Politik und Verwaltung reagieren
"Frechen wird immer schmutziger"
Frechen - Überquellende Abfalleimer, herumfliegender Müll, zugewucherte
Parkbänke voller weggeworfener Zigarettenkippen, … viele Frechener
sind entsetzt vom Zustand ihrer Heimatstadt. Doch jetzt soll sich
einiges tun: Politik und Verwaltung sagen der Vermüllung der
Innenstadt den Kampf an.
„Frechen wird immer schmutziger!“ ist Erika Johanna Rasquin
überzeugt. Die sportliche und ehrenamtlich aktive 75-Jährige ist
viel im Stadtgebiet unterwegs und ärgert sich über die steigende
Zahl an Schmutzstellen.
"Die schmutzigste Stadt im Rhein-Erft-Kreis"
In einem offenen Brief an die Stadtverwaltung und die Fraktionen im
Stadtrat kritisierte sie die fehlende Sauberkeit in der Innenstadt und
die unqualifizierte Grünflächenpflege im Stadtgebiet.
„Ich habe lange in Stuttgart gearbeitet, ich kenne Hamburg gut –
diese Großstädte bekommen das besser hin“, sagt die pensionierte
Psychologin. Nur der Rathausplatz würde allmorgendlich mit
Kehrmaschine und Laubsauger blankgeputzt.
„Wenige Meter davon entfernt sieht es aber schon anders aus“, sagt
sie und nennt den verdreckten Klüttenbrunnen und die vielen
Zigarettenkippen am Busbahnhof als Beispiele. In anderen Städten
würden solche Vermüllungen zum Teil mit hohen Geldstrafen geahndet.
Auch Frechen hatte vor wenigen Jahren den Bußgeldkatalog erheblich
verschärft. Verstöße gegen diesen Teil der Stadtordnung wurden im
vergangenen Jahr aber – nach Aussage des Stadtsprechers Thorsten
Friedmann – nur 19 Stück registriert. 2017 waren es bisher nur vier
Verstöße. Erklären kann sich das Ordnungsamt die geringe Zahl nur
durch ihre uniforme Präsenz. Friedmann: „Niemand wirft irgendetwas
unbedarft weg, wenn ein Kollege vom Ordnungsamt direkt daneben
steht.“
Unqualifizierte Grünpflege
Entsetzt ist Johanna Rasquin auch vom Vorgehen der Frechener
Stadtbetriebe: Parkstreifen und Grünanlagen würden zu selten
gepflegt, Parkbänke seien größtenteils mit Brennnesseln und Disteln
überwuchert und Wildwiesen würden, mitten in der Blüte, mit einem
großen Mähdrescher einfach weggemäht. Der Abschnitt würde liegen
gelassen. „War der qualifizierte Grünflächendienst der vergangenen
Jahre der Stadt vielleicht zu teuer?“, fragt sich die Frechenerin.
Dies kann Stadtbetrieb-Geschäftsführer Hans Peter Wolle so nicht
bestätigen. „Fachkenntnisse sind sehr wohl vorhanden“, beruhigt
er. Rund die Hälfte der in der Grünpflege eingesetzten 28
Mitarbeiter seien ausgebildete Garten- und Landschaftsbauer. Alle
Mitarbeiter würden zudem regelmäßig geschult.
Der gesichtete Mähdrescher sei in Wirklichkeit ein
Großflächenmäher mit einem Mulchmähwerk. Es sei „ökologisch
sinnvoll“, den gehäckselten Rasenschnitt auf den Grünflächen
zurückzulassen.
Am Leistungsvertrag mit der Stadt Frechen habe sich in der
Vergangenheit nichts geändert. Zweimal im Jahr würde der
Rückschnitt auf städtischen Flächen erfolgen. Schlecht gepflegte
Grünflächen seien häufig nicht im Besitz der Stadt Frechen und
somit auch nicht im Leistungsvertrag mit den Stadtbetrieben enthalten.
"Vermüllung nimmt zu"
Ganz im Einklang mit Johanna Rasquin ist der
Stadtbetrieb-Geschäftsführer aber beim Thema dreckige Innenstadt.
