Rock gegen Krebs
Gerührt und überwältigt

Aus sechs Kameras beobachtete Kameramann Claus Barteczko das Rockspektakel auf dem Monitor.  | Foto: Kirsten D‘Angeli
  • Aus sechs Kameras beobachtete Kameramann Claus Barteczko das Rockspektakel auf dem Monitor.
  • Foto: Kirsten D‘Angeli

Vor ausverkauftem Haus rockten im Stadtsaal Frechen Musiker für die Krebshilfe und gegen den Krebs.

Frechen. „Wir beginnen mit Klassikrock und steigern uns von Band zu Band bis Hard´n Heavy“, erklärt Manfred Becker, Mitorganisator der fünften Auflage des „Rock für die Krebshilfe“ im Stadtsaal Frechen. „Drei für Viele“ steht am Konzertabend auf seinem Namensschild, ebenso auf denen von Lothar „Lolly“ Funke und Lothar Momm, die eigens für das Riesenevent im Stadtsaal eine GbR gegründet haben.

„Das eigentliche Orgateam besteht aus acht Leuten, mit unseren Frauen sogar zehn“, so Lolly Funke. Sie agieren am Konzerttag als Techniker, Tontechnikern, Musiker…

Engagierte Menschen, die erneut zusammengekommen sind, um ein Benefizkonzert zu Gunsten der Deutschen Krebshilfe auf die Beine zu stellen.

Der traurige Grund für das erste Konzert war der Tod des Frechener Musikers Klaus Breuer. „Er war ein begnadeter Schlagzeuger, ein guter Freund der immer den Schalk im Nacken hatte“, beschreibt Lolly, der selbst schwer an Krebs erkrankt ist, seinen einstigen Weggefährten. Mit nur 28 Jahren verstarb der Musiker an einem Hirntumor. „Ich hatte mich ihm als Roadie angeboten im Tausch gegen Schlagzeugunterricht. Zur zweiten Stunde sollte es nicht mehr kommen, da war er bereits im Krankenhaus“, erinnert sich Lolly. Damals wurde die Idee für das Benefiz geboren.

„Anfangs hatten wir überhaupt keine Sponsoren, heute sind es 121!“, freut sich Lolly über die Spendenbereitschaft.

Sogar aus den USA erhielt er einen Scheck. „Zu Steve Wilson, einem ehemaliger KEC-Spieler habe ich immer noch freundschaftlichen Kontakt. Er nimmt jedes Jahr an einem Spenden-Radrennen in Ohio teil. Wir unterstützen uns bei unseren Aktionen gegenseitig. Bei der letzten Rocknacht sind wahnsinnige 15.000 Euro zusammengekommen. Das Ziel ist in diesem Jahr das Doppelte“.

Dem tragischen Schicksal Breuers in den 90er Jahren folgte im letzten Jahr der Tod eines weiteren Musikfreundes: Andreas „Woody“ Wodzinski. Mehr als 30 Jahre lang war er für die Produktion und Technik internationaler und deutscher Musikstars, wie Brings, Helene Fischer und Sarah Connor verantwortlich und er unterstützte „Rock für die Krebshilfe“ wo er nur konnte. „Woody war unser Macher! Unglaublich was er für uns alles geleistet hat“, so Lolly.

Kurz vor seinem Tod hatte man noch gemeinsam überlegt, ob es nach Corona mit dem Benefizkonzert weitergehen könne. Das Resultat: „Einmal machen wir es noch!“ Und wie!

Vier Frechener Bands aus dem Rockgenre stimmten sofort zu und gaben sich nun auf der Bühne die imaginäre Klinke in die Hand. Die Schlesinger Band, The Cats, Electrified (mit Organisator Lothar Momm am Mikrofon) und die Screaming Souls, die mit eigenen Songs von Ballade bis Metal überzeugten. Selbstverständlich verzichteten sie alle auch auf ihre Gage. „Wir brauchten noch ein Zugpferd“, so Lolly. Auf Anfrage bei der Coverband AC/BC bekamen sie von Frontmann Klaus Opreé eine kurze, aber effektive Antwort: „Logisch!“

Die Veranstaltung stand und bereits wenige Wochen nach der Ausgabe der ersten Tickets war sie ausverkauft. Ein Helferteam von rund 70 Personen wirbelten beim Auf- und Abbau, Licht, Ton, bei der Getränkeorganisation, beim Ausschank… Da wurden Plakate aufgehängt, T-Shirts gedruckt, Trinkbecher gefertigt, die Bürgermeisterin Susanne Stupp als Schirmherrin mit ins Boot genommen… Sogar an den Mitschnitt der Rocknacht hatten die Veranstalter gedacht. Auf der Empore hatte Kameramann Claus Barteczko sechs Kameras installiert, aus der die besten Szenen filmisch zusammengefasst werden.

„Wir sind zutiefst gerührt. Die Leute wurden von Corona gebeutelt, aber die Spendenbereitschaft ist ungebrochen“, so Manni Becker nach dem Konzert. Und Lolly ergänzt: „Ich bin nicht nur gerührt, ich bin überwältigt. Wir hatten Sponsoren, die uns vor fünf Jahren 100 Euro gespendet hatten, heute sind es 300! Das ist so unglaublich!“ Unglaublich ist das, was diese Musikfreunde auf die Beine gestellt haben! Chapeau! Und das große Ziel - die 30.000 Euro für die Deutsche Krebshilfe? „Wir müssen noch einen Kassensturz machen. Das Equipment für Ton- und Lichtanlage, mit Versicherung war doch, trotz guter Konditionen, recht kostenintensiv. Wir müssen aber auch noch die vielen Spendendosen auszählen. Nach dem jetzigen Stand sage ich mal: „Ja, wir sollten das Ziel erreicht haben!“

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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