Parkhaus Josefstraße
„Parkhaus wurde sträflich vernachlässigt“

Das Parkhaus Josefstraße war in dieser Woche für zwei Tage komplett gesperrt. | Foto: Lars Kindermann
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  • Das Parkhaus Josefstraße war in dieser Woche für zwei Tage komplett gesperrt.
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Frechen - Das Parkhaus Josefstraße und der längerfristige Wegfall von 200
kostenfreien Parkplätzen sind mal wieder Streitthema zwischen
Stadtverwaltung, Politik und den Frechener Geschäftsleuten.

„Untersuchungen eines Ingenieurbüros haben deutlich gemacht, dass
statische Ertüchtigungen kurzfristig notwendig geworden sind“,
teilte die Pressestelle Ende letzter Woche mit und kündigte eine
vorrübergehende Komplettsperrung des Parkhauses für zwei Tage an.

„Im Parkhaus werden zunächst für die Dauer von einem Jahr
Sperrgitter und Schwerlaststützen aufgestellt. Die
Sicherungsmaßnahme führt zu einer Reduzierung des
Parkplatzangebotes. Insgesamt bleiben aber nach der Sicherung 132
kostenlose Parkplätze erhalten“, so die Stadtverwaltung weiter.

Im Parkhaus seien wiederholt Konstruktionsmängel aus der Bauzeit
Anfang der 1980-er Jahre offensichtlich geworden. Neben bekannter
Konstruktionsmängel seien kurzfristig noch mögliche Schäden an den
Decken- und Rampenplatten festgestellt worden.

„Die mangelhafte Abdichtung könnte an diesen Stellen dazu geführt
haben, dass aufgebrachtes Tausalz in der Winterzeit in das Bauwerk
eingedrungen ist und dort die Träger geschädigt hat“, heißt es in
der Pressemitteilung. Weitere Untersuchungen würden jetzt Klarheit
darüber bringen, ob das Parkhaus nach der Grundsicherung noch für
ein Jahr genutzt werden könne, oder ob die Gutachter keinen sicheren
Betrieb mehr gewährleisten könnten.

Mit „großer Sorge“ reagieren die Geschäfte der Innenstadt auf
den Wegfall von 200 Parkplätzen. „Nachdem sich der Aktivkreis seit
Jahren für den Erhalt und die Sanierung des Parkhauses stark gemacht
hat, ist es mehr als bedauerlich, dass in den letzten Jahren außer
kleineren Schönheitsreparaturen am Treppenhaus keinerlei Aktivitäten
einer Instandhaltung und -setzung zu verbuchen waren“, erklärt
Peter Metz, 1. Vorsitzender des Aktivkreis Frechen.

Vor zwei Jahren, als Pläne aus dem Rathaus bekannt wurden, das
Parkhausareal an einen Investor zu verkaufen, sammelte der
Zusammenschluss Frechener Unternehmen über 4000 Unterschriften für
den Erhalt des ungepflegten Betonkonstrukts. Metz: „Welche Bedeutung
das Parkhaus für die Stadt hat, kann man regelmäßig am Füllgrad
des Parkhauses erkennen.“

Der Aktivkreis ist überzeugt, dass die Stadtverwaltung am maroden
Zustand des Gebäudes ihren Anteil hat. Metz: „Das Parkhaus hätte
seit Jahren regelmäßig gewartet und instandgehalten werden müssen.
Jedoch waren nie Gelder hierfür im Haushalt vorgesehen. Das Parkhaus
wurde sträflich vernachlässigt. Man hat den Eindruck, dass Parken
etwas ist, für das es sich nicht lohnt, Geld zu investieren. Hier war
das Stadtkassensäckel zu feste zugeschnürt.“ Auch der Zeitpunkt
der Sicherungsmaßnahme sei schlecht gewählt. „In den letzten Tagen
häuften sich bei uns die Anfragen besorgter Geschäftsleute, die
jetzt, wo langsam wieder mehr Besucher in der Fußgängerzone
einkaufen können, die Möglichkeiten, nicht nur kostenfrei, sondern
überhaupt zu parken, für die Kunden wegfallen.“, so Metz weiter.

„Natürlich wünsche sich auch der Aktivkreis eine autofreie,
fahrradfreundliche und vom ÖPNV perfekt angebundene City“. Doch die
Kunden kleinerer Städte im Speckgürtel von Metropolen, seien vorerst
weiterhin auf das Auto angewiesen. Der Aktivkreis hofft jetzt, dass
die fehlenden Parkflächen kompensiert werden können und schlägt der
Stadt die Anmietung der kostenpflichtigen Parkplätze der Tiefgarage
an der Dr.-Tusch-Straße vor.

