Chorgemeinschaft Erftstadt
Mit Gesang durch alle Höhen und Tiefen
Im Jubeljahr der Chorgemeinschaft Erftstadt-Gymnich 1919 wird viel
gefeiert und gesungen: Im Mai wurde dem freien gemischten Chor die
Zelter-Plakette verliehen. An Pfingsten veranstalteten die
Sängerinnen und Sänger im Schützenhaus Gymnich ein gemeinsames
Konzert mit dem Partnerchor Viry Chorales aus Viry Châtillon.
Erftstadt-Gymnich (cs). Die Chorgemeinschaft Erftstadt-Gymnich ging
aus dem am 5. Oktober 1919 gegründeten Männergesangsverein Gymnich
hervor.
„Nach dem Ersten Weltkrieg fanden sich allerorts Männer zu
Gesangsvereinen zusammen“, erzählt Jörg Riesop, seit 2011
Vorsitzender der Chorgemeinschaft, „auch, um singend die
schrecklichen Erlebnisse des Krieges zu verarbeiten.“ So ist es zu
erklären, dass in diesem Jahr allein in Nordrhein-Westfalen 23 Chöre
die 1956 von Bundespräsident Theodor Heuss gestiftete
Zelter-Plakette, mit der alljährlich verdiente Chorvereinigungen zum
100-jährigen Bestehen ausgezeichnet werden, verliehen bekamen.
In den schweren Zwischenkriegsjahren lautete das Ziel des
Gesangsvereins, mit der Pflege des weltlichen Liedes und
theatralischen Aufführungen neue Akzente im dörflichen Alltagsleben
zu setzen. Allerdings war in den 1920er Jahren Vereinsleben weitgehend
Männersache. Erst im Oktober 1935 wurde mit der Gründung eines
vereinseigenen Damenchores der Grundstein für den gemischten Chor
gelegt. Zunächst aber galt es, die Zeit der NS-Diktatur zu
überstehen. Dies gelang der Chorgemeinschaft, zwar gleichgeschaltet,
dank besonnener Wahl ihrer „Vereinsführung“. Der 1939
ausgebrochene Zweite Weltkrieg riss jedoch eine bedenkliche Lücke in
die Sängerschar: Zahlreiche Chormitglieder fielen, einige kamen mit
Kriegsverletzungen oder erst nach langer Gefangenschaft zurück.
Trotz des von der britischen Besatzungsmacht verhängten
Versammlungsverbots fand in einer Gymnicher Privatwohnung genau vier
Monate nach Kriegsende eine erste Zusammenkunft statt, um über einen
Neubeginn zu beraten. Der bei der Kirchengemeinde angestellte Organist
Walter Kempf wurde als Chorleiter gewonnen. Unter seiner Leitung wurde
im August 1946 die Genehmigung zur Wiederaufnahme der Vereinsarbeit
beantragt, fand einen Monat später – als Geburtsstunde der heutigen
Chorgemeinschaft – die erste Gemischtchorprobe statt.
„Wir haben das große Glück, dass alle Protokollbücher seit 1919
noch vorhanden sind“, freut sich Riesop: „Sie erzählen die
Geschichte des Chors, die Geschichte der Menschen wie Du und Ich auf
faszinierende und unterhaltsame Weise.“ Auszugsweise fanden die
Geschichten und Anekdoten Eingang in eine bebilderte Festschrift, die
zum 100. Geburtstag erschienen ist. Verwahrt werden die
Protokollbücher vom Ehrenvorsitzenden und aktiven Sänger Kurt Engel.
Stolz ist die Chorgemeinschaft zudem auf die seit 1984 gepflegte, von
Kurt Engel maßgeblich mitinitiierte Chorfreundschaft mit dem Chor
Viry Chorales aus der Erftstädter Partnerstadt. Alle zwei Jahre
besuchen sich die Chöre wechselseitig zum gemeinschaftlichen
Musizieren. Zum Jubiläum der Gymnicher Chorfreunde reisten 45
Sängerinnen und Sänger des 1966 gegründeten französischen Chors
nach Gymnich, um mit einem gemeinsamen Konzert 100 Jahre musikalisch
Revue passieren zu lassen.
Im Jubiläumsjahr zählt die Chorgemeinschaft Erftstadt-Gymnich rund
30 aktive Mitglieder. Ihr Repertoire umfasst große klassische
Chorwerke, Lieder und Madrigale. Chorleiter ist Christoph Maria
Wagner, der auch den Kreuzchor in Ichendorf betreut. Die
Chorgemeinschaft, die mit einem Stand auf dem Erftstädter Stadtfest
vertreten sein wird, und am 3. November in der Gymnicher Pfarrkirche
St. Kunibert mit einem klassischen Konzert das Jubiläumjahr
beschließt, heißt neue Mitstreiterinnen und Mitstreiter herzlich
willkommen. Infos gibt es unter www.chorgemeinschaft1919-gymnich.de
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.