"Ungeheure Dankbarkeit"
Helfer aus Nah und Fern: Dietmar Basch und Karl-Josef Welter

Auf die katastrophale Flut an Wasser folgte eine unglaubliche Flut an freiwilligen Helfern in der Not - zwei von ihnen: Dietmar Basch (l.) aus Villingen-Schwenningen und Karl-Josef Welter (r.) aus Gymnich. | Foto: Welter
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  • Auf die katastrophale Flut an Wasser folgte eine unglaubliche Flut an freiwilligen Helfern in der Not - zwei von ihnen: Dietmar Basch (l.) aus Villingen-Schwenningen und Karl-Josef Welter (r.) aus Gymnich.
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Erftstadt/Heimerzheim - Als die ersten Bilder der Flut­katastrophe durch die Medien
gingen, stand für viele fest: „Wir wollen helfen!“ Die Menschen
kamen aus Nah und Fern - zwei dieser Helfer waren Karl-Josef Welter
aus Erftstadt-Gymnich und Dietmar Basch aus Villingen-Schwenningen.
Sie stehen beispielhaft für so viele, die sich auf den Weg in die
betroffenen Ortschaften machten, um anzupacken.

„Ich war mit meiner Frau noch an der Nordsee im Wohnmobil unterwegs,
als Zuhause das Unwetter los ging. Wir sind am Donnerstagmorgen, 15.
Juli, nach Hause gefahren und wurden über Olpe umgeleitet, weil die
A1 bereits gesperrt war“, erinnert sich Karl-Josef Welter. In
Gymnich angekommen, startete Familie Welter ihre persönliche
Hilfsorganisation. „Meine Frau hat für Freunde aus betroffenen
Orten Schlafplätze hergerichtet. Da die diese aber glücklicherweise
nicht benötigten, hat meine Frau sie per Facebook Helfern angeboten.
Da hat sich dann Dietmar Basch gemeldet“, erklärt Karl-Josef
Welter.

Helfer kam durch Facebook nach Erftstadt

Dietmar Basch: „Als ich das Ausmaß der Katastrophe im Internet und
im Fernsehen sah, war ich entsetzt. Da hatte ich das dringende
Bedürfnis, zu helfen. Meine Frau unterstützte meine Idee und so
schrieb ich am Sonntag Petra Welter an, dass ich Montag anreisen
würde.“ Nachmittags stand Dietmar Basch dann in Gymnich vor der
Tür von Familie Welter. Der Hausherr hatte bereits das Wochenende
über in Ahrem bei Freunden geholfen, Sperrmüll rauszuräumen und
konnte Dietmar Basch bei einem Willkommenskaffee erste Eindrücke
schildern. Karl-­Josef Welters Schwager, selbst Löschgruppenleiter,
war ebenfalls da. Sein Handy klingelte: „Da fragte der
Löschgruppenleiter aus Bliesheim nach Unterstützung, und so wurde
Dietmar Basch sofort nach Bliesheim vermittelt.

Erster Einsatz als Fluthelfer in Bliesheim

Trotz der langen Anreise machte er sich direkt auf den Weg dahin“,
berichtet Karl-Josef Welter. „An der Einsatzstelle wurde ich aber
auf den nächsten Morgen vertröstet. Am Dienstagmorgen war ich wieder
vor Ort und voller Tatendrang, als ich dann um 10 Uhr endlich meinen
ersten Einsatz hatte. Wir haben den Keller eines Hauses ausgeräumt,
deren Besitzer wohl über 80 Jahre alt, gehbehindert und in Urlaub
waren. Alles roch nach Öl und Schlamm, schnell sahen wir aus wie die
Schweine. Kaum einer kannte den anderen und doch arbeiteten wir Hand
in Hand“, beschreibt Dietmar Basch die außergewöhnliche Situation.

Dietmar Basch: "Da wurde mir ganz anders!"

