Sieben Tage Diktatur
Frechener nimmt an TV-Sozialprojekt teil
Frechen - Diktaturen gibt es zu genüge auf der Welt. Auch Menschen in
Deutschland lebten noch im vergangenen Jahrhundert unter den
willkürlichen Zwängen eines faschistischen und eines kommunistischen
Regimes.
In seinem vierteiligen Sozialprojekt „Diktator“ dokumentiert der
Fernsehsender ZDFneo ab Sonntag, wie junge Menschen von heute in einer
fiktiven Diktatur - bestehend aus Kontrolle, Drangsalierung und
Isolation – zurechtkommen würden.
Kein Handy. Kein Radio. Kein Fernsehen. Kaum Tageslicht. Sieben Tage
ohne Kontakt zur Außenwelt. Ein militärisch strenger Tagesablauf,
keine persönlichen Dinge, nur ein Bett, ein Tisch und eine Lampe im
Zimmer. Uniform, Kernseife und Wachposten auf den Gängen. Begleitet
und analysiert wurde das TV-Experiment von Psychologen, welche den
Verlauf, die Dynamik und Gruppensituation erörterten.
Der Plot des Fernsehformats erinnert an den deutschen Psychothriller
„Das Experiment“ mit Moritz Bleibtreu. Darin werden die Teilnehmer
in Wärter und Gefangene unterteilt und von einem Wissenschaftler-Team
über Kameras beobachtet. Der Film wiederum basiert auf dem realen
Stanford-Prison-Experiment, welches im Jahr 1971 bereits nach sechs
von 14 geplanten Tagen abgebrochen wurde, nachdem es unter moralischen
Gesichtspunkten nicht länger tragbar war.
Für das ZDFneo-Projekt wurden acht freiwillige und sehr
unterschiedlich veranlagte Teilnehmer zwischen 19 und 31 Jahren
gecastet. Einer von ihnen ist André Hermens aus Frechen. Der gelernte
Chemikant arbeitet seit vier Jahren als Personal Coach und
Motivationstrainer.
„Die Motivation zur Teilnahme ist, dass ich mich immer
weiterentwickeln möchte. Ich brauche immer Veränderung, Abwechslung.
Ich muss was erleben und bin unglaublich neugierig“, erklärt er.
Wahrscheinlich aufgrund seiner Internetpräsenz auf Youtube und in
Sozialen Netzwerken wurde die Produktion auf den durchtrainierten
Sportbegeisterten aufmerksam. „Ich bin eher der überlegte, ruhige
Teamplayer. Das sprach wohl für mich“, vermutet der 28-Jährige.
Ohne viel darüber zu wissen, worauf er sich eigentlich einließ,
sagte er zu. „Wir wussten nur, dass es sich um ein Sozialprojekt
handelt und dass wir wahrscheinlich für eine Woche keinen Kontakt zur
Außenwelt haben werden.“
In einem dunklen Transporter mit verbundenen Augen wurden die
Teilnehmer in eine bunkerähnliche Anlage ohne Tageslicht gebracht.
Hermens: „Das war schon krass! Spannend, aber auch amüsant. Ich
wusste ja, es ist nur ein Experiment.“ Bereut hat er die Teilnahme
nicht. „Ohne die Ablenkung von Smartphone und Fernsehen sind wir
Teilnehmer viel schneller zusammengerückt. Das Zwischenmenschliche
blieb nicht so auf der Strecke.“ Auch in Zukunft will er seine
Smartphone-Nutzung einschränken. Das Experiment hat ihm dabei
geholfen, noch offener auf Fremde zuzugehen und ihnen zuzuhören. Mit
den anderen Teilnehmern hat er immer noch Kontakt. Private Treffen
sind bereits geplant.
Das Sozialprojekt „Diktator“ wird auf ZDFneo am Sonntag, 23.
April, und Sonntag, 30. April, jeweils ab 21.45 Uhr, in zwei
Doppelfolgen ausgestrahlt. In der ZDF Mediathek sind alle vier Folgen
ab Sonntag, 23. April, 20.15 Uhr abrufbar.
- Lars Kindermann
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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