Deponie Vereinigte Ville
Neue Bohrlöcher für den Klimaschutz

Gasbrunnenbohrer realisieren Brunnen mit einer Tiefe von bis zu 40 Metern, bis zu 70 dieser Brunnen sollen in den kommenden Wochen für ein flächendeckendes Netz angelegt werden. | Foto: AVG Köln
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  • Gasbrunnenbohrer realisieren Brunnen mit einer Tiefe von bis zu 40 Metern, bis zu 70 dieser Brunnen sollen in den kommenden Wochen für ein flächendeckendes Netz angelegt werden.
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Erftstadt/Hürth (vd). „Um den Anteil an Klimagasen weiter zu reduzieren, nimmt die AVG Köln als Betreiberin der ehemaligen Siedlungsabfalldeponie Vereinigte Ville an einem Förderprogramm der Bundesregierung teil, das durch Belüftung der Deponiekörper die Bildung von Methangas verhindert“, erklärt Andreas Freund, Sprecher der Geschäftsführung der AVG Köln.

„Eine im Jahr 2021 von der AVG Köln in Auftrag gegebene Potentialstudie hatte ergeben, dass sich allein in den Altbereichen der Deponie ein zusätzliches Emissionsminderungspotential von insgesamt 375.000 bis 420.000 Tonnen Kohlenstoffdioxid-Äquivalent realisieren lässt. Dazu ist eine Abkehr von der reinen Absaugung des Deponiekörpers bis hin zu einer Druck- und Saugbelüftung notwendig“, ergänzt Dr. Klaus Arz, Leiter der Deponie Vereinigte Ville. Im Jahr 2023 habe man der Umwelt in der Ville durch das Fassen von Deponiegas und dessen Nutzung zur Energieerzeugung bereits rund 118.500 Tonnen Kohlendioxid-Äquivalente ersparen können. Diese Bilanz soll in den kommenden Monaten und Jahren noch deutlich ausgebaut werden.


Bis zu 70 Gasbrunnen entstehen


„Die Nationale Klimaschutzinitiative des Bundeswirtschafts- und Klimaschutzministeriums fördert die technische Realisierung und Inbetriebnahme dieser Maßnahme. Dabei werden im Bereich der Altablagerungen die bestehenden Gasbrunnen ertüchtigt und zusätzliche Gasbrunnen installiert, durch die wahlweise Deponiegas abgesaugt oder Luft in den Deponiekörper eingebracht wird. Der biologische Stabilisierungsprozess wird sich mindestens bis zum Ende des Jahrzehnts hinziehen“, so Andreas Freund.

Was genau unter der Erdoberfläche passiert erklärt Dr. Klaus Arz wie folgt: „Wenn sich organische Bestandteile des Abfalls zersetzen, bilden sich Gase. In Deponien laufen diese Zersetzungsprozess ohne Luftzufuhr ab. Hierbei entwickelt sich neben Kohlendioxid auch Methan. Das Methan ist energiereich und wird aktuell zur Stromproduktion genutzt.“ Allerdings hätten aktuelle Auswertungen auf der Deponie gezeigt, dass in den südlichen Bereichen, in denen sich Altablagerungen seit 1970 befinden, die Gasbildungsrate im Deponiekörper langsam zurückgingen. „Noch lassen sich die Gasmengen gut fördern und in einem Blockheizkraftwerk zu Strom und Wärme verarbeiten. Sinkt der Methangehalt jedoch weiter, reicht dies nicht mehr zur Energieerzeugung“, so Dr. Klaus Arz. Um die Restmethangehalte „unschädlich“ zu machen, sollen nun in den kommenden Monaten neben den bereits bestehenden Gasbrunnen bis zu 70 weitere in den Deponiekörper eingebracht und alle Brunnen so verschaltet werden, dass sie wahlweise besaugt oder belüftet werden können.

„Bislang wurde über alle Gasbrunnen nur Methan aus dem Deponiekörper abgesaugt. Nun wird in einzelne Brunnen Luft und damit Sauerstoff mit geringem Druck, rund 0,1 bar, eingeblasen, um den Zersetzungsprozess des organischen Abfalls in Gang zu setzen beziehungsweise zu beschleunigen - vergleichbar zum Prozess der Kompostierung. Auf diese Weise wird auch die Neubildung von Methangas verhindert. Dieses Verfahren wird als ‚in-situ-Stabilisierung‘ bezeichnet“, erläutert Dr. Klaus Arz den Hintergrund.

Andreas Freund betont, dass die Abfallwirtschaft in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten bereits große Einsparpotenziale realisiert habe – zum Beispiel durch den Ausstieg aus der Deponierung unbehandelter Siedlungsabfälle oder eine verstärkte stoffliche und energetische Nutzung der Abfälle seit 2005. „Seitdem darf in Deutschland kein Organikabfall mehr unbehandelt auf Deponien. Nur noch sogenannte ‚Inertstoffe‘ wie mineralische Abfälle, Aschen und Bodenaushub werden abgelagert, die keinen Beitrag mehr zur Deponiegasbildung leisten. Doch in den Bereichen, in denen vor 2005 Abfall abgelagert worden ist, befinden sich noch größere Mengen organischer Abfälle mit entsprechenden Gasbildungspotentialen. Sie gilt es, möglichst schnell zu zersetzen“, fasst Andreas Freund zusammen.

Und so entstehen in nächster Zeit auf der Deponie Vereinigte Ville bis zu 70 Bohrlöcher für den Klimaschutz.

Redakteur/in:

Düster Volker aus Erftstadt

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