Schreibwerkstatt traf Autorin Andrea Lauer
„Küssen ist was schönes“
Frechen/Berlin - (bg). Die Schreibwerkstatt „Blattgold" der Gold-Kraemer-Stiftung
traf Andrea Lauer. Die Berliner Autorin schreibt Geschichten in
Einfacher Sprache. Für ihre Geschichte über „Olga & Marie" gewann
sie den LEA-Literaturwettbewerb.
In der Geschichte geht es ums Erwachsenwerden, lesbische Liebe und das
Küssen. Mittlerweile ist schon der 2. Band von „Olga & Marie"
erschienen. In der Schreibwerkstatt treffen sich behinderte und nicht
behinderte Menschen, um gemeinsam Texte zu schreiben. Geleitet wird
sie von der Journalistin Anja Schimanke. In der SonntagsPost
veröffentlichen wir das Interview, das Cedric Eichner, Jochen
Rodenkirchen, Susanne Sasse, Isabel Schatton, Norbert Fuchs, Ralf
Fassbender und Angelika Quiel mit der Autorin führten.
Blattgold (BG): Frau Lauer, diese zwei Mädchen, Olga und Marie, die
sich zum ersten Mal küssen wollen, sind die erfunden oder haben Sie
das selbst erlebt?
Andrea Lauer: Ich schreibe ganz selten Texte, die ich selbst erlebt
habe. Ich weiß aber, wie es sich anfühlt zu küssen, verliebt zu
sein, sich nicht zu trauen – das kommt aus mir, aber die Figuren
habe ich mir ausgedacht.
BG: Warum haben Sie sich das Thema „Küssen" ausgesucht?
Lauer: Weil Küssen etwas Schönes ist! Für den Wettbewerb sollte es
eine Geschichte in Einfacher Sprache für Erwachsene werden. Was
unterscheidet eine Geschichte für Kinder von einer Geschichte für
Erwachsene? Liebe ist ein Thema für Erwachsene und sich ablösen von
den Eltern. Beides kommt in meiner Geschichte vor.
BG: War es für Sie leicht, in Einfacher Sprache zu schreiben?
Lauer: Ich hatte überhaupt keine Lust dazu, dachte, dass es mich in
meiner kreativen Freiheit einschränken würde. Aber Einfache Sprache
ist gar nicht so leicht. Meine Geschichten behandeln auch schwierige
Themen wie Tod, Trauer, Gewalt und Konflikte zwischen Eltern und ihren
erwachsenen Kindern. Geschichten so zu schreiben, dass sie leicht
verständlich und gerne gelesen werden, ist eine Herausforderung. Am
Anfang ist es mir schwer gefallen. Jetzt mache ich nichts lieber.
BG: Wie sind Sie Schriftstellerin geworden?
Lauer: Ich war keine von denen, die schon als Kind gerne geschrieben
und sich Geschichten ausgedacht hat. Ich habe viele Jahre in sozialen
Projekten gearbeitet und mein Abitur auf dem 2. Bildungsweg gemacht.
Weil ich Deutsch als Leistungsfach hatte, konnte ich beim „Kreativen
Schreiben" mitmachen. Das war meine einzige gute Note und
offensichtlich das, was ich am besten kann. Ich weiß gar nicht, warum
mir das erst so spät eingefallen ist.
BG: Wie schreibt man gute Geschichten?
Lauer: Das wichtigste beim Schreiben ist, dass man über die Dinge
schreibt, die einem am Herzen liegen und über die man nicht so gerne
spricht. Und wenn man dasitzt und während des Schreibens weint oder
lacht, dann wird der Text gut.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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