GVG dafür, Perspektive dagegen
Fluch oder Segen? Ringen um Rhenania-Quartier
Die Perspektive für Frechen erteilt den Plänen der Wolf Immobilien Gruppe, zwischen Kölner Straße und Bonnstraße ein „Mischgenutztes Quartier“ mit 650 Wohneinheiten zu realisieren, eine klare Absage. Zu viele Frechener Neubürger würden die angespannte, lokale Infrastruktur im Bereich KiTas und Schulen überfordern. Gleichzeitig möchte die GVG Rhein-Erft den Investor bei seiner „zukunftsweisenden Quartiersentwicklung“ unterstützen.
Frechen. Trotz intensiven Gesprächen mit Wirtschaft, Presse und Politik sowie einem profes-sionell gestalteten Internetauftritt sind in der Frechener Politik, Wirtschaft und Verwaltung noch nicht alle überzeugt vom geplanten „Rhenania Quartier“ der Wolf Immobilien Gruppe auf dem aktuell größtenteils brach liegenden 114.000 Quadratmeter großen Gelände der ehemaligen Steinzeug-Keramo-GmbH.
Die Wolf-Gruppe hat vor auf der bisher ausschließlich gewerblich genutzten Fläche, neben Lagerhallen und Büroräumen, auch 665 Wohnungen zu realisieren.
„Bislang herrschte politischer Konsens, eine maximale Entwicklung von 150 Wohneinheiten anzustreben“, erklärt Dieter Zander, Fraktionsvorsitzender der Perspektive für Frechen. Die Stadtverwaltung habe sich in den Gesprächen mit dem Investor an diesen politischen Planungsauftrag gehalten.
Nun gäbe es offensichtlich Tendenzen in Reihen einiger Fraktionen, federführend der CDU, den Wünschen des Investors zur Schaffung von 665 Wohneinheiten zu entsprechen.
Zander: „Diese Entwicklung halten wir für fatal. Eine derartige Entscheidung würde die bisherigen Planungen und Konzepte konterkarieren und zu gravierenden Problemen in der städtischen Infrastruktur führen.“ Selbst wenn der Investor für die Errichtung einer Kita Sorge tragen würde, würde die Stadt mit einem erhöhten Schulraumbedarf bis hin zur Errichtung einer neuen Grundschule konfrontiert werden.
In ihrer Pressemitteilung verzichtet die Perspektive auch auf den werbewirksamen Projektnamen „Rhenania-Quartier“ und spricht stattdessen vom „Steinzeug-Areal“.
Eine aktuelle, der Frechener Politik vorgelegte, Wohnraumversorgungsstudie habe „sehr eindeutig und überzeugend“ offenbart, dass in Frechen mittel- bis langfristig Krippen-, Kita- und Schulplätze fehlen würden. „Angesichts dieser Konstellation warnen wir dringend davor, mit offenen Augen ins Verderben zu rennen. Unsere Fraktion unterstützt daher die Verwaltungssicht, es bei den bisherigen Planungen zu belassen und die prekäre Situation nicht weiter zu verschärfen“, macht die Perspektive deutlich.
Die Freien Wähler würden weiterhin die Position vertreten: „Dort, wo Gewerbe besteht, muss auch Gewerbe weiterhin angesiedelt bleiben“. Frechen fehle es an Flächen zur Ansiedlung von weiterem Gewerbe, benötige aber dringend Gewerbesteuereinnahmen.
Parallel gehen die Planungen der Unternehmerfamilie Wolf für ihr „klimafreundliches Quartier“ weiter. Die Gewerbefläche soll mindestens um zehn Prozent entsiegelt werden. Des Weiteren sind die Verwendung nachhaltiger Materialien, energiesparende Baumaßnahmen, Fassadenbegrünungen, Energie aus Solarzellen und Photovoltaik sowie Abwärme-Konzepte vorgesehen.
Unterstützung soll der Investor dabei von der GVG Rhein-Erft GmbH erhalten. „Für die GVG-Rhein-Erft ist dies eine einmalige Gelegenheit, sich an einer solchen zukunftsweisenden Quartiersentwicklung zu beteiligen“, erklärt Werner Abromeit, Geschäftsführer der GVG Rhein-Erft. „Wir möchten daran mitwirken, für das ehemalige Keramo-Gelände ein individuelles, klimaneutrales Energieversorgungskonzept zu entwickeln.“
Redakteur/in:Lars Kindermann aus Rhein-Erft |
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