Lechenicher Synagoge
Wiederauferstehung als Papiermodell
Erftstadt (gr). Die Rekonstruktion bedeutender Gebäude und Kirchen,
die durch Tagebaue und Krieg zerstört und aus der öffentlichen
Wahrnehmung verschwunden sind, ist die Leidenschaft von Dr. Christoph
Meixner aus Jülich. Als der 81-Jährige pensioniert wurde, wollte er
„machen, was ich gerne tue“. Und das ist der Modellbau. Das
Besondere daran - Meixner baut seine Modelle aus Papier. Inzwischen
hat er rund 70 Modelle gefertigt, die als Dauerausstellung
„Heimatgefühl“ in fünf Vitrinen im Rathaus in Inden zu sehen
sind. Seinen Bauwerken gehen aufwändige Recherchen im Internet, in
Stadtarchiven und privaten Sammlungen voraus. Aus alten Grundrissen
und Fotos fügt Meixner Schritt für Schritt ein maßstabsgetreues
Bild zusammen. Die Höhe von Bauwerken ermittelt er etwa, indem er die
Ziegelsteine neben einer Tür zählt. Derzeit liegt sein
Schaffensschwerpunkt auf zerstörten Synagogen. So hat er bereits die
Bonner Synagoge rekonstruiert. Durch einen privaten Kontakt seiner
Schwiegertochter zu Stadtarchivar Dr. Frank Bartsch kam er auf die
Idee, die zerstörte Lechenicher Synagoge im Maßstab 1:100
nachzubauen. Bartsch lieferte ihm Grundrisse, ein Foto der zerstörten
Synagoge und alte Abbildungen des Gebäudes. Was die Bilder nicht
verraten, etwa wie die Rückfront aussieht, setzt Meixner mit Logik
zusammen. Ab sofort ist das Modell als Leihgabe in der 3. Etage des
Liblarer Rathauses ausgestellt und dort bis Anfang März zu sehen. Den
Hinweis, dass es auch in Gymnich und Friesheim Synagogen gegeben hat,
griff Meixner bei der Vorstellung des Lechenicher Modells engagiert
auf. Allein - zu diesen Bauwerken gibt es keine Pläne oder gar alte
Fotos. „Danach suchen wir seit Jahren vergeblich“, bedauert
Bartsch. „Aber vielleicht besitzt ja doch jemand Fotos dieser
Synagogen und könnte sie uns zur Verfügung stellen.“ Das Foto der
Synagoge in Lechenich etwa wurde am Tag nach ihrer Zerstörung
heimlich gemacht; es herrschte Fotografierverbot. In schriftlichen
Quellen wird erstmals Mitte des 18. Jahrhunderts ein jüdisches
Gotteshaus erwähnt, das als Wohnhaus bis heute in der Judenstraße 7
steht. 1886 wurde in der Judenstraße 8 gegenüber der alten Synagoge
eine neue Synagoge im maurisch-islamischen Formen erbaut, die 96
Personen Platz bot. Dieses aufwändig gestaltete Gebäude, das
stilistisch große Ähnlichkeiten mit der Neusser Synagoge aufwies,
wurde während des November-Pogroms 1938 zerstört.
Alle Modelle, die Meixner angefertigt hat, kann man im Internet
anschauen unter www.modelle-alter-kirchen.de. Kontakt mit ihm
aufnehmen kann man unter christoph.mx@gmx.de
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.