„Auf dem Weg zum nächsten Einsatzort fragte dann ein Bauer, ob wir
ihm kurz helfen könnten. Was wir dann sahen, war kein schöner
Anblick: Wir haben zu Viert zwei tote Schafe aus einem Stall auf einen
Anhänger geladen. Da wurde mir ganz anders“, gesteht Dietmar Basch,
der bei einer kleinen Mittagspause am Feuerwehrhaus auch Karl-Josef
Welter traf und ihm vom Erlebten erzählte: „Die Schafe hatten ihn
sehr mitgenommen“, erinnert sich Welter, der selbst dem Hilferuf
eines Freundes ins Schützenheim gefolgt war, das 1,50 Meter unter
Wasser gestanden hatte. „Eine Längswand der 50
Meter-Kleinkaliberbahn war da umgestürzt. Nasses Inventar musste
ebenso raus wie der Lino­leum­boden auf dem Luftgewehrstand - und
Schlamm. In der großen Halle, wo sonst Festbälle oder
Theateraufführungen stattfinden, musste zudem die ganze Bühne
abgerissen und entsorgt werden“, fasst Welter zusammen.

Große Dankbarkeit - zufrieden, geholfen zu haben

„Geschafft, aber zufrieden, geholfen zu haben“, fuhr Dietmar Basch
am späten Nachmittag zurück nach Gymnich, „wo ich wieder sehr
herzlich aufgenommen und von Petra Welter bekocht wurde.“ In den
nächsten Tagen half er dann im Marienhospital in Frauenthal, im
dortigen Seniorenheim und schließlich auch in Swisttal-Heimerzheim.
„Da war ich bei einer Firma, die ihre Büros­ in den Kellerräumen
hatte. Auch da habe ich große Dankbarkeit von allen erfahren. Die
Besitzer selbst waren sehr gezeichnet von den letzten Tagen. Mit den
Heimerzheimern stehe ich heute noch in Kontakt“, sagt Basch.

"Ganz schön viel für das Nerverkostüm der alte Dame"

Derweil kümmerte sich Karl-Josef Welter als pensionierter
­Polizeibeamter und Mitglied der International Police Association um
die Belange einer 82-jährigen Witwe eines ehemaligen
Diensthundeführers aus Blessem. „Als die Blessemer für eine Stunde
in ihre Häuser durften, fuhr ich mit der Witwe zum Haus. Per
angeklebtem Zettel erfuhren wir, dass die Polizei die Tür bei der
Evakuierung gewaltsam geöffnet hatte, um sicherzustellen, dass sich
niemand mehr im Haus befand. Da der neue Schlüssel aber nicht so
schnell aufzufinden war, musste die Tür erneut gewaltsam geöffnet
werden. Das war alles ganz schön viel für das Nervenkostüm der
alten Dame“, sagt Welter, der sich in Blessem auch noch eine
Schraube in den Autoreifen gefahren hatte.

"Die Hilfsbereitschaft war überwältigend!"

„Ein örtlicher Reifenhändler hatte aber bekanntgemacht, defekte
Reifen von Helfern kostenlos zu reparieren. Das war Ruck-Zuck behoben.
Und als die Dame sah, dass das Wasser, das 1,20 Meter hoch im Keller
gestanden hatte, nur noch rund 15 Zentimeter hoch war, beruhigte sie
sich ein wenig.“ In den folgenden Stunden und Tagen wurde der Keller
ausgepumpt und leer geräumt, die Wandverkleidungen wurden abgerissen,
Teppichböden und Fliesen rausgerissen sowie der Keller entkernt und
getrocknet. „Die Hilfsbereitschaft vor Ort war einfach
überwältigend, wie auch die Versorgung der Helfer, die zum Teil
sogar aus Dresden oder Leipzig kamen“, lautet Karl-Josef Welters
Bilanz, dessen „Hilfsmission“ noch länger andauern wird.

Und selbst Dietmar Basch hat - zurück in seiner Heimat - noch nicht
mit der Katastrophe im Rheinland abgeschlossen: „Ich werde in der
ersten Oktober­woche noch einmal eine Woche beim Wiederaufbau helfen,
ich bin ja Bau-Schreiner.“

Bei allem Elend, das vielen Bewohnern widerfahren ist, sorgten doch
unzählige Helfer aus Nah und Fern - wie Dietmar Basch oder Karl-Josef
Welter - für jede Menge Hoffnung und riesige Dankbarkeit. Auch das
wird nach der Flut-Katastrophe in ­Erinnerung bleiben.

Redakteur/in:

Düster Volker aus Erftstadt

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