Eröffnung nachgeholt
Kostbarstes Buch der Stadt

Archivar Dr. Frank Bartsch und Restauratorin Anja Koschel präsentierten das wertvolle liturgische Buch, das der Stadtarchivar in der Pfarrkirche St. Clemens entdeckt hatte. | Foto: Scheel
  • Archivar Dr. Frank Bartsch und Restauratorin Anja Koschel präsentierten das wertvolle liturgische Buch, das der Stadtarchivar in der Pfarrkirche St. Clemens entdeckt hatte.
  • Foto: Scheel

Eigentlich sollte das seit Dezember 2020 im ehemaligen Kaufhaus Könen untergebrachte Historische Archiv Erftstadt bereits im vergangenen Jahr offiziell eröffnet werden, doch die Flutkatastrophe machte eine Verschiebung des Termins notwendig. Dieser wurde nun nachgeholt – und wartete mit der Präsentation eines kostbaren Choralbuches auf.

Erftstadt-Lechenich (cs). Die offizielle Eröffnung des neuen Stadtarchivs fand in Anwesenheit von Erftstadts Bürgermeisterin Carolin Weitzel, Thomas Depka, dem Vorsitzenden des Geschichtsvereins Erftstadt und zahlreichen weiteren Gästen statt. In Zusammenarbeit mit dem Geschichtsverein Erftstadt wurde das Herriger Graduale vom Stadtarchivar Dr. Frank Bartsch vorgestellt: „Ich freue mich, die Eröffnung des Archivs mit einem Feuerwerk zu beginnen – mit der Vorstellung des kostbarsten Buches der Stadt, das bislang entdeckt wurde.“

Bei einem Graduale handelt es sich um ein Choralbuch, in dem Messgesänge aufgezeichnet sind. Im Zuge von Vorbereitungen für eine von der Volkshochschule Erftstadt veranstaltete Führung durch die Herriger Pfarrkirche St. Clemens war Bartsch im Juni 2019 zufällig auf das wertvolle, reich illustrierte liturgische Buch gestoßen. Herrigs Küster Franz Gaspers hatte den Stadtarchivar auf einen Schrank in der Sakristei aufmerksam gemacht, in dem alte Bücher verwahrt werden. Dort entdeckte Bartsch die seltene Bilderhandschrift – selten daher, da die im Hochmittelalter in den Klöstern gepflegte Buchmalerei mit Aufkommen des Buchdrucks ab dem 16. Jahrhundert immer weniger praktiziert wurde. Das in St. Clemens gefundene Graduale hingegen datiert aus dem 18. Jahrhundert: Es wurde 1715 begonnen und 1716 vollendet. „Wir haben hier ein Buch, das in der Oberliga spielt“, so der Stadtarchivar, „solche Kostbarkeiten findet man auch in den großen Bibliotheken von Berlin, Brüssel und Paris.“

Vor der Restaurierung des Graduales durch die Bergisch Gladbacher Restauratorin Anja Koschel hatte Willi Albrecht dessen Erhaltungszustand fotografisch dokumentiert. Laut Anja Koschel wurde für das Buch Papier von hoher Qualität verwendet, das bei richtiger Lagerung Jahrhunderte überdauert. Dr. Frank Bartsch dankte dem Geschichtsverein Erftstadt und allen weiteren Stiftern und Stifterinnen, die die aufwändige Restaurierung des Buches möglich gemacht haben. Ein Dank ging außerdem an Pastor Hans-Peter Kippels für die Erlaubnis, das Graduale als Depositum im Stadtarchiv aufzubewahren. Der Stadtarchivar blätterte vor den Gästen im Buch, zeigte ihnen die kunstvoll gestalteten Initialen, bevor das lichtempfindliche Stück zunächst in der Archivvitrine ausgestellt und abends wieder an einen sicheren Ort verbracht wurde.

Wer sich für die Historie der heutigen Erftstadt und der Region interessiert, ist im Historischen Archiv der Stadt Erftstadt an der Bonner Straße 29 richtig: Das Archiv gibt Einblick in 7.000 Jahre Regionalgeschichte und hält alle seit 1643 gedruckten Werke über die Erftstädter Ortsteile bereit.

Redakteur/in:

Martina Thiele-Effertz aus Hürth

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