Sport in Frechen - So war das damals - Teil 2
Frechener (fast) auf dem Dach der Welt
Im Corona-Lockdown, in dem der Lokalsport mal wieder auf Eis liegt,
ist es nicht immer einfach, unsere traditionelle „Sport vor
Ort“-Seite mit Leben zu füllen. Zur Seite gesprungen ist uns der
Frechener Geschichtsverein (FGV), der uns in den kommenden Wochen
immer wieder zurückführt in eine Zeit mit ausgelassenen
Zuschauermassen am Spielfeldrand, herausragenden Leistungen und
außergewöhnlichen Sportarten. Im ersten Teil unserer Serie „Sport
in Frechen – So war das damals“ berichtet der FGV-Vorsitzende
Martin Bock vom Frechener Bergsteiger Detlef Hecker.
Frechen. Frechen hat in Sachen Alpinismus wahrlich nicht viel zu
bieten. Dennoch war in der Klüttenstadt mit Detlef Hecker ein
bekannter Bergsteiger zuhause, der die entferntesten Orte der Welt
besucht und dadurch in seiner Heimatstadt große Popularität erfahren
hat.
Geboren 1927 in Köln, verschlug es den gelernten Schreiner und
späteren Berufsschullehrer nach dem Zweiten Weltkrieg nach Frechen.
1955 startete er seine erste Expeditionsreise nach Lappland, über die
er ein Reisebuch mit dem Titel „Pulkaspur am Polarkreis“
verfasste.
Anfang 1958 führte ihn der spektakuläre Versuch, den Dhaulagiri zu
besteigen, nach Nepal. Der Dhaulagiri, einer der Achttausender im
Himalaya-Gebirge, war zu diesem Zeitpunkt der höchste noch
unbestiegene Berg der Welt.
Die mehr als 10.000 Kilometer lange Strecke legten Hecker und sein
Team mit dem Auto, einem DKW Munga, zurück. Allerdings brach bereits
in Ankara die Kupplung, so dass die Gruppe erst Anfang März im
indischen Bombay ankam. Von dort aus ging es weiter nach Pokhara in
Nepal, wo schon die Sherpas auf die Männer warteten. „Der Anmarsch
zum Berg gehört zu den schönsten Erlebnissen einer
Himalaya-Expedition überhaupt. Oft steigen wir dabei bis 1 000 m an
einem Tag an, um dann wieder abzusteigen zu einem klaren Bach, der von
einem der vielen Gletscher des Himalaya gespeist wird. Dort nehmen wir
ein Bad und liegen in der Sonne, die schon wärmer ist als bei uns zu
Hause in den heißesten Sommertagen“, notierte Hecker in seinem
Tagebuch.
Am Berg angekommen versuchte das Expeditionsteam Meter für Meter dem
8.188 Meter hohen Gipfel näher zu kommen. Bis Anfang Mai ging es gut
voran, doch dann schlug das Wetter um: „Der Sturm fegte mit 100
std/km und mehr über die Nordwand des Dhaulagiri, die ersten Zelte
mußten dem Sturm weichen.“
Hecker beschrieb die darauf folgenden dramatischen Ereignisse mit
eindringlichen Worten: „Die Sicht betrug kaum 20 Meter, und unsere
Nerven waren auf das Äußerste angespannt. Immer wieder gingen
leichte Schneerutsche über uns weg, bis plötzlich mit einem
gewaltigen Schlag der ganze Hang hinunterging: Der Neuschnee hatte
eine riesige Lawine gebildet, die uns alle fünf unter sich begrub.
400 Meter wurden wir mit der Lawine mitgerissen.“Damit mussten sich
Detlef Hecker und seine Kameraden dem Berg geschlagen geben. Dennoch
zog Hecker ein positives Fazit seiner Expedition: „Die Fotos, die
wir von diesem Unternehmen mitbrachten, lassen uns immer wieder das
Ganze erleben. Wenn wir auch den Gipfel des Dhaulagiri nicht besteigen
konnten, so brachten wir doch wertvolles Material mit. Und unsere
Erfahrungen werden wesentlich dazu beitragen, daß der Gipfel eines
Tages bestiegen wird.“Detlef Hecker unternahm noch zahlreiche
weitere Reisen, die letzte führte ihn 2010 nach Patagonien, wo er den
Perito-Morento-Gletscher bestieg. Ende 2010 starb er in seinem Haus in
Frechen-Buschbell.
- Martin Bock
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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