Kirchengemeinde in Not
Drastische „Reduzierung der pastoralen Fläche" droht
Frechen-Königsdorf - Die Katholische Kirchengemeinde St. Sebastianus in Frechen-Königsdorf
ist aus verschiedenen Gründen in finanzielle Schieflage geraten.
„Wenn Sie morgens zur Kirche kommen oder bei anderer Gelegenheit das
Gelände des Hildeboldzentrums betreten, ist Ihnen sicherlich schon
aufgefallen, dass die Außenanlagen nicht gerade einen sehr gepflegten
Eindruck machen. Woran liegt das? Ursache ist einmal sicherlich die
Tatsache, dass sich kein Hausmeister mehr regelmäßig um die Anlagen
kümmert, weil die Gemeinde finanziell in einer schwierigen Lage
ist“, gesteht der Vorstand der Kirchengemeinde St. Sebastianus
Königsdorf auf seiner Internetseite. Die katholische Kirche in
finanzieller Schieflage und das im gutsituierten Königsdorf? Wie
konnte es dazu kommen?
Bei einer Überprüfung der Gemeindefinanzen durch das
Erzbischöfliche Generalvikariat Köln stellten die Prüfer fest, dass
der Kirchengemeinde, zehn Jahre lang, jährlich 8.500 Euro zu viel
Kirchensteuer ausgezahlt wurden. Grund für die zu hohen Zuwendungen
sei, so der Königsdorfer Kirchenvorstand, ein „Rechenfehler des
Bistums“.
Zudem wurde vom Erzbistum Köln beanstandet, dass die Gemeinde Erlöse
aus zwei Vermietungen an die Stadt Frechen, in Höhe von jährlich
22.000 Euro, für allgemeine Haushaltszwecke verwendet hat, statt sie
- wie sonst für Mieterlöse üblich - separat von den
Gemeindefinanzen anzusparen.
Als Grund für die unübliche Vorgehensweise geben die Königsdorfer
eine mündliche Absprache zwischen dem Generalvikariat und dem
damaligen Kirchenvorstand aus dem Jahr 2008 an. „Nach Erinnerung von
Mitgliedern des damaligen Kirchenvorstands wurde vereinbart, dass ein
Teil der bisher pastoral genutzten Fläche vermietet wird und die aus
dieser Vermietung resultierenden Erlöse zur Finanzierung der
verbleibenden Flächen verwendet werden darf. Allerdings wurde
offenbar dazu keine schriftliche Vereinbarung geschlossen, zumindest
finden wir nichts in den Archiven“, erklärt Vorstandsmitglied Frank
Felden.
Zukünftig darf die Kirchengemeinde nur noch 6.500 Euro der
Mieteinnahmen zur Finanzierung des Haushalts verwenden. Der Rest muss
angespart werden.
Im Ergebnis fehlen der Gemeinde daher, laut Vorstand, ab dem Jahr 2019
jährlich 24.000 Euro. Ohne diese Finanzmittel sei es nicht möglich,
im bisherigen Umfang den Hildeboldsaal für Aktivitäten der Gemeinde
bereit zu stellen.„Wenn keine ausreichenden neuen Finanzquellen
erschlossen werden können, müssen im schlimmsten Fall Reduzierungen
der heute pastoral genutzten Fläche vorgenommen werden“, erklärt
Professor Dr. Martin Reufels, Mitglied des Kirchenvorstands St.
Sebastianus. Bei der „pastoral genutzten Fläche“ handele es sich
im Wesentlichen um den Pfarrsaal, das Pfarrbüro, die Bücherei, die
Räume von Miteinander-Füreinander und der Pfadfinder im JuMa.
Um dies zu verhindern, drücken die Königsdorfer in einem ersten
Schritt ordentlich auf die Kostenbremse. Die Bewirtschaftungskosten
des Hildeboldzentrums sollen deutlich gesenkt werden, in dem Pflege
und Reinigung von Kirche, Pfarrsaal, Pfarrbüro und Bücherei in
Zukunft ehrenamtlich erfolgen sollen. Auch die Pflege der Beete und
Rasenflächen sowie „kleinere Hausmeister-Arbeiten“ sollen von
Ehrenamtlern übernommen werden. „Wir prüfen auch alternative
Finanzierungsquellen, insbesondere durch Spenden von
Gemeindemitgliedern“, teilt Frank Felden mit und ergänzt. „Gerne
würden wir auf diese Weise die pastoral genutzten Flächen im
heutigen Umfang auch weiterhin erhalten, da dort viele wertvolle
kirchliche Aktivitäten für die Gemeinde und darüber hinaus für
Frechen durchgeführt werden.“
Sollte dies nicht gelingen, wird die Vermietung weiterer Flächen,
beispielsweise des Pfarrbüros und des Gremienraumes, in Betracht
gezogen. Gespräche mit einem „zur Kirche passenden Interessenten“
seien bereits aufgenommen worden.
Das JuMa müsse sich ab 2021 finanziell selbst tragen. Die Pfadfinder
hätten sich bereit erklärt, die von ihnen genutzte Fläche von der
Gemeinde zu mieten. Miteinander-Füreinander und der Faire Markt
hätten ebenfalls mehrere Finanzierungsquellen gefunden, um der
Gemeinde die Kosten der von Ihnen exklusiv genutzten Flächen zu
erstatten.
Bezüglich des JuMa-Saals und der Räume hinter der Bühne habe sich
eine Arbeitsgruppe gebildet, die nach Lösungen suche, um das
„verbleibende erhebliche Defizit“ zu schließen. Vermietungen der
Räume an Sportgruppen oder für Feiern könne helfen, das Defizit zu
vermindern. Sollten dabei aber keine neuen Finanzierungsquellen
erschlossen werden, müssten entweder die Vermietungspreise für diese
Flächen massiv steigen oder das JuMa sei für die Gemeinde nicht mehr
tragbar.
„Alle diese Maßnahmen sind schwierig und tun weh. Wir möchten die
Gemeinde gerne in den Entscheidungsprozess einbinden“, erklärt der
Kirchenvorstand und ruft zur Mitarbeit auf. Vorschläge, die dabei
helfen könnten, die aktuell schwierige Situation zu meistern seien
willkommen. Sie können in schriftlicher Form im Pfarrbüro am
Spechtweg abgegeben oder per E-Mail an
pastoralbuero@kirche-in-Frechen.de geschickt werden.
Redakteur/in:Lars Kindermann aus Rhein-Erft |
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