Neues aus Ecuador
Mädchen in Quito brauchen Trost und Halt

Für die jungen Frauen in den beiden Talita-Kumi-Häusern gelten strenge Vorschriften in Zeiten der Coronakrise. | Foto: Talita Kumi
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Erftstadt-Lechenich (gr). Nichts scheint mehr so zu sein wie es war.
Oder vielleicht doch? Das hat mit der außergewöhnlichen
(Lebens-)Situation in Deutschland und Ecuador wegen des Corana-Virus
zu tun.

Während in Deutschland schon die ersten Lockerungen im täglichen und
wirtschaftlichen Leben in Gang gesetzt wurden, gibt es in Ecuador
immer noch harte Ausgangssperren (zwischen 14 und 5 Uhr) und extreme
Einschränkungen im täglichen Leben. So darf nur einmal in der Woche
das private Auto, in Abhängigkeit der letzten Ziffer auf dem
Kennzeichen, genutzt werden, am Wochenende ist jeglicher Privatverkehr
untersagt. Fahrten zu Ärzten sind vorher anzumelden.

Die Mädchen in den beiden Talita-Kumi-Häusern in Quito leben mit den
Mitarbeiterinnen seit Mitte März in Quarantäne und dürfen die
Häuser nicht verlassen. Da der ÖPNV komplett eingestellt wurde,
leben und arbeiten die Erzieherinnen in 7-Tages-Schichten.

Während hier die Schulen langsam anlaufen, sind alle Schulen und
Freizeiteinrichtungen in Ecuador weiterhin geschlossen. Während in
den vergangenen Jahren die Lebensmittelspenden von zwei Supermärkten
einen großen Teil des wöchentlichen Bedarfs abdeckten und somit auch
für finanzielle Entlastung sorgten, sind diese Spenden mittlerweile
fast komplett zum Erliegen gekommen. Obst, Gemüse, Fleisch und viele
weitere Lebensmittel und Gegenstände des täglichen Bedarfs müssen
daher eingekauft werden und das zu höheren Preisen als vor der
Pandemie. Das hat zur Folge, dass das geplante Budget für Verpflegung
und Versorgung bei weitem nicht ausreichen wird und die finanzielle
Unterstützung aus Deutschland höher ausfallen muss als in den
Vorjahren. Gott sei Dank haben sich inzwischen einige Privatpersonen
gefunden, die den beiden Talita-Häusern Lebensmittelspenden zukommen
lassen. Zusätzliche Spenden aus Deutschland sind daher sehr
willkommen, da noch nicht absehbar ist, wie lange diese
Einschränkungen bleiben.

Von dieser Situation eingeholt und überrascht wurde auch Talitha
Trost, die im Januar eigentlich nur für drei Monate ihren
Freiwilligendienst in der Talita ableisten wollte. Als sich die Lage
im März in Ecuador dann zuspitzte, hat sie entschieden, ihren
Aufenthalt dort zu verlängern und damit bewusst auf eine mögliche
vorzeitige Abreise verzichtet, um die Mädchen und Mitarbeiterinnen zu
unterstützen. Denn eine Rückkehr nach Deutschland ist momentan nicht
möglich. Talitha schreibt, dass viele der Mädchen panisch auf die
Veränderungen in der Welt reagiert haben, sodass sie die Mädchen
nicht verlassen wollte, die sie Wochen zuvor so herzlich willkommen
geheißen haben. „Sie benötigen gerade jetzt Menschen, die ihnen
Halt geben und sie trösten können. Jeden Tag merke ich mehr, wie
wichtig das Projekt ist. Jede Person ist wichtig, die den Mädchen auf
die eine oder andere Weise hilft und sie auf dem Weg der Hoffnung
begleitet.“

Wie lange Talitha noch in Ecuador bleibt und ob ein Teil des
Vorstandes im Sommer den eigentlich angedachten Besuch in der Talita
durchführen kann, ist zurzeit völlig ungewiss.

In Deutschland haben die Einschränkungen dazu geführt, dass die für
den 3. April geplante Mitgliederversammlung abgesagt und auf
unbestimmte Zeit verschoben wurde. Darüber hinaus konnten leider auch
Benefizveranstaltungen wie das Schulfest der Grundschule Nörvenich
oder der Frühlingsmarkt in Lechenich nicht durchgeführt werden.
Wahrscheinlich werden noch weitere Veranstaltungen und
Verkaufsaktionen in diesem Jahr von den Einschränkungen betroffen
sein. So auch die geplanten Konzerte im Rahmen des Citylaufs.

„Das trifft uns alle hart und hat natürlich auch Auswirkungen auf
die finanzielle Situation, den Spendenfluss und die Einnahmen. Uns
allen bleibt die Hoffnung, dass diese Krise bald ein Ende findet und
wir gesund und munter sowie gestärkt in die Zukunft blicken können
und gleichzeitig ‚unsere‘ Mädchen und jungen Frauen in der Talita
Kumi bis dahin nicht aus den Augen verlieren“, hoffen Daniel
Dördelmann und Stefan Bodenbenner vom Vorstand des Vereins „Talita
Kumi“.

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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