20 Jahre Geschichtsverein
Vergangengheit erfahren
Mit einer Feier im Pfarrsaal St. Barbara beging der Geschichtsverein Erftstadt sein 20-jähriges Bestehen. Unter den zahlreichen Gästen war auch Bürgermeisterin Carolin Weitzel, die dem Verein Glückwünsche und ihren Dank für die engagierte Arbeit zur Geschichte Erftstadts aussprach.
Erftstadt-Liblar (cs). Am 25. Oktober 2002 wurde der Geschichtsverein Erftstadt auf Burg Konradsheim von 17 Geschichtsinteressierten mit dem Ziel gegründet, das Bewusstsein für die Geschichte der Stadt und ihrer Stadtteile zu schärfen und somit zur lokalen Identitätsbildung beizutragen. „Warum erst vor 20 Jahren?“ – mit dieser Frage begann Gründungsmitglied Albert Esser seinen Rückblick auf die Gründungsgeschichte und die ersten zwei Jahrzehnte des Vereins. Nicht an Interessenlosigkeit habe es gelegen, betonte der heutige Beirat, vielmehr sei Erftstadt ein Sonderfall. 1969 im Zuge einer kommunalen Neugliederung entstanden, ist Erftstadt eine junge Stadt, deren lokalgeschichtlich Forschende zuvor im Geschichtskreis der Stadt Euskirchen aktiv waren.
Als 1979 im Zuge des 700. Jubiläums der Verleihung der Stadtrechte an Lechenich durch Erzbischof Siegfried von Westerburg die Bürgergesellschaft aus der Taufe gehoben wurde, fanden Erftstädter Geschichtsinteressierte dort ein Dach für ihre Aktivitäten. Viele von ihnen machten (und machen) sich darüber hinaus als Autoren und Autorinnen von Beiträgen im seit 1991 erscheinenden Jahrbuch der Stadt Erftstadt um die Lokalgeschichte verdient. Dass jedoch vor der Jahrtausendwende kein Geschichtsverein in Erftstadt existierte, lag vor allem am beruflichen Eingespanntsein der Akteure.
Den Gründungsvorstand bildeten Professor Dr. Horst Matzerath, Dr. Herbert Heermann, Peter Kievernagel, Hanna Stommel, Albert Esser und Erftstadts erster Archivar Udo Müller. Der habilitierte Historiker Horst Matzerath, Mitbegründer und langjähriger Leiter des Kölner NS-Dokumentationszentrums EL-DE Haus, übernahm den Vorsitz und hatte ihn 15 Jahre lang inne. Nicht zuletzt dank seiner Kenntnisse und Kontakte arbeitete der Geschichtsverein Erftstadt von Beginn an auf hohem geschichtswissenschaftlichen Niveau. Dies schlägt sich auch in den Jahresprogrammen nieder, die jährlich ein Rahmenthema in den Mittelpunkt stellen, zu dem Vorträge gehalten, Archiv- und Museumsbesuche, Ausflüge und Exkursionen durchgeführt werden.
Von der Entwicklung des Braunkohlebergbaus im Bereich Erftstadt (2003) spannt sich der Themenbogen bis zur Frauengeschichte im Jubiläumsjahr.
Thomas Depka, Vorsitzender seit 2018, führte in weitere Projekte ein. Stolz ist der Verein auf seine wissenschaftlichen Publikationen zur Geschichte im Gebiet der heutigen Erftstadt. Seit 2012 sind vier Bände in der Reihe „Schriften des Geschichtsvereins“ erschienen, zudem 2014 das erste Heft der Reihe „Kleine Schriften des Geschichtsvereins“. Seit über zehn Jahren befasst sich der Geschichtsverein mit der Digitalisierung von Totenzetteln, die in die Online-Totenzettelsammlung Rhein-Erft integriert werden. „Bis in die 1960er Jahre“, so Thomas Depka, „waren Totenzettel mit ihren biografischen Angaben wertvolle Fundgruben für historische Zusammenhänge“. Weitere erfolgreiche Unterfangen bestanden in der Bergung dreier Einmannbunker in Liblar (2016) und in der Restaurierung des Herriger Graduales (2022).
Einen Ausblick auf die kommenden Jahre gab Depkas Stellvertreterin Susanne Rothkamp. Sie stellte Ideen für die nächsten Jahresprogramme vor und rief die Bürger und Bürgerinnen auf, sich mit Vorschlägen und Anregungen einzubringen.
Auch an Totenzetteln ist der Geschichtsverein weiterhin interessiert. Wer Totenzettel zur Erfassung oder auch zur Archivierung zur Verfügung stellen möchte, wendet sich an Thomas Depka unter der Emailadresse gv.e@web.de
Redakteur/in:Martina Thiele-Effertz aus Hürth |
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