Schlüsselrückgabe

Karnevalisten ziehen positive Bilanz mit kleinem Wermutstropfen

Für Bürgermeister Volker Erner fängt die Fastenzeit eher
unkonventionell an: Das LNZ-Prinzenpaar Dagmar I. (Andres) und Theo
II. (Dick) bedachte den Verwaltungschef bei der Schlüsselrückgabe im
Rathaus mit einer Dose Ravioli, einer Flasche Rotwein und
Schokolade. 

Erftstadt-Liblar (gr). Dass Erner eine Schwäche für Ravioli hat, zog
sich als Dauergag durch den Erftstädter Karneval. Hatte er sich doch
beim Rathaussturm in Lechenich beim Funkenbiwak den Stadtschlüssel im
Tausch gegen eine große Dose Ravioli abluchsen lassen. Die Dose sei
jetzt leer, und er selbst sei allerorten mit Ravioli-Rezepten
überhäuft worden, verriet Erner.

Bis zur letzten Minute klammerte sich Dagmar I. an den Schlüssel,
schien die Machtinsignie partout nicht hergeben zu wollen. Denn über
ihre und ihres Mannes Regentschaft fand sie nur Superlative:
„Perfekte Prinzenführer, toller Bürgermeister, super Gefolge,
nichts zu verbessern, für uns nicht zu toppen!“ Ein schöner
Abschluss sei die Nubbelverbrennung gewesen, in dessen Rahmen die
Sessionsbühnenbilder versteigert wurden.  Inklusive einer Spende der
LNZ kamen so 2400 Euro für das Kinderhospiz zusammen. Allein das
Stadtwappen, so Andres etwas verwundert, habe als ihr Erstlingswerk
777 Euro eingebracht.

Die Vertreter der Karnevalsvereine aus Lechenich, Liblar und
Köttingen lobten ebenfalls die ausgelassene und friedliche Stimmung
vor allem im Straßenkarneval. „Es war sehr viel los auf den
Straßen“, freute sich Axel Erhard, Präsident der Klüttefunken.
Allerdings beklagten alle, dass es zunehmend schwieriger werde, die
Züge und auch die Veranstaltungen zu organisieren. Ohne
Vereinsmitglieder, die ehrenamtlich einen Riesenberg an
organisatorischen Aufgaben stemmen, geht es nicht. Hohe Kosten,
zusätzliche Security, verstärkte Auflagen machen den Karnevalisten
zusätzlich das Leben schwer. „Acht Wagen fahren allein für die
Fidele Narrenzunft“, rechnete Präsident Josef Baratella
beispielhaft vor. „Wenn die die Halle verlassen, kostet jeder
einzelne schon 450 Euro.“ Was sich bei der Fidelen Narrenzunft am
Ende durch meist ausverkaufte Veranstaltungen noch rechnet, sieht beim
Festkomitee Köttingen Karneval schon anders aus. Bis zu 90 Karten
weniger bei der Damensitzung verkauft – das reißt ein dickes Loch
in die Kasse. Zumal die Damensitzung bislang immer die defizitäre
Herrensitzung ausgleichen konnte. „Die Frauen fahren lieber nach
Vettweiß“, glaubt FKK-Vorsitzender Wolfgang Freitag. Der Kinderball
sei ein voller Erfolg gewesen, und plus minus Null ausgegangen. Wie
lange man das karnevalistische Angebot unter diesen Umständen in den
kleineren Ortsteilen noch aufrechterhalten könne, sei mehr als
fraglich: „Womöglich ist in zwei Jahren Schicht.“

Der Kommandant der Stadtgarde Stefan Kluth sieht zwar das Funkenbiwak
von Unwettermeldungen überschattet, die vor allem viele Familien vom
Besuch abgehalten hätten. „Aber es gibt einen harten Kern, der
immer kommt.“

Für den guten Zweck hatte sich auch die Fidele Narrenzunft engagiert.
Die Session war hier mit einer Benefizveranstaltung eröffnet worden.
1400 Euro gehen nun als Spende an den Hospizverein. Und noch eine gute
Nachricht hatte Baratella zu verkünden: Am 11.11. ist Proklamation
einer „Liblarer Tollität“, mehr war ihm vorerst nicht zu
entlocken. Auch Bürgermeister Volker Erner denkt schon an die
nächste Session. „Das Motto für den Rathaussturm 2018 in Liblar
steht bereits fest.“ Mehr war auch ihm vorerst nicht zu entlocken.