Töpfermarkt
Neue Trends und Klassiker der Keramikkunst
Frechen - Für die veranstaltende Stiftung KERAMION ist es alljährlich eine
schwierige Herausforderung: Aus über 300 nationalen und
internationalen Bewerbern haben sie in diesem Jahr 111 Aussteller
ausgesucht, die eine ausgewogene Mischung aus Porzellan, Vasen,
Tierdarstellungen, Skulpturen, Wasserbrunnen und Schmuck zeigten und
wieder einmal die Sonderstellung des Frechener Töpfermarktes über
Stadtgrenzen hinaus begründeten.
Oft sind die Besucher bereits durch einen Rundgang über den Markt von
dem vielfältigen Angebot überrascht. Noch interessanter aber ist es,
bei einer der kostenlosen Führungen mit der Kustodin des KERAMIONs,
Christine Otto, ausgewählte Stände zu besuchen, denn man könne das
Herausragende nur erkennen, wenn man etwas darüber weiß, lautet ihr
Motto für die Führungen und gleichzeitig lerne man so auch die
Menschen hinter der Kunst kennen.
So wie Réjane Créteau. Ihre runden aber auch eckigen Vasen,
Schüsseln und Gefäße zeichneten sich durch zarte Farben wie Rosé,
Hellblau, Helllila, oder Hellgrün aus und wiesen allesamt einen
feinen Rand auf. So muteten die Keramiken nicht nur unheimlich
homogen-modern an, sondern zeigten gleichzeitig die gesamte
Farbpalette des Frühlings auf.
Und wie stellt man die eckigen Gefäße her? Die Künstlerin erklärte
den interessierten Führungsteilnehmerinnen genau den Vorgang von der
Herstellung der entsprechenden Gipsform, übers Brennen und Glasieren.
Auch das Anbringen des charakteristischen Randes mit seinen Schleif-
und Poliervorgängen erläuterte Créteau genau.
Einen kompletten Gegensatz dazu bildete das Steinzeug Geschirr von
Armin Skirde. Hier fielen den Besuchern vor allem die strichhafte
Bemalung der Tassen, Teller, Eierbecher oder Milchkrüge auf. Dekor
war ein Fach seines Studiums, erzählte Skirde den Besuchern. Später
habe er sich ein Jahr lang mit Höhlenmalereien beschäftigt und sich
schließlich davon inspirieren lassen.
„Ich habe ein genaues Bild im Kopf, dass auf das Steinzeug soll und
dann muss es flott gehen. Wenn ich zu langsam arbeite, klappt es
nicht“, so der Künstler.
Ein Vorgehen, dass Martin Mindermann wohl fern läge. Der vielfach
ausgezeichnete Künstler, dessen Arbeiten in vielen Museen ausgestellt
werden und unter anderem auch im Frechener KERAMION zu sehen sind,
behandelt jeden einzelnen Aspekt bei der Herstellung seiner
Keramik-Objekte mit äußerster Sorgfalt und Könnerschaft.
Er erläuterte den Besuchern die Grundzüge der Raku-Brenntechnik,
einer aus Japan stammenden Tradition und erläuterte detailliert, was
ihm wichtig ist: Das Zusammenspiel aus farbigen Glasuren und den
Craquelé-Strukturen der Außenhaut, feinste Haarrisse und
tiefergehende Spuren sollen für ihn ein stimmiges Bild ergeben. Bei
der Gestaltung lässt er sich gerne von der Natur inspirieren, wie
etwa einem mit Schnee bedecktem Acker, Wellenbewegungen des Wassers
oder auch mal von Pflaster-Lücken auf einem Parkplatz.
Jede weitere Station der Führung bot weitere tiefe Einblicke in die
vielfältige Keramik-Herstellung. Sie zeigte den großen Aufwand, der
beim Brennen betrieben wird, wie etwa bei Kathrin Najorka, die in
ihrer Werkstatt in der Lausitz von der Herstellung des Tons bis zum
Holzsammeln für das Befeuern des Brennofens, der fünf Tage lang, Tag
und Nacht eine konstante Temperatur halten muss, und dem Überzug
ihres Geschirrs mit Porzellan alles alleine macht. An der letzten
Station überraschte dann Stephan Aißlinger mit der Vielfältigkeit
seiner Arbeiten. Von der Keramikplatte eines Bistro-Tisches bis zum
Brot-Topf in Wal-Form reichte sein Angebot.
Die Teilnehmerinnen der Führung waren restlos begeistert, so etwa Ute
Breitenbroich und ihre Freundin Elke Besm. Sie sind seit Jahren
regelmäßige Besucherinnen des Töpfermarktes. Da sie früher selbst
getöpfert haben, interessieren sie sich sehr für die verschiedenen
Arbeitsweisen und Techniken und wissen deshalb genau, wie viel Talent
und Kunstfertigkeit hinter den Objekten steckten. „In den früheren
Jahren war vielfach auch Kitsch dabei. Jetzt überwiegt eindeutig
Kunst“, lautete ihr einhelliges Urteil.
- Magdalena Marek
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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