Hilfe für die Ukraine
Sachspenden: Gut gemeint, aber nicht immer sinnvoll
Die russische Invasion der Ukraine beschäftigt auch die Menschen und Organisationen im Kreis Euskirchen.
Kreis Euskirchen (lk). Die Cartias bereitet sich auf die Aufnahme und Beratung von Geflüchteten aus der Ukraine vor. Es stehe außer Zweifel, dass zahlreiche Menschen aus Erstaufnahmeländern wie Polen, Rumänien oder Slowakei weiterreisen würden - auch nach Nordrhein-Westfalen. Die „Beratungsdienste der Migrations- und Geflüchtetenhilfe“ und die „Aktion Neue Nachbarn“ der Caritas Euskirchen stehen für Menschen aus der Ukraine bereit. „Es wird darum gehen, den Menschen eine Bleibe zu sichern und sie gut zu unterstützen“, so Caritasvorstand Martin Jost.
„Im Mittelpunkt steht häufig die Klärung aufenthaltsrechtlicher Fragen. Menschen aus der Ukraine können aktuell visumsfrei für drei Monate in den Schengenraum einreisen, Verlängerung möglich. Gegenwärtig wird die Möglichkeit gesicherter längerer Aufenthalte einschließlich Arbeitserlaubnis und Zugang zum Sozialsystem ohne Notwendigkeit von Asylverfahren angestrebt“, erklärt der zuständige Bereichsleiter Carsten Düppengießer
In den letzten Tagen sei bereits ein Anstieg der Beratungsanfragen von Menschen aus der Ukraine oder von Angehörigen und Freunden zu verzeichnen. Beratungs- und Terminanfragen können per Telefon unter 0 22 51 – 7 94 74 13 oder per E-Mail an: simon.rauch@caritas-eu.de gestellt werden. Wer sich ehrenamtlich engagieren möchte, kann sich unter der Rufnummer 01 77 – 9 56 53 09 oder per E-Mail unter lydia.honecker@caritas-eu.de an die Aktion Neue Nachbarn wenden. Insbesondere werden Menschen mit ukrainischen oder russischen Sprachkenntnissen gesucht.
Auch die Marienschule Euskirchen möchte tatkräftig helfen. „Gerade wir als Europaschule fühlen uns den demokratischen Grundwerten, dem Frieden und der Völkerverständigung verpflichtet“, schreibt Michael Mombau, Schulleiter des Gymnasiums. Die Schule möchte mit dem Little Lambs Kinderhilfswerk in Swistal-Heimerzheim zusammenarbeiten.
„Die Hilfsorganisation unterstützt eigentlich Waisenhäuser unter anderem in der Ukraine. Die ukrainischen Partner, die unbedingt im Land weiter helfen wollen und natürlich vor Ort am besten wissen, wie man die Hilfe weiterleiten kann, damit sie auch ankommt, werden nun Waren von Hilfstransporten, die von hier aus starten und bis zur polnisch-ukrainischen Grenze fahren, dort übernehmen und direkt zu den Menschen bringen“, erklärt der Schulleiter.
In der Schule werden daher heute und am Freitag haltbare Lebensmittel gesammelt. Geldspenden sollen dabei helfen, die Transportkosten in die Ukraine zu finanzieren.
Im Gebiet des Verkehrsverbunds Rhein-Sieg (VRS) können vor dem Krieg in der Ukraine geflüchtete Menschen den ÖPNV kostenlos und ohne Ticket nutzen. Das Angebot gilt ab sofort und bis auf Weiteres und umfasst alle Bus-, Straßen-, Stadt- und U-Bahnlinien sowie alle Nahverkehrszüge (S-Bahn, RegionalExpress und RegionalBahn).
Die kostenlose Nutzung soll den Geflüchteten so einfach wie möglich gemacht werden: Bei Kontrollen reicht als Fahrausweis die Vorlage eines gültigen Ausweisdokuments, aus dem die ukrainische Staatsangehörigkeit hervorgeht, aus.
Das Rote Kreuz hat einen Hilfstransport mit mehreren Lastwagen ins polnische Lublin geschickt. Von dort aus können die Nothilfegüter sowohl zur Versorgung der Bevölkerung in die Ukraine geliefert, als auch zugunsten von Menschen auf der Flucht verteilt werden.
Rotkreuz-Kreisgeschäftsführer Rolf Klöcker weist aber ausdrücklich darauf hin, dass unkoordinierte Sachspenden zu einem Infarkt lebenswichtiger Versorgungslinien führen und bittet daher darum, von sicherlich gut gemeinten, aber nicht abgestimmten Lieferungen abzusehen: „Diese füllen Lagerhäuser, binden Transport- und Sortierkapazitäten, helfen aber leider nicht, sondern behindern die humanitäre Arbeit vor Ort! Das Ukrainische sowie das Polnische Rote Kreuz haben bereits darauf hingewiesen, dass keine Kapazitäten zur Annahme nicht angeforderter Hilfslieferungen und Unterstützungsangebote bestehen.“
Das Rote Kreuz bietet in Euskirchen neben dem Beratungsangebot des Teams Migration / Integration einen regelmäßigen Austausch für Betroffene des Ukraine-Krieges, der ab sofort immer freitags von 15 bis 17 Uhr im Café Henry in der Kommerner Straße 39 stattfindet und von zwei Beratern begleitet wird. Es steht bei Bedarf zudem eine erfahrene Therapeutin und Supervisorin zur Verfügung. Um vorherige Anmeldung wird gebeten bei Guranda Nass, Telefon 01 60 – 5 28 51 75, gnass@drk-eu.de
Redakteur/in:Lars Kindermann aus Rhein-Erft |
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