Verwaltung lässt sich Zeit
Ärger über zu viel Durchblick
Frechen - Dass die Mühlen in einer städtischen Verwaltung etwas langsamer
mahlen, damit hatte Matthias Brücken gerechnet. Jetzt fragt sich der
Frechener allerdings, ob im Rathaus Frechen überhaupt „gemahlen“
wird. Seit fast drei Jahren wartet der 67-Jährige darauf, dass die
Stadt ihm einen, bei städtischen Abrissarbeiten entstandenen, Schaden
behebt. Geschehen ist bisher nichts.
Von einer „Never Ending Story“ mit dem Bauamt der Stadt weiß
Matthias Brücken aus Frechen zu berichten. „Das Verhalten der Stadt
hat für mich mittlerweile durchaus Slapstick-Charakter und ist so
auch nicht mehr hinnehmbar. Mein Freundes- und Bekanntenkreis
registriert die ganze Geschichte mit einem verständnislosen
Kopfschütteln“, ärgert sich der ehemalige Fußballprofi und zeigt
auf die eingerissene Mauer an seinem Grundstück an der Jägerstraße.
Im Spätherbst 2017 wurde im Frechener Oberdorf die alte Lindenschule
abgerissen. Im Zuge der Abrissarbeiten wurde leider unabsichtlich auch
ein Teil der städtischen Grundstückmauer, die das Nachbargrundstück
abgrenzt, eingerissen. Seitdem gewährt ein etwa 4,5 Meter breites
Loch, vom Schulgelände und dem Lindenschulen-Neubau aus, freien Blick
auf Swimmingpool und Garten der Familie Brücken.
„Klar, sowas kann passieren. Es wurde ja Gott sei Dank auch keiner
verletzt“, sagt Brücken. Dass sich die Schadensbehebung aber so in
die Länge zieht, hat er nicht erwartet. „Seit dem Zwischenfall
führe ich so einen umfangreichen Schriftwechsel mit dem Bauamt der
Stadt, dass er mittlerweile einen ganzen Ordner füllt. Ferner sind in
den letzten Jahren zahlreiche persönliche Gespräche im Rathaus mit
allen Verantwortlichen des Amtes geführt worden, ohne dass sich
bislang konkret etwas getan hat. Selbst einige Begutachtungen der
Verantwortlichen vor Ort endeten zwar mit tollen Absichtserklärungen,
haben bislang jedoch zu keinem Ergebnis geführt“, schildert
Brücken seine Erfahrungen mit der Stadtverwaltung. Die Skala der
Erklärungen der Verantwortlichen reiche von „die Sanierung der
Schulmauer wird bis Januar 2018 abgeschlossen sein“ über „die
Sanierung wird mit Fertigstellung der Schule im Sommer 2019
erfolgen“ bis „die Sanierung wird bald durchgeführt“. Brücken:
„Was mich besonders ärgert, ist, dass manches Erinnerungsschreiben
von mir an das Bauamt gar nicht oder verspätet mit der saloppen
Antwort, dass man sich noch in Abstimmungsgesprächen befände,
beantwortet.“
Anfang Juli dieses Jahres habe man gemeinsam vereinbart, dass er ein
Angebot für eine Instandsetzung der Mauer einholen solle. Brücken:
„Dies habe ich auch gemacht und der Stadt Frechen wenige Tage
später zur Prüfung vorgelegt. Mit dem Ergebnis, dass die Summe - in
einem niedrigen vierstelligen Bereich - von der Stadt Frechen als zu
hoch abgelehnt wurde.“ Das Bauamt habe ihm dann mitgeteilt, dass die
Stadt Frechen, 2,5 Jahre nach Schadensentstehung, eigeninitiativ
Angebote für die Sanierung der Grundstücksmauer einholen werde.
Ende Juli fragte Brücken, nach eigenen Aussagen, nochmal bei der
Stadt nach. „Da wurde mir von einem Verantwortlichen des Bauamtes
mitgeteilt, dass die Stadt Frechen keine Lösungsmöglichkeit anbieten
könne, da unter anderem selbst der eigene Stadtbetrieb kein Angebot
abgegeben habe“, erinnert sich der 67-Jährige an das
Telefongespräch.
„Diese Aussage macht mich fassungslos, dass selbst nach fast drei
Jahren seitens der Stadt Frechen scheinbar keine Lösung gefunden
werden kann. Ich kann mittlerweile die Leute verstehen, die selber
Unzulänglichkeiten der Stadt erlebt haben und auf die Angestellten
der Stadt nicht gut zu sprechen sind“, ärgert sich Brücken.
Die Stadt teilt mit, dass die beschädigte Mauer teilweise noch aus
dem späten 19. Jahrhundert stammt und schließt weitere Schäden bei
"Gründungs- und Fundamentierungsarbeiten im Bereich der
grenzständigen Mauer" nicht aus.
"Insofern werden die Behebung der aktuellen und möglicher weiteren
Schäden zur Vermeidung von Mehrfachbearbeitung erst nach Beendigung
der anderen Arbeiten erfolgen", antwortet die Stadtverwaltung auf
unsere Presseanfrage.
Die Behebung des Schadens soll jetzt also erst nach Beendigung der
"Arbeiten zur Herrichtung der schulischen Außenanlagen in diesem
Bereich" erfolgen. Sie Stadt stellt dabei die fünfte Kalenderwoche im
kommenden Jahr in Aussicht. Bis zur Inbetriebnahme der Schule sollen
die Arbeiten am Sichtschutz zu dem Privatgrundstück an der
Jägerstraße abgeschlossen sein. Die Schule soll im Frühjahr 2021
fertiggestellt sein.
- Lars Kindermann
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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