Metz: „Sollte es zu einer dauerhaften Schließung des Parkhauses
kommen, sehen wir die Innenstadt und die Einzelhändler in großer
Gefahr.“ Der Aktivkreis befürchtet eine „anhaltende
Abwärtsspirale für die Frechener City“. Schon jetzt hätten
Geschäftsleute geplante Investitionen in die Erneuerung ihrer
Ladenlokale zurückgesellt und damit begonnen, sich im Umland nach
geeigneteren Standorten umzuschauen.

„Das ist schlichtweg skandalös! Die Verwaltung hat die Politik nach
meinem Eindruck jahrelang hingehalten und durch Untätigkeit und
Ignoranz geglänzt“, ärgert sich Dieter Zander,
Fraktionsvorsitzender der Perspektive für Frechen.

Nach einem Gutachten aus dem März 2019 sei das Parkhaus mit seinen
332 Stellplätzen ein wesentlicher Bestandteil des Frechener
Parkraumkonzeptes. Zander. „Das Gutachten enthält auch deutliche
und unmissverständliche Hinweise, dass Qualitäts- und
Sicherheitsstandards nicht den aktuellen Anforderungen entsprechen.
Weshalb ist da verwaltungsseitig nicht reagiert worden?“

Der Vorschlag der Perspektive im Jahr 2020 dringende
Sanierungsmaßnahmen am Parkhaus durchführen zu lassen habe leider
keine politische Mehrheit im Stadtrat gefunden.

Die aktuelle Presseerklärung der Stadt zum Zustand des Objektes käme
einer Bankrotterklärung gleich.

Trotz Kenntnis des Gesamtzustandes habe man im Rathaus anscheinend die
Augen geschlossen. Zander: „Bei der Mängelliste ist ein Abriss sehr
wahrscheinlich und mutmaßlich die wirtschaftlichste Alternative. Im
aktuellen Haushaltsentwurf sind, ja man glaubt es kaum, keine
Finanzmittel eingestellt. Anscheinend ist das Parkhaus für den
Kämmerer ein Tabuthema.“ Um gravierende Auswirkungen für die
Fußgängerzone zu verhindern, sei schnelles Handeln gefragt.

„Angesichts der unterschiedlichen Auskünfte, die wir in den
vergangenen Jahren auf unsere Anfragen zu Erhaltungszustand und
Sanierungskosten des Parkhauses Josefstraße erhalten haben, bitten
wir darum, den Mitgliedern des Rates Einsicht in die diesbezüglichen
Gutachten und Akten zu gewähren“, fordert Bernhard von Rothkirch,
Fraktionsvorsitzender der FDP Frechen, in einem Schreiben an
Bürgermeisterin Susanne Stupp.

Im Jahre 2019 sei seiner Fraktion mitgeteilt worden, dass das Parkhaus
„grundsätzlich betriebsbereit und verkehrssicher“ sei und das die
Verwaltung im darauf folgenden Bau- und Vergabeausschuss einen
Bedarfs- und Ablaufkonzept für die Sanierung des Parkhauses
vorstellen würde. Von Rothkirch: „Heute lernen wir: Das Parkhaus
ist nicht betriebsbereit und verkehrssicher und auf das Bedarfs- und
Ablaufkonzept warten wir seit über einem Jahr.“

„Die Ergebnisse der gutachterlichen Ermittlung verpflichten uns zum
sofortigen Handeln“, erklärt Stadtsprecher Thorsten Friedmann den
unglücklichen Zeitpunkt der zweitägigen Sperrung. Es sei allerdings
richtig, dass in den zurückliegenden Jahren keine größeren
Investitionen in das 41 Jahre alte Bauwerk geflossen seien. Friedmann:
„Nichts desto trotz haben wir die Betriebsfähigkeit immer noch
sicherstellen können. Aus dem laufenden Haushalt haben wir meist
Reparaturen erledigt. Oft haben wir uns hierbei um die Behebung von
Vandalismus-Schäden kümmern müssen.“ Heute wisse man, dass schon
beim Bau des Parkhauses Fehler gemacht wurden. „Eben diese Fehler
wurden über die Jahrzehnte mal mit größerem und mal mit kleinerem
Aufwand teilweise behoben. So hat es nur wenige Jahre nach dem Bau
bereits nachträgliche Verstärkungsmaßnahmen an mehr als 45
Auflagern gegeben. In späteren Jahren erfolgten Reparaturen an den
Rampen und anderen Bauteilen“, so Friedmann abschließend.

- Lars Kindermann

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