"Stillleben - Judith Püschel und Antje Scharfe"
Alltagsgegenstände plastisch gestaltet
Frechen - (lk) Im Keramion, Bonnstraße 12, feiert am Sonntag, 3. November, die
Ausstellung „Stillleben – Judith Püschel und Antje Scharfe“,
Eröffnung.
Stillleben – dieser etwas anachronistisch anmutende Gattungsbegriff
für künstlerische Darstellungen regloser (eben stiller)
Alltagsgegenstände trifft sowohl auf die Kompositionen von Judith
Püschel als auch auf die Inszenierungen von Antje Scharfe zu. Grund
genug, die keramischen Arbeiten beider Künstlerinnen in einer
gleichnamigen Ausstellung gegenüberzustellen.
Ausgehend vom Hintergrundmotiv entwickelte sich das Stillleben ab dem
späten 16. Jahrhundert zur eigenständigen Kunstgattung mit einer
großen Themenvielfalt. Speziell in der niederländischen Malerei des
17. Jahrhunderts wird durch die Darstellung arrangierter kostbarer
Gegenstände auf Reichtum und Macht verwiesen, gleichzeitig aber auch
auf deren Vergänglichkeit ebenso wie auf die menschliche
Sterblichkeit.
Eine neue Dimension erfährt die Gattung im frühen 20. Jahrhundert
mit dem Einsatz vorgefundener Gegenstände bei den Dadaisten und
später mit den Readymades von Marcel Duchamp oder der Objektkunst der
Pop Art: Stillleben werden nun auch dreidimensional. In dieser
Tradition stehen Judith Püschel und Antje Scharfe mit ihren
Kunstwerken im frühen 21. Jahrhundert, wenn sie sich der plastischen
Gestaltung von Alltagsgegenständen und deren Inszenierungen
hauptsächlich mit keramischen Materialien widmen.
Ein Kaffeeautomat, ein Messerblock, eine Aufschnittmaschine oder ein
Sicherungskasten – all diese Gegenstände aus dem häuslichen Umfeld
finden bei Judith Püschel höchste Beachtung und werden in der
Rakutechnik verewigt. Nicht als realistische Kopien, sondern als
formal und farblich ausgesprochen eigenwillige Erscheinungen mit
erzählenden Oberflächendekors und vielsagenden Zusätzen.
Was zunächst humorvoll daherkommen mag, ist meist eingebettet in eine
ernste gesellschaftliche Dimension.
Antje Scharfes Stillleben finden sich als verschiedene Werkgruppen
wieder, nahezu alle Schwarz-Weiß-dominiert. Von großer Leichtigkeit
gekennzeichnet ist die Gruppe der „Still-leben-Gefäße“, deren
Gefäßsilhouetten aus Knochenporzellan hintereinander in
Paraffinblöcken gestaffelt sind. Geometrische Musterungen oder
skizzenhaft locker aufgetragene Zeichnungen verleihen den planen
Gefäßillusionen Individualität.
Eine Werkgruppe aus dem Jahre 2018 zeigt eine bisher unbekannte Seite
der Künstlerin: Die Zusammenstellungen aus ehemaligen
Anagama-Ofensteinen, versehen mit schwer erkennbaren eingebrannten
Gefäßzeichnungen, erinnern an die dunkel-zurückhaltende Farbigkeit
mancher niederländischer Stilllebenmalerei des 17. Jahrhunderts. Fast
nicht erkennbar versinken die Gefäßumrisse in den Hintergrund.
„Der kurze Parforceritt durch Stillleben-Welt von Judith Püschel
Antje Scharfe kann das Spektrum ihrer Kunst nur andeuten. Begeisterung
erzeugen ihre assoziationsreichen Zusammenstellungen, ihre
ästhetischen Zeichnungen auf Porzellan und ihr gekonnter
Materialeinsatz allemal“, wirbt Museumsleiterin Gudrun
Schmidt-Esters für die neue Keramion-Ausstellung, die bis März 2020
in Frechen zu sehen sein wird.
Zur Ausstellungseröffnung am Sonntag werden beide Künstlerinnen
anwesend sein.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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