Ferienfreizeiten abgesagt
Eltern sauer über Absage und Alleingang der Stadt

Ferienfreizeiten mit 1,5 Meter Abstand: „Geht nicht!“, sagen die Frechener Stadtverwaltung und die CDU Frechen - „Muss gehen“, sagen die Stadtschulpflegschaft, die FDP und die Perspektive für Frechen. | Foto: pixabay
  • Ferienfreizeiten mit 1,5 Meter Abstand: „Geht nicht!“, sagen die Frechener Stadtverwaltung und die CDU Frechen - „Muss gehen“, sagen die Stadtschulpflegschaft, die FDP und die Perspektive für Frechen.
  • Foto: pixabay
  • hochgeladen von RAG - Redaktion

Frechen - (lk) Viele Frechener Eltern sind sauer: Die Stadt hat alle ihre
Stadtranderholungsmaßnahmen für die Sommerferien, zur Eindämmung
der Corona-Pandemie, abgesagt. Die Entscheidung sei
„alternativlos“, heißt es in der städtischen Mitteilung.

Der Verwaltung sei bewusst, dass insbesondere Eltern von der Pandemie,
in nahezu allen Lebensbereichen, betroffen seien. Daher sei ihr die
Entscheidung auch nicht leicht gefallen.

„Unsere Entscheidung, die Stadtranderholung nicht durchzuführen,
ist eine Entscheidung für die Gesundheit unserer Kinder.“
Ferienfreizeiten, wie bisher, seien unter den geltenden
„Corona“-Regelungen in diesem Jahr nicht durchzuführen.

„Wir könnten rein praktisch überhaupt nicht sicherstellen, dass
bei den Kindern in den Stadtranderholungsmaßnahmen Abstandregelungen
oder die Verpflichtung zum Maskentragen gewährleistet werden
könnten. Zudem wissen wir auch das erhöhte Ansteckungsrisiko der
Kinder bei Gemeinschafts-Mahlzeiten oder bei der Nutzung von
Gemeinschafts-Sanitäreinrichtungen nicht adäquat zu umgehen“,
erklärt die Stadtverwaltung.Nach Abwägung aller Umstände sei
schnell deutlich geworden, dass die Stadt die Gesundheit der
Teilnehmer nicht garantieren könne. Aktuell sei noch nicht abzusehen,
ob es in den Ferien – analog der Regelungen zur Notbetreuung in den
Kitas und Schulen – eine alternative Betreuungsform in den
Sommerferien geben würde.

„Für die Vertreter der Stadtschulpflegschaft Frechen ist diese
Begründung nicht nachvollziehbar, unhaltbar und für die Eltern und
Kinder nach nun gut neun Wochen Corona-Lockdown eine Katastrophe“,
heißt es in einem Protestschreiben der Stadtschulpflegschaft.

Ferienfreizeiten seien keine „Großveranstaltung“ und somit
erlaubt. „Kinder brauchen Kinder um gesund zu bleiben!“, ist die
Stadtschulpflegschaft überzeugt. Auch Eltern bräuchten, nach dieser
langen Zeit der Ausnahmesituation, eine Perspektive auf Entlastung.
„Da Bildungsangebote in Volkshochschulen, Musikschulen, sonstigen
öffentlichen, behördlichen und privaten außerschulischen
Bildungseinrichtungen unter Einhaltung der Hygienevorschriften und
Abstandsregelungen stattfinden dürfen, ist für uns diese Begründung
nicht haltbar“, so die Stadtschulpflegschaft. Sie fordert ein,
„der aktuellen Lage angepasstes Angebot“ für die Sommerferien:
„Eltern müssen entlastet werden und Kinder brauchen die sozialen
Kontakte mit Gleichaltrigen.“

