Kritik an Verwaltung und Politik
„Der Laden läuft nicht“
Frechen - Anita Börnig fühlt sich von der Ratsmehrheit und der
Verwaltungsspitze in Frechen verschaukelt und nicht ernst genommen.
Gleichzeitig stellt sie den Frechener Entscheidungsträgern ein sehr
schlechtes Zeugnis aus: „Der Laden läuft nicht“, sagt sie und
wenn sie sich so das verdreckte Stadtbild anschaue, frage sie sich:
„Schlafen die da im Rathaus?“ Dass es auch anders geht, weiß die
74-Jährige aus eigener Erfahrung, schließlich war sie selbst 34
Jahre in der Stadtverwaltung Frechen tätig.
Wenn es um die Sauberkeit ihrer Heimatstadt geht, dann lässt sich
Anita Börnig nicht mit einem simplen Formschreiben der Stadt
abspeisen, dafür ist ihr das Thema viel zu wichtig. Schon lange waren
der 74-Jährigen der Wilde Müll und die – ihrer Meinung nach –
unzureichende Grünpflege in Frechen ein Dorn im Auge. Als sie dann in
der SonntagsPost den Artikel „Frechen wird immer schmutziger“
über Erika Johanna Rasquin las, die sich über die Verwahrlosung der
Stadt beschwerte, wurde sie selber aktiv:
Die ehemalige Verwaltungsangestellte beantragte beim Ordnungsamt eine
Genehmigung für eine Unterschriftensammlung, sprach persönlich mit
Bürgermeisterin Susanne Stupp und sammelte im Frechener Zentrum –
innerhalb von drei Stunden – 326 Unterschriften für ihre Aktion
„Saubere Stadt“. Diese legte sie ihrem Bürgerantrag mit einigen
Vorschlägen zur Verbesserung der Reinigungssituation bei.
„Im Ausschuss für Bauen, Verkehr und Umwelt durfte ich mich dann
– auf Einladung des Ausschussvorsitzenden Hartmut Roese – dazu
äußern“, erzählt sie. Doch zuvor hätte dreimal abgestimmt werden
müssen, da sich die CDU-Vertreter im Ausschuss dagegen ausgesprochen
hätten. Börnig: „Später habe ich versucht zu erfahren, warum sie
mich nicht hören wollten. Eine Antwort habe ich nicht bekommen.“
Nach ihrer Wortmeldung sei der Antrag schnell abgehandelt worden.
Ebenso – einige Tage später – im Stadtrat. „Das Ergebnis war
nicht zufriedenstellend“, fasst sie kurz zusammen.
Das in der Ratssitzung beschlossene Antwortschreiben der
Stadtverwaltung ließ auch auf sich warten und so ging die engagierte
Bürgerin nochmal ins Rathaus und in die Fraktionsbüros.
Anschließend erhielt sie immerhin das erwartete Antwortschreiben:
„Es war ein Formschreiben, was wohl alle Bürger erhalten, die sich
über den Zustand unserer Stadt beschweren.“ Auf die einzelnen
Punkte aus ihrem Bürgerantrag sei dabei nicht eingegangen worden.
Außerdem sei es als „Kopie“ kenntlich gemacht worden, dabei
hätte sie das Original nie erhalten. „Da fühlte ich mich
natürlich verschaukelt von der Stadtverwaltung.“
Aber ein weiteres Gespräch mit der Bürgermeisterin blieb ihr
verwehrt. „Auf meine Anfrage bekam ich die Mitteilung, dass Frau
Stupp der Bitte um ein weiteres persönliches Gespräch nicht
nachkommen werde“, ärgert sich Anita Börnig.
Sie ist der Meinung, dass sich die Verwaltungsspitze ihrer
Verantwortung entziehen und das Thema „Sauberkeit in Frechen“
nicht mit der notwendigen Konsequenz behandeln würde.
Auch die Politik habe versagt: „Sie hat vergessen, wer hier
beschlussfassendes Organ ist. Ich wundere mich, dass sie sich von der
Verwaltung so auf der Nase rumtanzen lässt. Es muss doch möglich
sein, dass die Damen und Herren im Stadtrat, gemeinsam und
parteiübergreifend, zum Wohle der Stadt entscheiden können.“
Besonders Leid tut es ihr für die Unterstützer ihrer Aktion
„Sauberes Frechen“.
Ihnen möchte sie über die SonntagsPost folgendes mitteilen: „Liebe
Frechener Bürger, trotz aller Schwierigkeiten und Hindernisse: Lasst
uns weiter für eine saubere Stadt kämpfen und nach dem Motto
verfahren: Jeder kehre vor seiner Türe, dann wird auch die ganze
Straße sauber.“
- Lars Kindermann
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.