70 Jahre nach der Erstkommunion
Kommunion nach dem Krieg

Zum 70. Jahrestag ihrer Erstkommunion trafen sich 16 Jubilare im Fuchsbau in Grefrath. | Foto: Kirsten D‘Angeli
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Grefrath - Ein besonderes Fest wurde im Grefrather „Fuchsbau“ gefeiert.
Lorenz Schmitz hatte die verbliebenen sechszehn Jubilare, zum vierten
Mal seit dem Goldjubiläum, eingeladen; den 70. Jahrestag ihrer
Erstkommunion zu feiern. Neun sind dieser Einladung gefolgt und
erinnerten sich mit ihm an schöne und auch schwierige Zeiten.

Vor siebzig Jahren war das freudige Ereignis mit Komplikationen
verbunden. Bevor die christliche Zeremonie von Pfarrer Franz Meurers
und Kaplan Richard Limbach durchgeführt werden konnte mussten einige
Hürden genommen werden. Am Tag der Erstkommunion hieß es zunächst
einmal heil in der Kirche ankommen.

Grefrath hatte noch kein eigenes Gotteshaus und so mussten die
Kommunionskinder zunächst in früher Morgenstunde eine halbe Stunde
Fußmarsch bis Bottenbroich auf sich nehmen.

Eigentlich ein Leichtes, aber der Glaube und die Tradition verlangten,
dass die Kinder auf nüchternen Magen ihre Erstkommunion erhielten.
„Es ist schon vorgekommen, dass den Kindern so schlecht war, dass
sie einfach umgekippt sind“, erinnert sich Schmitz.

Die Damen hingegen hatten andere lebhafte Erinnerungen. Auch damals
war es schon üblich, dass die Mädchen in weißen Kleidern und die
Jungs in dunklen Anzügen vor den Festaltar traten. Eine große
Herausforderung, denn „Wir hatten 1947 ja nichts“, weiß Liesel
Berndgen. „Es war wie in der DDR.Es gab Geld, aber keine Waren und
das Geld hatte keinen Wert“.

Damit die Mädchen aber zu ihren schönen weißen Kleidern und dem
bunten Festkleid für den zweiten Tag kamen gab es von der Gemeinde
„Bezugsscheine“.

olch ein Schein berechtigte die Familie ein Kleid kaufen zu dürfen
und die passenden Schuhe. Kränzchen und sonstiges Zubehör wurde
innerhalb der Familie weitergegeben, selbst gemacht oder ausgeliehen.

Von Glück reden konnten die, die den sprichwörtlich reichen Onkel in
Amerika hatten. So erging es Loni Porschen. „Mein Onkel hat mir
alles geschickt, was ich zur Kommunion brauchte“, erinnert sie sich
dankbar lächelnd.

Was man zur Kommunionsfeier braucht ist auch eine gedeckte
Kaffeetafel, aber auch die war nicht so einfach zu zaubern.

„Ich erinnere mich, dass meine Oma Lebensmittelmarken gesammelt hat.
Die davon gekaufte Butter wurde eingeflämmt um sie haltbar zu machen.
Zusammen mit Mehl, Eiern und Zucker wurde sie dann beim Bäcker
abgegeben, der ein großes Blech mit Streuselkuchen daraus kreierte.
Selbst den Pudding für die Füllung musste die Oma vorher selbst
kochen“, weiß Liesel noch.

„Und ich habe insgesamt dreihundert R-Mark bekommen damals, und
alles was meine Mutter für das Geld kaufen konnte war eine Flasche
Öl!“ Auch hier kam Loni besser weg. „Von meinem Kommunionsgeld
kauften meine Eltern ein Radio - und das habe ich heute noch!“

- Kirsten D’Angeli

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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