Bürgermeister Erner tritt nicht mehr an
Vertrauen in die Kommunalpolitik erschüttert
Erftstadt - (gr) Bürgermeister Volker Erner wird bei der Kommunalwahl nicht mehr
als Bürgermeister kandidieren. Seit Juni 2013 hat der CDU-Mann und
Volljurist das Amt inne. Er ist Nachfolger von Franz-Georg Rips, SPD,
der seinerzeit das Amt aus gesundheitlichen Gründen aufgeben musste.
Im Interview äußert sich Erner über die Gründe, die ihn zu seiner
Entscheidung bewogen haben.
Bei der Kommunalwahl 2020 wollen Sie nicht mehr für das
Bürgermeisteramt kandidieren. Ihre Chancen auf eine Wiederwahl kann
man getrost als aussichtsreich bezeichnen. Warum wollen Sie dennoch
nicht antreten?
Volker Erner: Sicherlich ist es so, dass eine erneute
Kandidatur um das Amt des Bürgermeisters der Stadt Erftstadt im
kommenden Jahr 2020 nicht ganz so aussichtslos gewesen wäre. Aber bei
solch einer Wahlentscheidung, die einzig von den Wählerinnen und
Wählern in Erftstadt zu treffen ist, bin ich schon so respektvoll,
dass ich hier nicht weiter spekulieren möchte. Eine Einschätzung
wäre ohnehin rein hypothetisch, weil ich ja nun nicht mehr als
Bürgermeisterkandidat zur Verfügung stehe. Diese Entscheidung habe
ich gut überlegt getroffen, weil mein Vertrauen in die Erftstädter
Kommunalpolitik zutiefst erschüttert ist und ich hier – ganz
ehrlich gesagt – bei den sich abzeichnenden Konstellationen keine
Aussicht auf eine Besserung sehe.
Wie schwer ist es Ihnen gefallen, diese Entscheidung zu
treffen?
Erner: Die Entscheidung ist mir mit Sicherheit nicht leicht
gefallen, da ich mit Leib und Seele Bürgermeister bin. Ich habe
großen Respekt vor diesem Amt und bin durchaus auch stolz, diese
Aufgabe für mehr als sieben Jahre ausüben zu dürfen. Zuvor war ich
dann noch 13 Jahre als 1. Beigeordneter in der Erftstädter
Verwaltungsspitze tätig und konnte bzw. kann dann insgesamt auf 20
Jahre zurückblicken. In dieser Zeit habe ich viele wunderbare
Menschen kennengelernt und konnte an sehr vielen Projekten und
Entscheidungen mitwirken. Das war eine sehr schöne, interessante,
spannende, aufregende und zum Teil auch anstrengende – aber
natürlich am Ende des Tages auch eine erfüllende Zeit.
In einem Sommerinterview mit dem Erftstadt-Anzeiger beklagten Sie,
dass die Fraktionen der Verwaltung regelmäßig „Knüppel zwischen
die Beine“ geworfen hätten. Sie müssten dann stets die Scherben
zusammenkehren und ihre Mannschaft neu motivieren. Macht einen das
mürbe? Und ist dieser Warnruf nicht gehört worden?
Erner: Das ist sicherlich alles richtig. Ich habe meinem Unmut
auch des öfteren Luft gemacht und dabei an Deutlichkeit nichts
vermissen lassen. Dies scheint aber offensichtlich nicht immer so bei
den handelnden Köpfen angekommen zu sein. Vielleicht war ich da auch
manchmal etwas zu unbequem. Aber wer etwas erreichen will – und das
möchte ich immer – sollte auch durchaus hartnäckig und damit
mitunter auch schon einmal unbequem sein.
Wie würden Sie Ihr derzeitiges Verhältnis zu Ihrer Partei, der
CDU, beschreiben?
Erner: Kühl und distanziert. Aber ich bin und bleibe weiterhin
ein überzeugter Christdemokrat und stehe allen Fraktionen im Rat der
Stadt Erftstadt – und damit auch der CDU-Fraktion – mit Rat und
Tat zur Seite. Im Übrigen war ich gegenüber der CDU Erftstadt so
fair, meine Entscheidung zu einem Zeitpunkt mitzuteilen, wo noch
hinreichend Zeit bleibt, eine geeignete Kandidatin bzw. einen
geeigneten Kandidaten für das wichtigste Amt in der Stadt Erftstadt
zu suchen, zu finden und dann für einen Wahlkampf aufzubauen.
Wird Ihre Arbeit in den restlichen anderthalb Jahren nun
schwieriger oder einfacher?
Erner: Die Ausübung des Bürgermeisteramtes in Erftstadt ist
nie einfach. Aber es bleibt abzuwarten, wie die Reaktionen auf meine
Entscheidung in der Erftstädter Kommunalpolitik ausfallen werden. Ich
hoffe allerdings sehr, dass wir schnell zu einer geboten Sacharbeit
zurückkommen werden, um die anstehenden dringenden Themen in
Erftstadt endlich konstruktiv angehen zu können. Hierzu ist nicht nur
der Bürgermeister, sondern insbesondere auch die Verantwortung
tragenden Stadtverordneten im Rat der Stadt Erftstadt gegenüber den
Bürgerinnen und Bürgern unserer Stadt verpflichtet. Möglicherweise
wird das Arbeiten in meiner restlichen Amtszeit – losgelöst von all
den Zwängen, die mit einer Bürgermeisterkandidatur unweigerlich
zusammenhängen – deutlich sachlicher und konstruktiver.
Könnten Sie sich einen Rücktritt vom Rückzug unter bestimmten
Bedingungen vorstellen?
Erner: Nein. Meine Entscheidung ist getroffen.
Wie sehen Ihre Pläne für Ihren Lebensabschnitt nach 2020 aus?
Erner: Ich werde mich in erster Linie um meine Familie, die ich
in all den Jahren in Ausübung meiner Ämter als 1. Beigeordneter und
dann als Bürgermeister sträflich vernachlässigt habe, intensiver
kümmern. Dann werde ich mich garantiert einer neuen beruflichen
Herausforderung zuwenden. Erste Gespräche gibt es hierzu bereits.
Was wünschen Sie dem nächsten Menschen im Bürgermeisteramt der
Stadt Erftstadt?
Erner: Ich wünsche meiner Nachfolgerin bzw. meinem Nachfolger
ähnlich viele schöne Begegnungen und Momente mit den Menschen und
Vereinen unserer Stadt. Des Weiteren wünsche ich ihr bzw. ihm, dass
der künftige Rat der Stadt Erftstadt dem Amt und der Person des
Bürgermeisters mit mehr Respekt entgegentritt.
Redakteur/in:REDAKTEURIN Gabriele Rupprecht aus Erftstadt |
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