Anton Engermann
Märtyrer oder Kotwerfer?

Die Straßenschilder hängen schon. Am Montag wird der Anton-Engermann-Weg, ein Verbindungsweg zwischen Kreuzbergstraße und Toni Ooms-Straße offiziell gewidmet. | Foto: Lars Kindermann
  • Die Straßenschilder hängen schon. Am Montag wird der Anton-Engermann-Weg, ein Verbindungsweg zwischen Kreuzbergstraße und Toni Ooms-Straße offiziell gewidmet.
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Frechen - Märtyrer oder terroristischer Kotwerfer? Die Meinungen über Anton
Engermann, einem Frechener, der unter der Nazidiktatur litt, gefoltert
wurde und viele Jahre im Konzentrationslager Sachsenhausen inhaftiert
war, gehen weit auseinander.

Bürgermeisterin Susanne Stupp wird am Montag, 5. Februar, 16 Uhr
feierlich den Anton-Engermann-Weg widmen. Der Fußweg liegt zwischen
der Kreuzbergstraße und dem neuen Wohnkomplex an der Toni Ooms
Straße.

Doch wer war dieser Anton Engermann? Für die Linksfraktion im
Frechener Rat war er ein „aufrechter Mensch“ und „überzeugter
Antifaschist“, der während der Nazizeit insgesamt elf Jahre in
Zuchthäusern und im KZ Sachsenhausen inhaftiert war und der 1933 im
Keller des Frechener Rathauses schwer gefoltert wurde.

Dramatische Fakten, die niemand anzweifelt. Doch wie schon Professor
Wilhelm Heinz Schröder, Frechener SPD Ratsmitglied und Professor für
Neuere Geschichte an der Universität zu Köln, vor dem Ratsbeschluss
im Oktober 2016 warnte: „Wir wissen zu wenig über Herrn Engermann
und sein Handeln vor der Inhaftierung.“

Etwas Licht ins Dunkel bringen die Nachforschungen des Frechener
Lokalhistorikers Egon Heeg: Engermann war Gründungsmitglied des
Frechener Rotkämpferbundes (RFB). Einer, so Heeg,
„paramilitärischen Schutztruppe der KPD, die demokratische
Ratsmitglieder und Politiker verbal und physisch terrorisierte“.

In einem Polizeibericht vom 27. April 1932 wird der Gruppe
vorgeworfen, Mauern, Häuser und Zäune beschriftet, sowie Plakate
anderer Parteien abgerissen und teilweise mit Menschenkot beschmiert
zu haben. Außerdem soll die RFB SPD-Anhänger beschimpft, bedroht und
angegriffen haben.

„Angesichts dieser Fakten vermittelt das Abstimmungsergebnis des
Rates den Eindruck, dass die heutigen Ratsmitglieder nicht mehr die
Geschichte ihrer eigenen politischen Richtung kennen. Insbesondere die
SPD nicht ihre Verfolgungsjahre durch die KPD während der Weimarer
Republik“, teilte Heeg der Stadtverwaltung und den Ratsfraktionen
vor einem Jahr schriftlich mit.

- Lars Kindermann

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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