernen. In guten Jahren können die Schwalben
zwei, in Ausnahmefällen sogar drei Bruten hervorbringen. Entsprechend
viel Dreck fällt unterhalb der Nester an. Um ein harmonisches
Miteinander von Mensch und Vogel zu gewährleisten, werden deshalb
auch an den gewünschten Stellen Kotbretter angebracht, die in Zukunft
die Hinterlassenschaften der Schwalben auffangen werden.

In den vergangenen, sehr trockenen Sommern hatten die Schwalben
Probleme, genug feuchten Lehm für ihren Nestbau zu bekommen. Auch
machen ihnen fehlende Neststandorte aufgrund moderner Architektur,
Vergrämung oder Entfernung der Nester zu schaffen: Die
Mehlschwalbenpopulation ist in Deutschland von 1980 bis 2016 um 44
Prozent zurückgegangen. Weiterer Faktor für diesen Trend ist der
Insektenrückgang, denn Schwalben sind eigentlich als Nützlinge
bekannt, die Fliegen, Bremsen, Mücken und Co. von Haus und Hof
fernhalten.

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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