Wolle: „Die Vermüllung hat stark zugenommen. Wir beobachten das
täglich.“
Ein großes Problem sei die Fehlbefüllung der öffentlichen
Papierkörbe. 650 städtische Müllbehälter werden, laut
Leistungsvertrag, montags bis freitags einmal am Tag geleert. Die
Papierkörbe in der Fußgängerzone montags bis samstags sogar zweimal
täglich. „Trotzdem quellen die Dinger manchmal über, weil Leute da
nicht selten ihren Hausmüll drin entsorgen“, erklärt Wolle.
Besonders betroffen seien da die Mülleimer auf den Friedhöfen. Auch
auf Grünflächen abgestellter, sperriger Wildmüll sei ein Problem.
Johanna Rasquin schlägt daher regelmäßige
Informationsveranstaltungen über Mensch und Natur vor, um die
Frechener wahrnehmungsfähiger und verantwortlicher für ihre Natur zu
machen. Der von der Lokalen Agenda Frechen viele Jahre geforderte
Aktionstag „Unsere Saubere Stadt“ wurde aber von der Ratsmehrheit
in der Vergangenheit immer wieder abgelehnt und nur einmal – ohne im
Vorfeld groß beworben zu werden – durchgeführt.
Problem erkannt
Doch jetzt beschäftigen sich die Ratsfraktionen intensiv mit dem
Zustand der Frechener Innenstadt (siehe unten). Und am Mittwoch, 30.
August, stellt die Stadtverwaltung ab 18 Uhr im Stadtsaal Frechen
ihren „Rahmenplan für die Innenstadt“ vor. Im Anschluss an die
Vorstellung des aktuellen Planungsstands besteht die Gelegenheit,
Fragen an die Vertreter der Verwaltung zu richten, sowie eigene Ideen
vorzutragen.
Verwaltung und Politik haben also erkannt, was die Frechener Bürger,
die Stadtbetriebe und Erika Johanna Rasquin schon lange wussten:
„Frechen wird immer schmutziger!“
Stimmen aus der Politik:
Perspektive für Frechen: „Alle reden darüber, aber es tut sich
absolut nichts, um diesen misslichen Zustand zu ändern oder zumindest
erste Schritte zu unternehmen“, kritisiert Dieter Zander von der
Perspektive für Frechen den Umgang mit dem Problem „überquellende
Abfalleimer“. Das Erscheinungsbild der Fußgängerzone müsse sich
verbessern und dafür benötige es dringend vernünftige Maßnahmen.
Zander: „Wie in anderen Städten bereits erfolgreich praktiziert,
stellen Abfallbehälter mit der Möglichkeit der Mülltrennung mit
drei separaten Kammern (Restmüll, Papier, Plastikabfälle) sowie der
integrierten Option zur Zigarettenkippenentsorgung, die zudem über
kleine Schlitze oder Öffnungen verfügen, ein äußerst probates wie
auch umweltbewusstes Mittel auch im Sinne der Nachhaltigkeit dar.
Diese Metallabfallbehälter sind somit sehr zweckmäßig und auch
optisch ansehnlich.“ Die Perspektive ist der festen Überzeugung,
nur so das Problem der Vermüllung der Fußgängerzone in den Griff zu
bekommen. Abfallbehältnisse mit großen Öffnungen würden geradezu
zur Müllentsorgung im größeren Umfang einladen.
SPD: Auch die SPD fordert für die Innenstadt „größere
Müllbehälter mit festmontierter Abdeckung“.
CDU: Die CDU stellte am Montagabend ihr „7-Punkte-Programm“ mit
über 20 Einzelmaßnahmen für eine attraktivere Innenstadt vor. Ihre
Vorschläge reichen von intensiverer Wohnbebauung in der oberen
Hauptstraße, einer Restauration in der ehemaligen Marienschule am
Klüttenbrunnen (aktuell VHS und Stadtarchiv) und einer Anpassung der
Rahmenverträge mit den Stadtbetrieben. Mehr zu den Plänen der CDU in
einem gesonderten Artikel.
- Lars Kindermann
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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