OP-Material für die Ukraine
„Perfusor kam leider zu spät“
Mit einer Geldspende in Höhe von 3.400 Euro und elf Kartons Süßigkeiten unterstützt die Gemeinschaftsgrundschule Grefrath das Ukraine-Hilfsprojekt „Sophie“.
Frechen-Grefrath. Für schnelle Hilfe vor Ort in der Ukraine sorgen gemeinsam die Gemeinschaftsgrundschule (GGS) Grefrath und das „Hilfsprojekt Sophie“ von Harald Fischer.
Während die Politik noch über das Für- und Wider von Waffenlieferungen ins Kriegsgebiet und die Sinnhaftigkeit von Politikerreisen nach Kiew diskutiert, kümmern sich viele ehrenamtliche Helfer um die Versorgung der Kriegsopfer im umkämpften Gebiet und den Transport von Flüchtenden aus der Ukraine.
Bereits 27 Transporter voll mit Lebensmitteln und medizinischen Material haben der Habbelrather Harald Fischer und sein Team an die polnisch-ukrainische Grenze gebracht. Tatkräftig unterstützt wurden sie dabei von den Feuerwehren aus Schleiden, Mechernich, Zülpich und Euskirchen. Auf dem Rückweg haben sie 119 Kriegsgeflohene zu ihren Verwandten und Bekannten in Polen und Deutschland gefahren.Die nächste Tour ist für Mittwoch, 18. Mai geplant. Für die Fischers soll es die letzte sein: Die Spendenbereitschaft lässt langsam nach, die langen Fahrten und das viele Organisieren, Telefonieren und Sortieren haben Harald und Beate Fischer sowie ihr kleines Orga-Team an ihre Grenzen gebracht. Ihr aufgebautes Netz an ehrenamtlichen Helfern aus der Region und Ansprechpartner vor Ort soll aber auch in Zukunft für Hilfstransporte genutzt werden.
Aktuell fehlt es in den Feldlazaretten und in den Krankenhäusern vor Ort besonders an intensiv-medizinischem Material. „Wir bringen unsere Spenden bis an die Grenze, dort werden sie in Empfang genommen und bis tief hinein in die Ukraine gebracht“, erklärt Harald Fischer. Bei der letzten Tour habe ein ukrainischer Arzt sogar vor Dankbarkeit geweint, als sie ihm mehrere Kisten mit OP-Material, gespendet von einem Krankenhaus aus der Region, übergeben konnten.
„Es fehlt eigentlich an allem“, weiß Beate Fischer, die von Habbelrath aus die Touren organisiert, Sachspenden anfragt und sie in der heimischen Garage für den Abtransport vorbereitet. Als für ein Kleinkind mit einer Schrapnell-Verletzung ein Perfusor (Spritzenpumpe) zur kontinuierlichen Verabreichung von Schmerzmedikamenten benötigt wurde, kontaktierte sie alle – ihr bekannten – Ärzte. Über den Anästhesisten eines Gynäkologen konnte das benötigte Gerät beschafft werden. Beate Fischer: „Für das Kind kam der Perfusor leider zu spät. Es hat es nicht geschafft. Aber vor Ort sind solche Sachspenden sicherlich bestens aufgehoben.“
Für einen Ukrainer mit schwersten Verbrennungen konnte sie einen Platz auf einer Intensivstation in Münster organisieren. Der Krankentransport geschah unkonventionell und schnell über einen Sportflieger.Bis zur Abfahrt in der kommenden Woche heißt es jetzt wieder Telefonieren, Nachfragen, Einkaufen sowie Transportfahrzeuge und Fahrer organsieren. Neben medizinischem Material – vom Nahtmaterial über OP-Besteck bis hin zu Inkontinenzunterwäsche – wird auch Milchpulvernahrung für Babys benötigt. Krankenhäuser, Arztpraxen, Sanitätshäuser, Apotheken, Drogerien und Privatpersonen, die das „Hilfsprojekt Sophie“ mit Sach- oder Geldspenden unterstützen wollen, können sich mit Harald Fischer per E-Mail an: h-fischer@t-online.de in Verbindung setzen.
Getan haben dies auch die Schüler der GGS Grefrath: Bei ihrem Spendenlauf rund um den Dorfplatz drehten sie insgesamt 3.390 Runden und erliefen so Spendengelder in Höhe von 6.800 Euro.
Mit der Hälfte des Geldes wird das kostenintensive Zirkusprojekt der Schule mitfinanziert, mit der anderen Hälfte unterstützt die GGS, die aktuell vier Kinder aus der Ukraine unterrichtet, das Hilfsprojekt Sophie.
Bei der Scheckübergabe vor dem passenderweise blau-gelben Zirkuszelt hielt die Elternpflegschaft der GGS noch eine weitere Überraschung für die Ukrainehelfer bereit: Elf prall gefüllte Kartons mit Süßigkeiten. Diese hatte die Schule bei der Kamelle-Aktion „Jeckes Klassenzimmer“ des designierten Frechener Karnevalsprinzen „Werner I.“ Mörs gewonnen.
Jetzt sollen die Schokoriegel den Alltag der Helfer und Flüchtenden an der polnisch-ukrainischen Grenze etwas versüßen.
Redakteur/in:Lars Kindermann aus Rhein-Erft |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.