Kulturwoche
Geist und Blick geschärft

Ulrich Lussem (Mitte) wusste mit seiner Literarischen Führung die Teilnehmer zu begeistern.  | Foto: Magdalena Marek
  • Ulrich Lussem (Mitte) wusste mit seiner Literarischen Führung die Teilnehmer zu begeistern.
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FRECHEN - (mar). Ulrich Lussem ist ein Mann mit vielen Talenten. Neben seiner
Arbeit als Vorsitzender des SPD-Ortsvereins Frechen und dem Vorsitz im
Flüchtlingsnetzwerk ist Lussem auch Vorleser. Zur Frechener
Kulturwoche scharte der gebürtige Frechener eine Gruppe von 21
Wissbegierigen um sich, um auf einer Literarischen Führung entlang
der Dürener Straße, der Hauptstraße und der Kölner Straße mit
kleinen Anekdoten und Erzählungen längst vergangene Zeiten wieder
aufleben zu lassen.

St. Severin, eine der jüngsten Kirchen Frechens, war die erste
Station der Führung. Hier erfuhren die Teilnehmer unter anderem
weshalb die 1913 fertiggestellte Kirche, die im Krieg fast nicht
beschädigt wurde, 1956 trotzdem neu erbaut wurde.

Gekonnt verband Lussem die Entstehungsgeschichte von St. Severin mit
der Entwicklungsgeschichte Frechens in diesen Jahren und knüpfte
gleichzeitig an die Gegenwart an. „Durch den Bau der Kirche entstand
damals ein reges Vereins- und Gemeinwesen", so Lussem, aber auch heute
spiele das alte Pfarrerhaus als Pfarr- und Jugendheim, wo unter
anderem viel für die Flüchtlingshilfe getan würde, eine wichtige
Rolle.

Weiter ging es über den Toni-Lux-Platz, dessen Namensgeber ein
engagierter, fleißiger Sohn der Stadt gewesen sei, wie Lussem zu
berichten wusste, zu den Überresten eines Irdenwareofens, der
unterirdisch angelegt war, mit einem 17 Meter hohen Schornstein und
über dem sich wohl eine Töpferwerkstatt befand. Trotz kurzzeitig
einsetzendem Regen ließen sich die Teilnehmer die Ausführungen
Lussems zu Frechens Töpfergewerbe nicht vermiesen. Belohnt wurden sie
mit dem ersten Gedicht der Führung, das im Gegensatz zum Motto der
Kulturwoche „Kultur bewegt!" den Titel „Bewegungslos" trug und von
Wolfgang Rischer stammt.

Die Tour führte die Teilnehmer vom Westen bis zum Alten Bahnhof im
Osten Frechens. Dabei verstand es Lussem immer wieder mit seinen
Erzählungen und mitgebrachten historischen Bildern die zumeist
älteren Teilnehmer in Frechens Geschichte eintauchen zu lassen. Ob es
nun um die Bartmannkrüge im 16. bis zum 18. Jahrhundert ging, die
Kohleausgrabungen im 18. und 19. Jahrhundert oder die vielen
Schornsteine, die Frechens Stadtbild in den 50er Jahre prägten und
die Luft verpesteten. Neben Themen wie dem Entstehen der ältesten
evangelischen Gemeinde im Rheinland oder dem Jüdischen Leben in der
Stadt kamen auch leichtere Themen zu Sprache, etwa wo es die besten
Kuchen der Stadt gab oder die erste Disco.

Mit dieser Literarischen Führung knüpfte Lussem an eine Tour an, die
er vier Jahre zuvor mit dem Mann der heutigen Bürgermeisterin, Jupp
Stupp, konzipiert hatte. Damals allerdings waren es „Kneipentouren",
bei denen die Geschichte der Frechener Kneipen als soziales Gefüge im
Vordergrund stand.

Nach der Führung, bei der auch das leibliche Wohl nicht zu kurz kam,
gingen die Teilnehmer nicht nur um viele Hintergründe zu Frechener
Geschichte reicher nach Hause, sondern mit einem geschärften Blick
auf Gebäude, Plätze und Straßen.

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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