Eine ganz besondere Hochzeit
Endlich „Ja“ nach 36 Jahren
Frechen - Bernd Göttling (66) und Dieter Schmitz (60) sind seit 1980 ein Paar.
In ihrer langen Beziehung erlebten sie so manche Höhen und Tiefen. Am
kommenden Sonntag, exakt zum 61. Geburtstag des Frechener
Blumenhändlers Dieter Schmitz, soll der letzte Schritt gemacht
werden. In der Kirche Alt St. Ulrich in Buschbell wird
Bürgermeisterin Susanne Stupp die Trauung vornehmen.
Kein Wagnis nur das i-Tüpfelchen
Ein Wagnis ist das nach so vielen Partnerjahren sicher nicht mehr.
„Vielmehr wollen wir beide ein I-Tüpfelchen auf unsere Verbindung
setzen, mit dem wir Dieter gleichermaßen ein bleibendes
Geburtstagsgeschenk machen“, sagt Bernd Göttling einvernehmlich mit
dem künftigen Ehemann. „Wäre das schon früher möglich gewesen,
könnten wir bereits seit 35 Jahre verheiratet sein“, ergänzt
Schmitz.
Immerhin sind die künftigen Eheleute seit 2002 offiziell verpartnert.
Dass der Weg zur gleichgeschlechtlichen Ehe in 2017 politischerseits
geebnet wurde, war eine willkommene Überraschung. Alle Rechte und
Pflichten gelten somit auch für homosexuelle Eheleute.
Regen war ein Segen
Kennengelernt haben beide sich an einem Tag mit Unmengen an Regen, der
in diesem Fall offenbar ein Ausblick auf künftigen ebenso üppigen
Segen war.
Während Bernd am 3. Dezember 1980 den Zebrastreifen einer Frechener
Straße überquerte, war Dieter mit seinem Auto unterwegs zur Post.
Selbst ein Dach über dem Kopf genießend fiel es ihm schwer, den
Fremden ungeschützt dem Regen zu überlassen.
„Also fragte ich einfach, ob ich ihn irgendwohin mitnehmen kann“,
erzählt Dieter. Dieser zierte sich nicht unnötig und stieg ein, froh
darüber, dem ungemütlichen Wetter ein Schnippchen zu schlagen.
Sympathie war sofort da und veranlasste zu einer Verabredung am
Nikolaustag bei Bernd, der seinerzeit noch in Köln-Poll wohnte.
Dann ging alles ganz schnell: Das folgende Weihnachtsfest verbrachten
die Zwei ebenfalls gemeinsam, so dass Dieter gleich am Neujahrstag
beschloss, reinen Tisch bei der eigenen Familie zu schaffen. Es folgte
sein persönliches Outing. Sehr bald bezogen die beiden Männer die
erste gemeinsame Wohnung.
Schwiegermutter freut sich
Seit 1984 leben Göttling und Schmitz zusammen in Frechen am heutigen
Wohnort zusammen mit Mutter Schmitz im Haus. „Dass wir am Sonntag
die Ringe tauschen, ist für sie noch einmal ein Highlight“, freuen
sich die beiden Männer, die vorher schon Vater Schmitz bis zum
Lebensende begleitet und versorgt hatten.
Hochzeit ohne Kitsch
„Bei der Hochzeit in St. Ulrich ist aber keineswegs mit Kitsch,
Plüsch oder ähnlich klischeehaftem Ambiente zu rechnen“, lachen
Göttling und Schmitz, deren stilvolle Eheringe gerade per Post aus
einer kleinen Goldschmiede in Jever eingetroffen sind. „Als große
Nordseefans haben wir die beim letzten Urlaub im Schaufenster entdeckt
und auf unsere Größen hin anpassen lassen.“
Eheringe aus Jever
Die Schönheit im Schlichten der besonderen Silberringe spiegelt dann
auch ein wenig das Auftreten dieser beiden Männer wieder:
Bodenständig, humorvoll, sich gegenseitig zugewandt, ohne jede Spur
von „tuntig“ kommt das Paar daher, das schon so lange Seite an
Seite durch das Leben geht.
Am Sonntag nehmen sie jetzt das in Anspruch, worauf sie schon lange
gewartet hatten: Eine rechtlich legitimierte Hochzeit, die auch vor
dem Gesetz Bestand hat.
- Christina Stemmermann
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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