Flüchtlinge in Frechen
Selbstständig auf der Suche nach Wohnraum
Königsdorf - Eine erste Bleibe haben viele der in Königsdorf lebenden
Flüchtlinge in der Gerhard-Berger-Halle gefunden. Jetzt hilft ihnen
die Initiative „miteinander-füreinander" eine richtige Wohnung zu
finden.
Natürlich waren sie froh, als sie in der Turnhalle zunächst ein
„erstes Dach über dem Kopf" hatten. Teilweise wohnen sie hier aber
schon seit über einem Jahr – und das nagt an den Nerven. Zwar gibt
es einen Sichtschutz in Form von Zelten, um einigermaßen
Privatsphäre zu ermöglichen, aber der ist nur aus dünnem Zelttuch.
Viele Menschen müssen sich hier nicht nur die sanitären Anlagen,
sondern auch eine Kochmöglichkeit teilen. Und selbst wer an anderer
Stelle in Königsdorf untergekommen ist, wie etwa einem alten
Umspannwerk, hat es nicht viel besser: „Es ist menschenunwürdig. Da
würde keiner von uns unterkommen wollen", sagt Thomas Esser, der sich
bei „miteinander-füreinander" engagiert.
Zwar hat die Stadt Frechen für die ersten Dezember-Wochen den Umzug
der in Königsdorf lebenden Flüchtlinge in das Containerdorf in
Frechen angesetzt, aber auch das könne nur eine vorübergehende
Lösung sein, meint Esser. Er kennt die meist männlichen,
alleinstehenden Jugendlichen inzwischen ganz gut. Damit sich ihre
prekäre Wohnsituation bessert, haben er und seine Mitstreiter nun
angefangen, den jungen Erwachsenen zu zeigen, wie sie selbst auf
Wohnungssuche gehen können.
Einige von ihnen können sich bereits nach einem Jahr verschiedener
Deutsch-Kurse gut verständigen. Esser zeigt ihnen die im Internet und
Zeitungen relevanten Immobilienseiten. Vor allem aber erklärt er
ihnen den Dschungel aus Anträgen und Formularen, die notwendig sind,
um als anerkannter oder nicht anerkannter Flüchtling eine Wohnung zu
mieten. „Heute zeige ich ihnen wie sie an eine Schufa-Auskunft und
einen Wohnberechtigungsschein kommen und auch, wie sie eine
Mieterselbstauskunft ausfüllen", so Esser.
Die Ehrenamtlichen begleiten die jungen Leute auch mal zu einem
Besichtigungstermin, wichtig sei es ihnen aber, sie zu
Selbstständigkeit zu erziehen und nicht die Arbeit für sie zu
übernehmen.
Der Wohnungsmarkt für Sozialwohnungen oder privat vermietete
Wohnungen, die in einer vom Sozialamt genau definierten Größe- und
Preisklasse liegen, ist nicht nur für Flüchtlinge sehr klein.
Deshalb hoffen die Helfer auf private Anbieter und „Mund zu
Mund"-Propaganda. „Vielleicht entschließen sich Leute, die früher
ihren Speicher oder ihre Anliegerwohnung vermietet haben und hören,
in welcher Not sich die Leute befinden, doch diesen Wohnraum zur
Verfügung zu stellen." Gesucht werden nicht nur kleine Appartements.
Unter den Flüchtlingen sind auch Familien, ganz klassisch mit Vater,
Mutter, Kind, aber auch Tanten, die mit den Kindern ihrer nicht mehr
lebenden Geschwister nach Deutschland gekommen sind. Diese teilen sich
dann größeren Wohnraum.
Was für viele Vermieter besonders wichtig ist: Sie bekommen
pünktlich ihr Geld, denn für die nicht-anerkannten Flüchtlinge
bezahlt die Stadt Frechen, für die anerkannten das Job-Center.
Um auf die Wohnungsnot der Flüchtlinge aufmerksam zu machen, möchte
„miteinander-füreinander" gemeinsam mit den jungen Leuten
demnächst Plakate in der Stadt anbringen.
Wohnraum?
Wer selbst überlegt, Wohnraum zu vermieten, kann sich melden
unter Tel. 0 22 34 - 4 30 06 52 oder per E-Mail an:
fim.wohnungen@gmail.com
- Magdalena Marek
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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