Burgstraße
Flucht vor dem Schimmel

Gesundheitsgefährdent oder nur eine „optische Beeinträchtigung“? Nachdem ein Wasserschaden erst  36 Tage nach seiner Meldung behoben wurde, breiteten sich Schimmelpilze in einer Wohnung in der Burgstraße aus. Mieter Hiwa Nouri betritt seine Wohnung seitdem nur noch ungern.  | Foto: privat/Hiwa Nouri
  • Gesundheitsgefährdent oder nur eine „optische Beeinträchtigung“? Nachdem ein Wasserschaden erst 36 Tage nach seiner Meldung behoben wurde, breiteten sich Schimmelpilze in einer Wohnung in der Burgstraße aus. Mieter Hiwa Nouri betritt seine Wohnung seitdem nur noch ungern.
  • Foto: privat/Hiwa Nouri

Hiwa Nouri aus Frechen ist auf der Flucht vor dem Schimmel. Dieser macht seine Wohnung in der Burgstraße, seiner Meinung nach, seit Wochen unbewohnbar. Sein Vermieter sieht das allerdings anders. Er spricht von einer „rein optischen Beeinträchtigung“.

Frechen. „Da war plötzlich ein feuchter Fleck an der Decke, der sich auf die Wände ausbreitete“, erinnert sich Nouri fast zwei Monate nachdem er seinem Vermieter, der LEG-Immobilien-Gruppe, den Wasserschaden in der 9. Etage meldete.

Das war am 21. August. Die sogenannte „Leckageortung“, also das Auffinden der verdeckten Leckstelle, erfolgte 17 Tage nach Schadensmeldung. Behoben wurde der Schaden 36 Tage nach Schadensmeldung.

„Gerade bei Wasserschäden ist eine Beseitigung ein komplexer Vorgang und braucht seine Zeit. Zudem ist die aktuelle Zeit leider geprägt von Materialknappheit, langen Lieferzeiten und engen Personalkapazitäten“, erklärt Mischa Lenz, Pressesprecher der LEG-Immobilien-Gruppe. Zusätzlich verzögert worden sei die Reparatur dadurch, dass ein Monteur der LEG den Vermieter, einen Tag nach Schadensmeldung, nicht in der Wohnung angetroffen habe. Eine Terminabsprache sei zuvor nicht erfolgt.

Durch die zunehmende Feuchtigkeit in Decke und Wänden wurde Schimmelpilzbefall sichtbar. Die dunklen Flecken breiteten sich in verschiedenen Räumen der Wohnung aus. Dem Mieter blieb nur die Flucht: „Ich versuche mich, so selten wie möglich in der Wohnung aufzuhalten. Ich übernachte bei meinem Bruder, meinen Eltern und bei Freunden“, erzählt Nouri, der seit 15 Jahren in der Burgstraße lebt.

Dort läuft derzeit die Bautrocknung, nach Aussage des LEG-Pressesprechers mit Hilfe von „professionellen Bautrocknern“. Diese hat Nouri, nach eigener Aussage, aber bisher noch nicht in seiner Wohnung entdeckt. „Da stehen keine Geräte und da haben auch noch keine gestanden“, sagt er uns, auf Nachfrage, am Telefon.

Nach Meinung der LEG geht von dem Schimmel keine Gefahr aus: „Die Beeinträchtigung durch den Wasserschaden und den Schimmel ist rein optisch“, teilt Micha Lenz dem Wochenende schriftlich mit.

Das sieht die AOK-Krankenkasse etwas anders: „Werden die Sporen und Stoffwechselprodukte von Schimmelpilzen eingeatmet, können sie allergische und reizende Reaktionen hervorrufen“, teilt sie auf ihrer Homepage mit. Schimmelbefall könne zu gereizten Augen, Niesen und einer laufenden Nase führen. Das Risiko, an Atemwegsinfektionen sowie an Asthma zu erkranken, sei deutlich höher. Bei seiner Entfernung sollten unbedingt Handschuhe, eine FFP2- oder FFP3-Maske und ein Einweg-Overall getragen werden.

Bis Wände und Decke der Wohnung getrocknet sind und der Schimmel fachgerecht entfernt wird, bleibt Hiwa Nouri also ein Übernachtungs-Nomade. Dabei will er doch nur endlich wieder in seine Wohnung.

Redakteur/in:

Lars Kindermann aus Rhein-Erft

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