Auftakt Literatur-Herbst

Freiheit der Gedanken

Königsdorf - Mit 20 bunten Veranstaltungen zum Thema „Was wirklich zählt“
wartet der diesjährige Literatur-Herbst Rhein-Erft auf. Die
Eröffnungsveranstaltung wurde im Evangelischen Gemeindehaus in
Königsdorf gefeiert.

Der Saal des Evangelischen Gemeindehauses bot wieder ein gewohntes
Bild: Alle Plätze waren ohne Ausnahme besetzt und einige wenige
harrten stehend vor dem Saal aus, um nicht den Auftakt des
diesjährigen Literatur-Herbstes beim Königsdorfer Literaturforum zu
verpassen. Bis die Gäste allerdings der Lesung und anschließenden
Diskussion des Autors Frank Überall aus dessen Buch „Es ist
untersagt… - Von Verboten und der Freiheit des Wortes“ lauschen
konnten, mussten sie sich bis zum zweiten Teil des Abends gedulden.
Zuvor sprachen Landrat Michael Kreuzberg und Frechens Bürgermeisterin
Susanne Stupp ihre Grußworte.

Im Zentrum der Aufmerksamkeit standen auch drei junge Autoren. Arvin
Kazemi Taleghami, Marielena Borges und Carolin Karminski, die drei
Erstplatzierten des Jugendförderpreises wurden ausgezeichnet und
bekamen neben einer Urkunde auch jeweils einen Scheck, gesponsert von
der Kultur- und Umweltstiftung der Kreissparkasse Köln und der
RheinEnergie, überreicht. Dass auch schon junge Autoren sich
grundlegende Gedanken zum Thema „Was wirklich zählt“ machen
können und diese unterhaltsam und pointiert zur Papier bringen
können, bewies Arvin Kazemi Taleghami bei der Lesung aus seinem
Gewinner-Beitrag.

Einen weiten Bogen spannte Hauptreferent Prof. Dr. Frank Überall,
Kölner Journalist, Journalistik-Professor und Vorsitzender des
Deutschen Journalistenverbandes, indem er den Zuhörern darstellte,
wie er auf die Idee zu seinem Buch über Verbote gekommen ist. Viele
Lacher im Publikum erntete er schon für die Erwähnung seines
Dissertationsthemas: Der Klüngel in der politischen Kultur Kölns.
Von einem Projekt mit seiner ehemaligen Lebensgefährtin aus, bei dem
er Verbotsschilder fotografierte, hat er mit dem befreundeten Kölner
Journalisten Wolfgang Jorzik sieben Jahre lang eine Sammlung von
Verboten angelegt. Vor dessen Tod hat er ihm versprochen, daraus ein
Buch zu machen, dessen Erlös der Familie des Freundes zugutekommt.
Die vorgelesenen Auszüge sorgten für Heiterkeit im Publikum, regten
viele aber auch dazu an, sich Gedanken über eine Gesellschaft zu
machen, die es für nötig hält, solche Verbote aufzustellen.

Nicht zum Lachen zumute war es dem Publikum, als der Moderator des
Literaturforums, der Journalist Jürgen Streich, mit dem Referenten
aus aktuellem Anlass der Demonstrationen in Chemnitz über
Pressefreiheit und Völkerverständigung diskutierte.

Über einen Monat erstrecken sich die Veranstaltungen zum
Literatur-Herbst im gesamten Rhein-Erft-Kreis. Neben „klassischen“
Lesungen wie am 13. September von Christine Westermann in Bergheim
oder am 21. September mit Judith Pinnow in Erftstadt, bietet der
Literaturherbst auch ungewöhnliche Auseinandersetzung mit Literatur
an, wie etwa den „Poetischen Spaziergang“ durch Schloss Loersfeld
und Kerpen am 8. September, ein Zirkus-Spektakel am 7. September in
Bergheim oder eine Musikalische Lesung am 13. September in Frechen.

Eine Übersicht über alle Veranstaltungen des Literatur-Herbstes gibt
es in einem Faltblatt, das in vielen Einrichtungen ausliegt und unter
www.literaturherbst.kulturserver.de.