Katharina Breuer
Mit 103 Lebensjahren noch voll im Leben
Region - „Wer hätte gedacht, dass ich einmal so alt werde?“, sagt die
Frechenerin Katharina Breuer. Sie war die allererste Bewohnerin im
Frechener St.-Katharinen-Stift, als es in 2008 nahe dem Krankenhaus
eröffnet wurde. Am Freitag, 9. März, feiert die gestandene Dame aus
Bachem ihren 103ten Geburtstag.
Katharina Breuer aus Frechen hat schon einiges in ihrem langen Leben
erlebt. Schon zu Ihrem 100sten Geburtstag hatte sie der Zeitung ihre
bewegte Lebensgeschichte erzählt und sich darüber gefreut, dass so
viele Menschen darüber an ihrem erstaunlichen Lebensweg Anteil
genommen haben. Schließlich hat sie als gebürtiges Kind der
Kaiserzeit viel zu erzählen.
Immer noch sind die Augen hellwach, das freundliche Gesicht schnell
bereit, ein Lächeln zu verschenken. Und noch immer verfolgt sie
interessiert das aktuelle Zeitgeschehen über die Medien. „Nur die
Ohren wollen nicht mehr so richtig“, bedauert sie.
„Aber ich bin froh, dass ich ansonsten gesunde Tage ohne jedwede
Schmerzen erlebe“, so Breuer. Ihr Sohn Günther staunt bei jedem der
regelmäßigen Besuche über seine eigene Mutter. „Sie ist geistig
hervorragend aufgestellt. Seit sie in 1993 einen Herzschrittmacher
bekommen hat, läuft bei ihr alles wieder rund“, beteuert der Sohn.
Blumenpflege, die Teilnahme an angebotenen Aktivitäten des Hauses und
neu gewonnenen Bekannten vertreiben ihr die Zeit. Mit einer Freundin
im Stift, die selbst bereits 99 Lenze gesehen hat, versteht sie sich
besonders gut.
Breuer: „Wir erzählen uns alles was wir erleben, teilen uns die
Zeitung und helfen uns manchmal. Gut, dass sie auch noch so fit
ist.“
Am 9. März 1915 wurde Katharina Breuer als eines von drei Kindern in
Frechen geboren. Kaiserreich, Weimarer Republik, Nationalsozialismus
sowie sämtliche mit politischen Systemen verbundene Krisen und
Aufschwünge vergangener Zeiten hat sie leibhaftig miterlebt.
Ihren Vater, der nicht aus dem Krieg zurückgekehrt ist, hat sie nie
kennen gelernt. Trotzdem hat sie immer eine Verbindung gefühlt. 1921
wurde sie eingeschult. Ihre Mutter versorgte in dieser Zeit drei
Kinder alleine. „Mit ihr lief ich morgens um 6 Uhr schon zur Schule,
um die Kohleöfen dort anzuwerfen“, erzählt sie. „Dafür gab es
ein wenig Geld extra – es war ja nicht viel da zu dieser Zeit.“
Überhaupt erinnere sie sich an viel anstrengende körperliche
Arbeit.1934 heiratete sie. Auch dies war eine Krisenzeit mit hoher
Arbeitslosigkeit. 1939, wieder galt es einen Krieg durchzustehen,
brachte sie Sohn Günther zur Welt. 1942 erlebten Mutter und Sohn die
Evakuierung nach Schlesien und ins Harz sowie 1945 die kurzfristige
Gefangenschaft des Ehemannes Hubert Breuer durch die Amerikaner. Er
kam krank aus dem Krieg zurück, erholte sich aber wieder.
Endlich begann der Neuanfang unter besseren Voraussetzungen. Hubert
Breuer fand Arbeit bei Rheinbraun. 1950 konnte die Familie ein
Eigenheim in Bachem beziehen.Katharina Breuer verdiente durch Arbeit
in der Leihbücherei und mit Näharbeiten dazu. In den 50-ern kam
schließlich der Aufschwung. Das erste Auto, die ersten Reisen nach
Österreich und Italien machten deutlich: Es geht voran.
1988 verstarb Hubert Breuer. Seine Witwe Katharina blieb bis zum sie
93. Lebensjahr im Haus wohnen. Ihr Interesse an schöner Kleidung hat
sich die ehemalige Näherin bewahrt.An ihrem Ehrentag wird sie sich -
wie auch sonst oft an ganz gewöhnlichen Tagen - wieder richtig Schale
werfen, um im kleinen Familienkreis ein langes ereignisreiches Leben
zu feiern.
- Christina Stemmermann
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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