Ärger im Frechener Karneval
Heftiger Streit um Hofburg
Die Session hat noch nicht begonnen und trotzdem gibt es schon Ärger im Frechener Karneval. Der Grund: Zwei zukünftige Regenten haben die gleiche Gaststätte als Hofburg angefragt, doch nur eine Tollität darf dort Hof halten.
Es hätte so schön sein können: Der Frechener Karneval hatte sich im Vorfeld der Karnevalssession 2023/2024 so modern und weltoffen wie nie präsentiert.
Die Zuggemeinschaft „Bachem bliev Bachem“ präsentierte im Frühjahr mit Andreas Müller den ersten Karnevalsprinzen mit Down-Syndrom und das Festkomitee Frechener Karneval (FFK) mit Elke Sodt-Busch von den Rhein-Erft-Perlen die erste Prinzessin der Stadtgeschichte.
Einem strahlenden Neuanfang - nach zwei Corona-Sessionen und einer mancherorts holprigen Rückkehr in den Sitzungskarneval - stand nichts mehr im Wege.
Doch jetzt das: Auf Facebook spaltet ein Beitrag der Bachemer Karnevalsgesellschaft „Jeck im Rän“ die lokale Karnevalsszene.
Die Gesellschaft des designierten Bachemer Prinzen „Andy I.“ gibt an, bereits im Frühjahr mit der Gaststätte „Grachtenhof“ vereinbart zu haben, dass ihre Tollität diese als seine Hofburg nutzen könne. „Aufgrund der bestandenen Zusage der Lokalität wurden Termine vereinbart und auch im Kalender der Ortsgemeinschaft Bachem im Mai veröffentlicht“, schreibt die KG.
Doch da haben sie sprichwörtlich „die Rechnung ohne den Wirt gemacht“: Auch die designierte Frechener Karnevalsprinzessin Elke Sodt-Busch, ebenfalls in Bachem wohnhaft, fragte im Frühsommer den Grachtenhof als Hofburg an und erhielt eine Zusage. „Ich wusste nichts von getroffenen Vereinbarungen und habe einfach angefragt, ob ich im Stammlokal unseres Vereins Hofburg beziehen könnte. Als ich die Zusage bekam, habe ich mich sehr gefreut“, erklärt die Prinzessin in spe dem Wochenende.
„Es gab im Frühjahr nur eine Anfrage der Bachemer, keine Buchung“, verteidigt sich Ksenija Grubisic, Pächterin des Grachtenhofs. Bei der Vorstellung des Bachemer Prinzen in ihrem Lokal hätte jemand aus dessen Gefolge nur einmal gefragt: „Seid ihr in einem halben Jahr noch hier?“ Danach hätte es keine weiteren Absprachen gegeben. Als dann Elke Sodt-Busch anfragte, habe man gerne zugesagt.
Der daraus resultierende Streit der Karnevalisten sowie die Enttäuschung des zukünftigen Bachemer Prinzen, der plötzlich ohne Hofburg dastand, tut Ksenija Grubisic „sehr, sehr leid“. Die aktuelle Situation sei „wirklich schrecklich“.
„Schon seit vielen Jahren dürfen die Bachemer Tollitäten das Haus Grachtenhof als ihre Hofburg bezeichnen, und das nicht nur, aber erst recht, seitdem der Grachtenhof die letzte Kneipe in Bachem ist“, erklärt die Zuggemeinschaft „Bachem bliev Bachem“ enttäuscht. Aufgrund der fehlenden Optionen hätte sie auch einer doppelten Hofburg-Nutzung zugestimmt.
Gegen zwei Tollitäten in einer Gaststätte spricht sich aber das Festkomitee Frechener Karneval aus. „Das geht einfach aus Platzgründen nicht“, erklärt FFK-Präsident Ralf Inden. Würden beide Tollitäten an den Wochenenden mit ihrem gesamten Hofstaat einziehen, würde es im Grachtenhof zu eng.
„Den Umstand, dass die designierte Frechener Prinzessin als Vorsitzende der Rhein-Erft-Perlen ihr Vereinslokal im Haus Grachtenhof in Bachem hat, hätte man durchaus als Chance für einen „gemeinsamen“ Karneval oder zumindest für eine Annäherung ansehen können“, argumentiert hingegen die Zuggemeinschaft. Eine „Aufweichung der Trennung zwischen Frechen und Bachem im Karneval“ durch entsprechende Absprachen wäre, ihrer Meinung nach, wünschenswert gewesen.
Nach der ersten Fassungslosigkeit hat das Team um „Andy I.“ reagiert und das Vereinsheim des VfR Bachem angefragt. „Der Wirt freut sich bereits sehr unserem Andy die Hofburg stellen zu dürfen“, freuen sich die Bachemer Jecken.
Der zuvor öffentlich ausgetragene Streit der Karnevalisten wird auch auf Facebook diskutiert. Dort werden, wie üblich, Schuldige gesucht, Verschwörungstheorien in den Raum gestellt sowie Personen und Organisationen diffamiert. Besonders gegen die Pächter des Grachtenhofes wird gewettert. Ihnen wird Profitgier vorgeworfen. Auch zum Boykott der letzten verbliebenen Gaststätte des Ortsteils wird aufgerufen. Ebenso wird die Frage gestellt, ob eine Frechener Prinzessin ihre Hofburg nicht in Frechen beziehen müsse
„Unsere Prinzessin ist ein Bachemer Mädche, da konnten wir alle verstehen, dass sie ihre Hofburg in ihrem Heimatortsteil beziehen wollte“, erklärt dazu Ralf Inden. Zur Klärung der „unglücklichen Situation“ schlägt er ein klärendes Gespräch aller Beteiligten vor.
Denn zurück bleiben aktuell nur Verlierer: Die Diskussion um Zusagen und Vereinbarungen haben dem Grachtenhof geschadet, beide designierten Tollitäten wurde der Spaß an der kommenden Session schon ein Stück weit genommen und die Kluft zwischen den Frechener und Bachemer Karnevalisten ist wieder angewachsen.[/p]
Redakteur/in:Lars Kindermann aus Rhein-Erft |
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