ZUE Frechen Königsdorf
Naturschutz und Zusammenhalt in Königsdorf
Engagement und Zusammenhalt in Königsdorf: Ein Rückblick auf ein bewegtes Jahr
Frechen - Königsdorf – Ein turbulentes Jahr neigt sich dem Ende zu, geprägt von Herausforderungen, die die Gemeinschaft in Königsdorf enger zusammengeschweißt haben. Besonders die letzten Monate standen im Zeichen eines Themas, das unerwartet und mit großer Wucht die Dorfgemeinschaft beschäftigte: Die geplante Einrichtung einer Zentralen Unterbringungseinrichtung (ZUE) für 300 Geflüchtete auf dem Gelände einer Baumschule am Rande des Königsdorfer Forsts.
Am 30. September 2024 sorgte ein Artikel im Kölner Stadt-Anzeiger für Überraschung und Besorgnis. Die Stadtverwaltung kündigte in einer Pressemitteilung an, dass die ZUE kurzfristig beschlossen werden sollte. Die Nachricht verbreitete sich wie ein Lauffeuer und löste bei vielen Bürgerinnen und Bürgern Unverständnis aus. Bis dahin war das Projekt öffentlich nicht thematisiert worden.
Binnen 24 Stunden formierte sich die Initiative Königsdorf, die mit außergewöhnlichem Engagement gegen die Pläne vorging. Flyer wurden verteilt, 4200 Unterschriften gesammelt, Demonstrationen organisiert und vor allem wurde miteinander gesprochen. „Menschen, die sich vorher nicht kannten, haben gemeinsam an einem Strang gezogen“, beschreibt die Initiative die entstehende Dynamik.
Bereits am 10. Oktober fand dann eine erste Demonstration vor dem Rathaus in Frechen statt, gefolgt von einer weiteren Demo kurze Zeit später mit einem Marsch durch Königsdorf. Weitere Aktionen folgten, darunter eine Kundgebung vor dem Stadtsaal. Der Einsatz der Initiative schuf eine beeindruckende öffentliche Präsenz und machte die Anliegen der Bürgerinnen und Bürger sichtbar.
Am 18. November mündete der Protest in einer Informationsveranstaltung, organisiert von der Stadtverwaltung und der Bezirksregierung. Doch diese Veranstaltung brachte kaum die erhoffte Klärung. Viele Fragen blieben unbeantwortet, Sorgen der Anwohnerinnen und Anwohner wurden nur unzureichend adressiert.
Trotz dieser Rückschläge gibt die Initiative Königsdorf nicht auf. Hinter den Kulissen wird weiter intensiv gearbeitet: Gespräche mit der Politik, rechtliche Prüfungen, und der Austausch mit anderen Bürgerinitiativen sind nur einige der zahlreichen Aktivitäten. Der Fokus liegt dabei klar auf folgenden Punkten:
- Der geplante Standort liegt direkt am Königsdorfer Forst, einem streng geschützten Naturschutzgebiet (FFH-Gebiet Natura 2000). Die Initiative fordert nicht nur, dass alternative Standorte ernsthaft geprüft werden, sondern handelt bereits: Mit beauftragten Gutachtern untersucht sie potenzielle Flächen im Stadtbezirk und wird in Kürze erste Ergebnisse präsentieren. Ziel ist es, den Stadtverordneten unmissverständlich aufzuzeigen, dass die Stadtverwaltung entweder bewusst entscheidungsrelevante Informationen zurückgehalten hat oder diese nicht ordnungsgemäß zur Abstimmung gebracht wurden, ein Vorgehen, das die Initiative nicht hinnehmen wird
- Die Initiative kritisiert scharf, dass die Bürgerinnen und Bürger entgegen den Grundsätzen der Gemeindeordnung (§ 24 GO NRW) nicht in den Entscheidungsprozess einbezogen wurden. Diese sieht ausdrücklich vor, dass die Einwohnerinnen und Einwohner bei wichtigen Planungen und Vorhaben frühzeitig informiert und angehört werden sollen. Der Umgang mit dem ZUE-Projekt verstößt nach Auffassung der Initiative gegen diesen Grundsatz der Bürgerbeteiligung und untergräbt das Vertrauen in die Transparenz und die demokratischen Prozesse der kommunalen Verwaltung.