Ebenfalls „übel aufgestoßen“ sei der Schulpflegschaft, dass die
Stadt ihre Entscheidung, im Vorfeld, „in keiner Weise“ mit den
Elternvertretern abgesprochen habe. „Wir wurden hier einfach vor
vollendete Tatsachen gestellt. Das ist doch kein offener und fairer
Umgang miteinander“, so ein Elternvertreter im Gespräch mit der
Redaktion.„Wir können die Enttäuschung der Eltern über die Absage
verstehen, aber eine Ferienfreizeit unterscheidet sich sehr von
geregeltem Schulunterricht. Kinder suchen Kontakt, wollen Spaß haben,
sich in Gruppen treffen, wie soll das in einer Ferienfreizeit
verhindert werden und wer übernimmt da die Verantwortung?“, gibt
die CDU-Fraktionsvorsitzende Karla Palussek zu bedenken.Außerdem sei,
ihrer Meinung nach, eine Ferienfreizeit keine Alternative zur
Betreuung oder gar Notbetreuung für berufstätige Eltern. Sei eine
solche in den Ferien notwendig, müsse man hier über entsprechende
Angebote nachdenken.

Bei der Perspektive für Frechen trifft die Absage auf „völliges
Unverständnis“. Man müsse sich, im Interesse von Eltern und
Kindern in Frechen, Gedanken machen, welche vertretbaren Alternativen
beständen.

„So bieten kirchliche Träger zum Beispiel speziell auf die
Coronasituation ausgerichtete Betreuungsmaßnahmen an. Warum ist das
in Frechen nicht möglich?“, fragt sich der
Perspektive-Fraktionsvorsitzende und Bürgermeisterkandidat Dieter
Zander.

„Wir sind auch ziemlich überrascht, ja sehr verärgert, dass eine
derartige Entscheidung verwaltungsseitig getroffen wird, ohne die
Politik einzubinden“, so Zander weiter. Über die
Ferienbetreuungsmaßnahmen würde üblicherweise im
Jugendhilfeausschuss sowie im Rat entschieden. Zander: „Auch in
Coronazeiten gelten demokratische Prinzipien und politische
Zuständigkeiten.“

Bernhard von Rothkirch, Vorsitzender der FDP-Fraktion, zeigt
Verständnis für die Forderung der Stadtschulpflegschaft. „Eltern
haben teilweise ihren Urlaub aufgebraucht, um Betreuung und
Homeschooling leisten zu können. Viele haben Homeoffice und
Homeschooling parallel gestemmt. Sie alle, und nicht zuletzt die
Kinder, die den Stress der Eltern ja auch spüren, haben eine
verlässliche Aussicht auf Entlastung verdient“, ist der Liberale
überzeugt.

Die Absage der Ferienfreizeit seitens der Stadt sei „ein
bedauerlicher Schnellschuss“, der einmal mehr zeige, wie wichtig die
Expertise der Fachausschüsse sei. „Ein Konzept zur Einbeziehung der
Fachausschüsse in die Entscheidungsabläufe, die aufgrund der
Corona-Krise vorübergehend verkürzt wurden, haben wir von Anfang an
gefordert, aber bisher vergeblich“, so von Rothkirch.

Schulen, Kindergärten und Spielplätze würden wieder öffnen und den
Familien würde man in den Ferien „ganz und gar nichts anbieten“,
ärgert sich die FDP. Von Rothkirch: „Da kann man ja nur hoffen,
dass man sich ausreichend Gedanken um die Einschulung der Kinder nach
den Ferien macht und diesmal vielleicht unter Beteiligung der
Fachausschüsse“.

Die SPD Frechen möchte von der Verwaltung die genauen Gründe für
die Absage dargelegt bekommen. Ebenso wie FDP und Perspektive sind
auch die Sozialdemokraten über den Alleingang der Verwaltung
verärgert. „Vorgänge von dieser Tragweite können nicht einfach
von der Verwaltung an den zuständigen Ratsgremien vorbei entschieden
werden“, rügt der SPD-Fraktionsvorsitzende Hans Günter
Eilenberger, Bürgermeisterin Susanne Stupp in einem offenen Brief.
Die Angelegenheit müsse im Jugendhilfeausschuss erörtert werden.
Dort soll auch gemeinsam ein „alternatives und von allen Beteiligten
getragenes Vorgehen“ vereinbart werden.

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

27 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.