Es begann mit dem ‚Mariechen‘
Tänzer, Prinz & Co. - der „Jeck“ Erhard Soltau tritt ab
Erftstadt - Zum 1. November legt Erhard Soltau sein Amt als Geschäftsführer
des Dachverbandes Erftstädter Karnevalsvereine nieder: „Ende
Oktober darf ich meinen 80. Geburtstag feiern. Dann habe ich 60 Jahre
lang mit viel Freude verschiedene Ämter im Karneval bekleidet - ein
guter Zeitpunkt, um kürzer zu treten“, erklärt der Jubilar, dem
der Fasteleer nicht etwa in die Wiege gelegt wurde.
Erst mit 20 Jahren änderte sich alles schlagartig, „bis dahin hatte
ich mit dem Karneval nichts zu tun.“ Dann verlor er aber sein Herz
an das Tanzmariechen der KG Bliesheim, und damit war dann auch die
Liebe zum Karneval entfacht: „Ein Jahr später war ich der
Tanzoffizier meiner jetzigen Frau Karin, und in der Session 1965/1966
waren wir das jüngste Prinzenpaar Bliesheims“, erinnert sich Erhard
Soltau, der sich nicht nur in Bliesheim als großer „Jeck“ zeigte.
Tanzgruppen leitete der „Vollblut-Jeck“ bei verschiedenen
Vereinen. Beim Karnevalsverein Rose Köttingen war er zum Beispiel als
Tanzoffizier und Tanzlehrer der Damentanzgruppe aktiv. Dort leitete er
auch die ersten Sitzungen.
Von Heideröschen bis Spruuteköpp
Nach einigen Jahren kehrte er zur KG Bliesheim zurück und gründete
1979 eine Kindertanzgruppe: „Die ‚Heideröschen‘ waren sehr
erfolgreich, auch in den großen Kölner Sälen wie Sartory und
Gürzenich“, betont Erhard Soltau. 1980 gründete er die
Komik-Tanzgruppe „De Spruuteköpp“. Selbst ein Männerballett
führte er in Dahn in der Pfalz. „Dafür habe ich immer eine Woche
Urlaub genommen, um vor den ersten Auftritten mit den Herren am
Feinschliff zu arbeiten“. Parallel übernahm er bei der KG Bliesheim
das Amt des Literaten, später auch die Sitzungsleitung sowie über
viele Jahre den zweiten Vorsitz. Während dieser Zeit konnte er im
relativ kleinen, aber äußerst stimmungsvollen Saal im Haus
Giersberg, liebevoll auch „Bliesheimer Gürzenich“ genannt, viele
Stars des Kölner Karnevals begrüßen. Vom Newcomer Guido Cantz,
über „Rumpelstilzje“ Fritz Schopps, bis hin zu „Et
Botterblömche“, „Ne Knallkopp, Martin Schopps oder dem
„Bergische Jong“ Willibert Pauels reichte die Rednerliste.
Kölsche Top-Bands wie die Bläck Fööss, Paveier oder Räuber
heizten den Jecken ebenso ein wie „Et fussich Julche“ Marita
Köllner. Auch außerhalb der Session organiserte Erhard Soltau
Solo-Abende mit Künstlern wie Marc Metzger, Jürgen Becker, Paveier
oder Bläck Fööss. „Kölsche Advent“-Veranstaltungen rundeten
zunächst in Bliesheim, später in Friesheim sein Engagement ab.
Jecker Höhepunkt: Kölner Dreigestirn zu Gast in Bliesheim
Und was war sein „Highlight“ bei so viel „jecker“ kölscher
Prominenz? „In dieser wirklich tollen Zeit gab es sicher einige,
doch 2014 war schon sehr außergewöhnlich. Da ist es mir gelungen,
das Kölner Dreigestirn nach Bliesheim zu lotsen. Das war für alle
KG-Mitglieder und besonders für das damalige Prinzenpaar eine
riesige, unvergessliche Überraschung“, erinnert sich Erhard Soltau.
Um seine Erfahrung weiterzugeben und sich mit „jecken“ Kollegen
über Künstler auszutauschen gründete er vor gut 20 Jahren für
Erftstadt einen Literatenstammtisch. „Der mündete dann
übergangslos in den Dachverband Erftstädter Karnevalsvereine, für
den ich bis jetzt als Geschäftsführer aktiv war“, fasst Erhard
Soltau zusammen. In dieser Zeit half er Vereinen unter anderem dabei,
Sitzungsprogramme zu organisieren, zusammen mit Ordnungsbehörden der
Stadt Zugleitertreffen zu initiieren und den Austausch der Vereine
untereinander zu fördern. Höhepunkt dieser „Amtszeit“ war für
Erhard Soltau „der Sternmarsch zur 50-Jahr-Feier der Stadt Erftstadt
mit rund 450 Karnevalisten in Uniform und Kostümen.“
"Besonderer Dank gilt meiner Frau Karin!"
Und wer wird nun sein Nachfolger im Dachverband: „Da aktuell bei
allen Karnevalsvereinen die Vorbereitungen auf die Session laufen, ist
ein Treffen der Vereinsvertreter nach der Session geplant, um einen
neuen Geschäftsführer zu wählen. Bis dahin teilen sich die beiden
Vorsitzenden Helmut Herb und Josef Baratella das Amt.“
Für Erhard Soltau begann sein karnevalistisches Schaffen mit seiner
Frau, und mit ihr endet es für den „Vollblut-Jecken“ jetzt auch,
denn: „All dies hätte ich über die vielen Jahre hinweg nicht mit
dieser Leidenschaft machen können, wenn ich nicht eine so
verständnisvolle Frau an meiner Seite hätte, mit der ich jetzt seit
57 Jahren verheiratet bin. Ihr gilt mein besonderer Dank!“
Redakteur/in:Düster Volker aus Erftstadt |
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