- Die Informationsveranstaltung im November wurde von vielen als enttäuschend empfunden, da zahlreiche Details zu den geplanten Maßnahmen unklar blieben. Besonders kritisch wurde angemerkt, dass die Polizei bereits im Vorfeld auf den Personalmangel hingewiesen hatte, was hoffentlich bei der Planung ausreichend berücksichtigt wird. Zudem enthielten die vorgelegten Unterlagen fehlerhafte und unvollständige Zahlen und Fakten, was die Glaubwürdigkeit und Transparenz der Präsentation weiter infrage stellte.
- Das vorgestellte Konzept der Bezirksregierung wird als unzureichend bewertet, vor allem wegen der begrenzten Betreuung vor Ort. Gleichzeitig wurde kritisiert, dass sich private Firmen an den ZUEs finanziell bereichern, während die Qualität der Betreuung und die Versorgung der Menschen auf der Strecke bleiben. Dieses Ungleichgewicht wirft Fragen zur Sinnhaftigkeit und Ethik der aktuellen Planungen auf.
Die Initiative hat sich neu aufgestellt und geht mit Nachdruck gegen das geplante Vorhaben vor. Ein engagiertes Kernteam, unterstützt von renommierten Rechtsanwälten und unabhängigen Gutachtern, koordiniert die Maßnahmen, um das Projekt zu stoppen. Mit fundierten rechtlichen Argumenten und gutachterlichen Stellungnahmen wird jedes Mittel ausgeschöpft, um das Vorhaben abzuwenden. „Wir werden alle Hebel in Bewegung setzen“, erklärt die Initiative entschlossen und betont, dass sie nicht bereit ist, nachzugeben. Die Anwohnerinnen und Anwohner hoffen, dass durch diesen noch professionelleren Ansatz die Interessen der betroffenen Gemeinschaft und des Ortes erfolgreich verteidigt werden können.
Die letzten Wochen und Monate haben gezeigt, was gemeinsames Engagement bewirken kann. Die Initiative Königsdorf steht für Zusammenhalt, Entschlossenheit und die Überzeugung, dass Veränderungen nur gemeinsam erreicht werden können. Neben ihrem Einsatz gegen das umstrittene Vorhaben setzt sie sich auch für die Freigabe der Gerd-Berger-Straße ein und führt dazu intensive Gespräche mit den zuständigen Stellen. Gleichzeitig unterstützt die Initiative aktiv die Schule beim Neubau und der Organisation der Sporthalle der Johannes-Schule. Ihr breit gefächertes Engagement zeigt, dass sie nicht nur Widerstand leisten, sondern auch aktiv an der Gestaltung und Verbesserung der Gemeinschaft und des Miteinanders mitarbeiten möchte.
Die Frage um die geplante ZUE wird in Königsdorf unweigerlich zum zentralen Wahlkampfthema des kommenden Jahres 2025. Bereits jetzt zeichnet sich ab, dass die Art und Weise, wie die Stadtverwaltung, der Stadtrat und Bezirksregierung mit diesem sensiblen Thema umgehen, die politische Diskussion und die Entscheidungen der Wählerinnen und Wähler maßgeblich beeinflussen werden. Die Initiative Königsdorf wird sicherstellen, dass die Interessen der Bürgerinnen und Bürger nicht nur gehört, sondern auch ernsthaft berücksichtigt werden. Jeder Kandidat und jede Partei wird sich zu der mangelnden Bürgerbeteiligung, dem Umgang mit Naturschutzbelangen und der fehlenden Transparenz positionieren müssen und an diesen Punkten wird sich zeigen, wer tatsächlich die Anliegen der Bevölkerung vertritt.
LeserReporter/in:Tobias Weber aus Frechen |
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