Absage der Stadtranderholung - Teil 2
Rücknahme der Absage oder Alternativangebot
Frechen - Die – aufgrund der Corona-Pandemie – abgesagten
Stadtranderholungen in den Sommerferien schlagen politisch weiterhin
hohe Wellen. Während auf Facebook Wochenende-Leser großes
Verständnis für die Entscheidung der Stadtverwaltung zeigen, hagelt
es aus der Politik harrsche Kritik. Besonders überrascht zeigen sich
die Parteien, dass sie im Vorfeld nicht in die Entscheidungsfindung
der Stadt einbezogen wurden. Nach Perspektive für Frechen, FDP und
SPD (wir berichteten), haben sich jetzt auch die LINKE und
Bündnis90/Die Grünen zu dem Thema geäußert.
Die Frechener Linksfraktion will die Absage „so nicht hinnehmen“.
Sie will erwirken, dass die Absage in der nächsten Sitzung des
Stadtrates zurückgenommen wird.
Die, von der Stadt gegebene Begründung der Absage, mit Verweis auf
die derzeitige Coronaschutzverordnung, ist für den LINKE-
Fraktionsvorsitzenden Jürgen Ulbricht nicht haltbar: „Das
Familienministerium NRW hat mit einer Pressemitteilung vom 6. Mai
ausdrücklich erklärt, dass ab dem 30. Mai Ferienmaßnahmen,
vornehmlich ortsnah, aufgenommen werden können.“ Kinder und Eltern
hätten unter durch KiTa- und Schulschließungen, sowie durch die
Sperrungen der Spielflächen besonders gelitten.
Ulbricht: „In besonderem Maße gilt dies für Kinder aus prekären
Lebensbedingungen, die durch die Umstellung auf Online-Unterricht
Nachteile erfahren haben, da sie meist nicht über den Raum und/oder
die Technik wie andere Kinder verfügen und auch die Eltern oft nicht
unterstützen konnten.“
Die Sommerferien böten einen idealen Zeitraum, um Kindern ein
interessantes wohnortnahes Angebot zu machen und so eventuelle
Defizite durch die Schulschließungen auszugleichen. „Viele Angebote
können im Freien gestaltet werden, was sowohl die Einhaltung von
Schutzmaßnahmen ermöglicht als auch der Gesundheit der Kinder
dient“, ist Ulbricht überzeugt.
Auch die Grünen, bis vor wenigen Monaten noch Teil einer
Ratskoalition aus CDU, FDP und Bündnis90/Die Grünen, wurden von der
Absage überrascht. Miriam Erbacher, Fraktionsvorsitzende und
Bürgermeisterkandidatin der Frechener Grünen sowie Lehrerin am
Frechener Gymnasium, kann die Empörung der Eltern nachvollziehen:
„Kinder sind bei den Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Epidemie
besonders stark belastet. Während in den letzten Monaten viele
Arbeitnehmer ihrer Beschäftigung weiter nachgehen konnten, gab es
für Kinder starke Einschränkungen.“
Kinder bräuchten, über die Familie hinaus, soziale Kontakte, um sich
entwickeln zu können. Erbacher: „In der Kindheit wird das
Sozialverhalten geprägt. In vielen Familien ist die Lage sehr
angespannt, besonders häufig sind Mütter und Alleinerziehende
betroffen. Schon in normalen Jahren ist die Betreuungssituation in den
Sommerferienmonaten für viele schwierig. Und nicht wenige werden für
eine Urlaubsreise in diesem Jahr einfach kein Geld haben.“
Nicht nachvollziehen können die Grünen, dass die Verwaltung keine
Alternativen zu ihrer Absage bereithält. Sie beantragen
„Alternativangebote“ und die Einbeziehung aller Räumlichkeiten
von Kitas und Schulen und des Freibades, sowie Park- und Waldaktionen
zu prüfen.
Miriam Erbacher fasst zusammen: „Ein größeres Infektionsrisiko
durch Kinder als durch Erwachsene wurde in Studien nicht belegt.
Selbstverständlich können alle Maßnahmen nur unter Auflage eines
Corona-Vorsorge-Konzeptes erfolgen. Dann sind sie aber in kleinen
Gruppen durchaus durchführbar.“
- Lars Kindermann
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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